Die erste Spar-Entscheidung für ein großes Theater in Deutschland – sie fällt im Münchner Stadtrat. Kulturreferent Anton Biebl erklärt sie in der Sitzung so:
"Betroffen ist der Haushalt bei den Kammerspielen nächstes Jahr mit 486.000 Euro und übernächstes Jahr mit 706.000 Euro. Ich halte diese Summe für vertretbar. Ich habe jetzt bisher heute auch noch nicht gehört, dass es irgendeine Alternative gibt."
Die Stadt München wird die Mehrkosten für steigende Gehälter, tariflich vereinbart, nicht übernehmen. Die muss das Theater aus dem eigenen Budget stemmen. Es hat noch eine Rücklage von 2,7 Millionen Euro. Daniel Veldhoen aus dem Künstlerischen Leitungsteam der Kammerspiele kritisiert den Beschluss.
"Man sollte auf jeden Fall nicht da sparen, wo gerade die Stadt wieder zusammenfinden muss, gerade nach der Pandemie, wo wir alle in unserer Wohnung saßen. Und diese Räume und die Menschen, die die Räume schaffen, auch im übertragenen Sinne, die sollten gestärkt werden und nicht bespart."
Zumal das erst der Anfang sein könnte. Im Kulturreferat rechnet man gegenwärtig mit einer Einsparung von 6,5 Prozent am kompletten Budget für das kommende – die Hauptlast sollen die städtischen Institutionen tragen, also vor allem die Theater – die Freie Szene will man schonen. Bei den Kammerspielen fürchtet man sogar 8,5 Prozent Einsparungen.
"Da sprechen wir von nahezu 60 Stellen, die es einzusparen gälte oder eben das gesamte künstlerische Budget. Beides ist nicht realistisch. Deshalb: am Ende muss man zu irgendeiner Mischrechnung kommen, die aber wirklich in die Strukturen dieses Betriebs eingreift und man das damit letztlich kaputtspart."
Gefahr der irreparablen Schäden
Der Geschäftsführer des Bühnenvereins Marc Grandmontagne hat Verständnis dafür, dass auch die Kultur einen Beitrag zur Stabilisierung der Haushalte leisten müsse, allerdings gebe es bei den relativ niedrigen Budgets der Kultur wenig Einsparpotential – und andererseits eine große Gefahr, damit in den Institutionen irreparable Schäden zu verursachen.
Er macht deutlich: Der Fall der Kammerspiele im verhältnismäßig wohlhabenden München könnte eine Vorbildwirkung für viele andere Häuser in deutschen Kommunen haben.
"Weil wenn ja die Landeshauptstadt von Bayern, die ja doch ein bisschen strahlt in Deutschland, schon solche Schritte macht, dann weiß man natürlich nicht, wie andere Städte sich verhalten werden. Und das erklärt vielleicht so ein bisschen, warum die Nerven angespannt sind."