Sophia Zilip-Han hat Hoffnung. Sie glaubt an die Zukunft Yalas, an die Zukunft der Hauptstadt der gleichnamigen, südlichsten Provinz Thailands. Deshalb überwacht Sophia in diesen Tagen die Handwerker, die den Verkaufstresen in ihrem neuen Inneneinrichtungsladen im Zentrum Yalas bauen und die Wände streichen:
"Ich denke, Yala hat eine Zukunft, auch wenn die Gewalt weiter eine tägliche Erfahrung ist und viele Menschen geflüchtet sind. Aber ich weiß, dass viele wieder zurückkommen und erneut hier leben wollen."
Sophia ist Muslimin, eine die den Terror der verschiedene Rebellengruppen nicht unterstützt. Aber sie weiß, dass viele ihrer Nachbarn sich ungerecht behandelt fühlen von der thailändischen Zentralregierung in Bangkok und daher mit den Separatisten etwa der Barisan Revolusi Nasional, die jetzt am Verhandlungstisch sitzt, sympathisieren.
"Es gibt Unterstützung auf verschiedenen Ebenen, aber niemand wird darüber reden, die Unsicherheit ist viel zu groß, vor allem gegenüber Fremden."
Bon, Chai und Bun sitzen mit ihren Funkgeräten auf alten Gartenstühlen, nah an einer kleinen Kreuzung an der wichtigsten Einkaufsstraße Yalas. Die Provinz Yala ist eine der drei Regionen im äußersten Süden Thailands, nahe an Malayisa, in denen muslimische Rebellengruppen seit neun Jahren versuchen, mehr Autonomie, am besten Unabhängigkeit herbeizubomben.
Bon, Chai und Bun sind drei von zweihundert Freiwilligen in Yala, die in Sechsstundenschichten wichtige Knotenpunkte in der Stadt überwachen.
"Wir beobachten den Verkehr, wir sind Augen und Ohren hier, wir erfahren, wenn Verdächtige im Anmarsch sind. Früher war das hier eine Straße mit Spuren in beide Richtungen. Nun nur noch in eine, das lässt sich besser kontrollieren."
Die drei versehen ihre Kontrollschichten für etwas Geld, rund 5000 Bath im Monat, das sind gut 120 Euro, aber vor allem, um zu verhindern, dass zu den bereits 5000 Toten in den südlichen Provinzen noch weitere hinzukommen. Die Straße, die sie kontrollieren, die Rumit, war lange Zeit der Lebensnerv Yalas, erzählt Bun:
"Hier vorne war früher immer viel los, hier wurde immer Sonkran, das Neujahrsfest gefeiert. Mittlerweile wird es wieder etwas besser, aber es bleibt ein komisches Gefühl."
Vom alten Glanz ist nicht viel geblieben, fast alle Geschäfte sind mit Betonblöcken geschützt, die Würfel und Säulen sollen zu Bomben umfunktionierte Autos abhalten. Jiwa ist Buddhistin, sie betreibt einige Hundert Meter vom Kontrollpunkt entfernt einen Moped-Shop:
"Die ganzen Betonblöcke hier sind natürlich nicht normal, sie schränken sehr unsere Bewegungsfreiheit ein."
Buddhisten gegen Muslime, Thai gegen Malay, so kann man den Konflikt im Süden bezeichnen, und doch trifft es das nicht ganz. Ein Großteil der Einwohner Yalas ist muslimischen Glaubens, aber damit unterstützen die Mehrheit noch lange nicht den Terror. Allerdings fühlen sich alle Muslime von der buddhistisch ausgerichteten Zentralregierung in Bangkok schlecht vertreten. Die Thais, sagt Don Pathan, der in Bangkok und in Yala lebt, selber Muslim ist und für die Tageszeitung The Nation arbeitet, sind nicht liberal, nicht bereit, Zugeständnisse zu machen:
"Thailand ist eine multikulturelle Gesellschaft, mit Menschen, die ethnisch aus Kambodscha stammen, aus Laos, und immer verlangen die Thai, die thailändische Identität anzunehmen. Und das wollen die Malay hier in den südlichen Provinzen nicht. Das ist die Grundlage des Konfliktes."
