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Studie
Weniger als die Hälfte der Bevölkerung zufrieden mit Funktionieren der Demokratie

Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung bleibt die Zufriedenheit der Deutschen mit dem Funktionieren der Demokratie auf einem niedrigen, aber stabilen Niveau. Demnach gibt es allerdings steigende Sorgen und große Unterschiede innerhalb der Bevölkerung.

    Dunkle Wolken über der gläsernen Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin
    Nur knapp die Hälfte der Befragten einer Studie sind laut der Friedrich-Ebert-Stiftung zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie. (imago / Marius Schwarz )
    Im Vergleich zur vorangegangen Studie von 2019 stieg der Anteil der Befragten, die mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden sind, um zwei Prozentpunkte auf insgesamt 48,7 Prozent. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Stiftung, Fandrych, sieht angesichts der Ergebnisse einen großen politischen Handlungsbedarf.

    Soziale, regionale und politische Unterschiede

    Die Studie offenbarte deutliche Unterschiede je nach sozialer Lage, Wohnort und politischer Gesinnung der Befragten. Menschen aus der oberen Mittel- und Oberschicht wiesen mehrheitlich eine größere Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie auf, bei der Unter- oder Arbeiterschicht betrug dieser Anteil nur ein knappes Drittel. Ein ähnliches Ergebnis ergab der Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland. Politisch betrachtet waren laut Studie die Wählerinnen und Wähler der Grünen und der SPD am zufriedensten, bei besonders rechts eingestellten Befragten waren dagegen drei Viertel unzufrieden mit der Demokratie, bei Wählerinnen und Wählern der AfD gar 94 Prozent.

    Große Mehrheit blickt pessimistisch in die Zukunft

    Des Weiteren ergab die Befragung, dass die Klimaerwärmung und Hass in der Gesellschaft die meisten Sorgen auslösen. Zudem stimmten über drei Viertel zu, dass politische Probleme heutzutage kompliziert und schwer zu durchschauen seien. Der Anteil der Befragten, die "sorgenvoll und pessimistisch" in die Zukunft blicken, stieg im Vergleich zur Umfrage 2019 von zwei Drittel auf über vier Fünftel.
    Der Co-Autor der Studie, der Bonner Politikwissenschaftler Decker, sagte anlässlich der regionalen Unterschiede, dass Deutschland auch nach über 30 Jahren Einheit noch nicht ein Land sei. FES-Vorstandsmitglied Decker ergänzte, Demokratie sei keine formale Angelegenheit, sondern müsse auch liefern. Die Sehnsucht nach einfachen Antworten wachse, dies sei ein Einfallstor für Populismus.
    Nach Angaben der Friedrich-Ebert-Stiftung basiert die Studie auf einer repräsentative Befragung von mehr als 2.500 wahlberechtigten Deutschen ab 18 Jahren, die im Sommer 2022 durchgeführt wurde.
    Diese Nachricht wurde am 26.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.