Im Nahen Osten müssten Antragsteller in den deutschen Botschaften in Jordanien, im Nordirak oder im Libanon zu einem Termin erscheinen, sagte Korrespondentin Anne Allmeling im Dlf. Wer nach Deutschland einreisen darf, entscheidet das Bundesverwaltungsamt.
"Manche machen sich große Hoffnungen"
Viele Syrer kämen ins libanesische Beirut, um den Antrag zu stellen. Beirut liegt nur rund 100 Kilometer von Damaskus entfernt. "Manche machen sich große Hoffnungen, nach Deutschland zu kommen", sagte Allmeling und nannte beispielhaft den Vater, der seinen Sohn mit seinem Bruder nach Deutschland schickte, aber nicht genug Geld hatte, um selbst mitzukommen.
Unverständnis über die deutsche Deckelung des Familiennachzugs gebe es unter den Syrern in Beirut eher nicht, sagte Allmeling. Viele hätten ihr gesagt, 1.000 Personen pro Monat seien eine vernünftige Begrenzung, um die Neuankömmlinge in Deutschland auch unterzubringen.
Den von ihr befragten Syrern gehe es um "eine gewisse Ordnung", ein Dach über dem Kopf, eine Zukunft für ihre Kinder und einen Verdienst, berichtete Allmeling. Die meisten, die nicht nach Europa können, hätten sich im Libanon eine Arbeit etwa als Kellner, Handwerker oder als Kurier gesucht.
Mancher habe sich regelrecht eine neue Existenz aufgebaut, sagte Allmeling. In Beirut hätten viele kleine Geschäfte mit Namen wie "Damaskus", "Haus Aleppo" oder "Unser schönes Land" aufgemacht, die etwa die Süßigkeiten verkauften, für die Syrien berühmt sei.
Toleranz gegenüber Flüchtlingen sinkt im Libanon
Die Toleranz der Libanesen gegenüber den syrischen Flüchtlingen im Land ändere sich allerdings. "Die Libanesen haben die Syrer erst einmal bereitwillig aufgenommen", sagte Allmeling. "Aber mittlerweile stöhnten hier auch viele über die vielen Flüchtlinge. Manche machen die Syrer verantwortlich für mehr Kriminalität im Land. Andere schimpfen darüber, dass sie ihnen die Jobs wegnehmen. Und viele Libanesen hoffen, dass die Syrer bald zurückgehen in ihre Heimat."
Das sei auch der Plan der libanesischen Regierung. In den vergangenen Wochen seien bereits Hunderte Flüchtlinge nach Syrien zurückgekehrt, angeblich freiwillig, berichtete Allmeling. Dazu seien aber nicht alle bereit. Ein Teil der Flüchtlinge habe im Libanon Arbeit und sehe in der Heimat keine wirtschaftliche Perspektive. Daher würden in den nächsten Wochen voraussichtlich mehr alte Frauen und Kinder denn junge Männer nach Syrien zurückgehen.