Und, so der 45-Jährige, dessen Mutter Thai ist, dessen Vater aus Afghanistan stammt und der in den USA aufgewachsen ist, die Regierung verhandelt zwar - das ist gut - aber sie verhandelt mit der falschen Rebellengruppe:
"Hassan Taib, der Anführer der Rebellendelegation, ist einer der alten Kämpfer. Es gibt jetzt eine neue, junge, ziemlich unorganisierte Generation, und die hat er nicht unter Kontrolle."
Und auch Sunai Pasuk, der Thailand-Experte von Human Rights Watch in Bangkok, der die Regierung berät, hat derzeit wenig Hoffnung:
"Im Moment gibt es kaum Hoffnung auf Frieden, die Separatisten sind nicht willens, die Anschläge zu verringern und die thailändische Regierung hat es versäumt, für Gerechtigkeit zu sorgen. Durch Ungerechtigkeit, Straffreiheit für gewalttätige Militärs etwa, haben sich die Aufstände doch erst ausgebreitet."
Und die Positionen, so der Bangkoker Menschenrechtsexperte, liegen weit, sehr weit auseinander:
"Die Rebellen wollen Unabhängigkeit, die Regierung will die Souveränität des Staates sichern, das passt überhaupt nicht zusammen – und dazwischen leidet die Zivilbevölkerung weiter."
Gespräche stellen einen Wert an sich dar, aber große Erwartungen an die Friedensverhandlungen hat in Yala nahe der Grenze zu Malaysia niemand, meint auch Sophia, die kommende Ladenbesitzerin:
"In diesem Friedensprozess sind wir nur die Zuschauer, wie bei einem Theaterschauspiel. Ich habe keine große Hoffnung."
Da glauben alle in Yala schon eher an die eigene Initiative, sagt Bun, die die Straße Rumsi kontrolliert:
"Es wird vielleicht ja alles durch unsere Arbeit hier besser, es ist schließlich gut, was wir machen. Ansonsten können wir nicht über Perspektiven reden, das können nur die Politiker."
In Yala im südlichsten Zipfel Thailands sind alle schon froh, wenn die Verhandlungen nicht wieder von Bombenanschlägen der jungen, unorganisierten Rebellen begleitet werden. Und Hoffnungen, erklärt Sophia, sind immer nur für einen ganz kurzen Zeitraum wirklich sinnvoll:
"Ich kann nicht weit in die Zukunft blicken, bei aller Zuversicht, wir müssen die Lage hier Jahr für Jahr neu beurteilen."
"Ich denke, Yala hat eine Zukunft, auch wenn die Gewalt weiter eine tägliche Erfahrung ist und viele Menschen geflüchtet sind. Aber ich weiß, dass viele wieder zurückkommen und erneut hier leben wollen."
Sophia ist Muslimin, eine die den Terror der verschiedene Rebellengruppen nicht unterstützt. Aber sie weiß, dass viele ihrer Nachbarn sich ungerecht behandelt fühlen von der thailändischen Zentralregierung in Bangkok und daher mit den Separatisten etwa der Barisan Revolusi Nasional, die jetzt am Verhandlungstisch sitzt, sympathisieren.
"Es gibt Unterstützung auf verschiedenen Ebenen, aber niemand wird darüber reden, die Unsicherheit ist viel zu groß, vor allem gegenüber Fremden."
Bon, Chai und Bun sitzen mit ihren Funkgeräten auf alten Gartenstühlen, nah an einer kleinen Kreuzung an der wichtigsten Einkaufsstraße Yalas. Die Provinz Yala ist eine der drei Regionen im äußersten Süden Thailands, nahe an Malayisa, in denen muslimische Rebellengruppen seit neun Jahren versuchen, mehr Autonomie, am besten Unabhängigkeit herbeizubomben.
Bon, Chai und Bun sind drei von zweihundert Freiwilligen in Yala, die in Sechsstundenschichten wichtige Knotenpunkte in der Stadt überwachen.
"Wir beobachten den Verkehr, wir sind Augen und Ohren hier, wir erfahren, wenn Verdächtige im Anmarsch sind. Früher war das hier eine Straße mit Spuren in beide Richtungen. Nun nur noch in eine, das lässt sich besser kontrollieren."
Die drei versehen ihre Kontrollschichten für etwas Geld, rund 5000 Bath im Monat, das sind gut 120 Euro, aber vor allem, um zu verhindern, dass zu den bereits 5000 Toten in den südlichen Provinzen noch weitere hinzukommen. Die Straße, die sie kontrollieren, die Rumit, war lange Zeit der Lebensnerv Yalas, erzählt Bun:
"Hier vorne war früher immer viel los, hier wurde immer Sonkran, das Neujahrsfest gefeiert. Mittlerweile wird es wieder etwas besser, aber es bleibt ein komisches Gefühl."
Vom alten Glanz ist nicht viel geblieben, fast alle Geschäfte sind mit Betonblöcken geschützt, die Würfel und Säulen sollen zu Bomben umfunktionierte Autos abhalten. Jiwa ist Buddhistin, sie betreibt einige Hundert Meter vom Kontrollpunkt entfernt einen Moped-Shop:
"Die ganzen Betonblöcke hier sind natürlich nicht normal, sie schränken sehr unsere Bewegungsfreiheit ein."
Buddhisten gegen Muslime, Thai gegen Malay, so kann man den Konflikt im Süden bezeichnen, und doch trifft es das nicht ganz. Ein Großteil der Einwohner Yalas ist muslimischen Glaubens, aber damit unterstützen die Mehrheit noch lange nicht den Terror. Allerdings fühlen sich alle Muslime von der buddhistisch ausgerichteten Zentralregierung in Bangkok schlecht vertreten. Die Thais, sagt Don Pathan, der in Bangkok und in Yala lebt, selber Muslim ist und für die Tageszeitung The Nation arbeitet, sind nicht liberal, nicht bereit, Zugeständnisse zu machen:
"Thailand ist eine multikulturelle Gesellschaft, mit Menschen, die ethnisch aus Kambodscha stammen, aus Laos, und immer verlangen die Thai, die thailändische Identität anzunehmen. Und das wollen die Malay hier in den südlichen Provinzen nicht. Das ist die Grundlage des Konfliktes."
Und, so der 45-Jährige, dessen Mutter Thai ist, dessen Vater aus Afghanistan stammt und der in den USA aufgewachsen ist, die Regierung verhandelt zwar - das ist gut - aber sie verhandelt mit der falschen Rebellengruppe:
"Hassan Taib, der Anführer der Rebellendelegation, ist einer der alten Kämpfer. Es gibt jetzt eine neue, junge, ziemlich unorganisierte Generation, und die hat er nicht unter Kontrolle."
Und auch Sunai Pasuk, der Thailand-Experte von Human Rights Watch in Bangkok, der die Regierung berät, hat derzeit wenig Hoffnung:
"Im Moment gibt es kaum Hoffnung auf Frieden, die Separatisten sind nicht willens, die Anschläge zu verringern und die thailändische Regierung hat es versäumt, für Gerechtigkeit zu sorgen. Durch Ungerechtigkeit, Straffreiheit für gewalttätige Militärs etwa, haben sich die Aufstände doch erst ausgebreitet."
Und die Positionen, so der Bangkoker Menschenrechtsexperte, liegen weit, sehr weit auseinander:
"Die Rebellen wollen Unabhängigkeit, die Regierung will die Souveränität des Staates sichern, das passt überhaupt nicht zusammen – und dazwischen leidet die Zivilbevölkerung weiter."
Gespräche stellen einen Wert an sich dar, aber große Erwartungen an die Friedensverhandlungen hat in Yala nahe der Grenze zu Malaysia niemand, meint auch Sophia, die kommende Ladenbesitzerin:
"In diesem Friedensprozess sind wir nur die Zuschauer, wie bei einem Theaterschauspiel. Ich habe keine große Hoffnung."
Da glauben alle in Yala schon eher an die eigene Initiative, sagt Bun, die die Straße Rumsi kontrolliert:
"Es wird vielleicht ja alles durch unsere Arbeit hier besser, es ist schließlich gut, was wir machen. Ansonsten können wir nicht über Perspektiven reden, das können nur die Politiker."
In Yala im südlichsten Zipfel Thailands sind alle schon froh, wenn die Verhandlungen nicht wieder von Bombenanschlägen der jungen, unorganisierten Rebellen begleitet werden. Und Hoffnungen, erklärt Sophia, sind immer nur für einen ganz kurzen Zeitraum wirklich sinnvoll:
"Ich kann nicht weit in die Zukunft blicken, bei aller Zuversicht, wir müssen die Lage hier Jahr für Jahr neu beurteilen."