"MylittleLOOP" nennt sich die neue französische Webplattform, die Markenartikel für den alltäglichen Bedarf anbietet: in auf Wiederverwendung konzipierten Verpackungen. Im "Loop"-Sortiment finden sich zum Beispiel die Aperitif-Kräcker des kleinen südfranzösischen Herstellers "Biscuterie de Provence". Normalerweise steckt die Ware in Wegwerfverpackungen aus Plastik oder Karton. Unternehmenschef Frank Bédouin präsentiert stolz die neue, schick designte Metallbüchse für das feine Salzgebäck:
"Der Käufer bezahlt für die Ware und die Verpackung. Gibt er die Dose zurück, erhält er den Büchsen-Pfandpreis erstattet. "Loop" liefert uns dann die leere, gereinigte Dose, die wir neu befüllen. Der Kreislauf wird nur unterbrochen, wenn ein Kunde die schöne Büchse nicht mehr hergeben möchte."
Kunden zahlen Pfand, Handel verspricht aber niedrigere Kilopreise für Waren
Der Käufer zahlt also wegen des Pfands etwas mehr. Die Ware selbst jedoch ist im Kilopreis billiger als in der Wegwerfverpackung. Geliefert wird der Online-Einkauf in einer stabilen Kunststoffbox, die gleichfalls zum Rücktransport der leeren Behältnisse dient. Die "Loop"-Einkaufsplattform bietet Zahnpasta in fester Form im Schraubglas, Olivenöl in Pfandflaschen sowie eine speziell entworfene Zahnbürste einer Marke des Multis Procter & Gamble. Dessen Frankreich-Chef ist Benjamin Binot:
"Wir haben eine Zahnbürste in Form eines schönen und langlebigen Objekts entwickelt. Der Stiel besteht aus Komposit-Material und natürlichen Mineralien, die Bürste wird aufgeklipst – ein Verfahren, das wir uns haben patentieren lassen. Der Stiel soll einhundert Bürstenwechsel lang halten. Ist die Bürste abgenutzt, wird sie von uns recycelt. Mit diesem neuen Modell wird der Plastikverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Zahnbürsten um 60 Prozent gesenkt."
Nicht dem Kunden sondern dem Eigentümer gehört die Verpackung
Die Idee zum "Loop"-System stammt von Tom Szaky, Chef von Terracycle. Sein Unternehmen recycelt seit langem all das, was normalerweise nicht recycelt werden kann, wie Kippen und Wegwerf-Babywindeln. Vor zwei Jahren hatte Szaky die Idee, wie sich Verpackungsmüll verringern lässt - von vornherein. Bei Verpackungen sei das Problem, das diese zumeist nur einmal genutzt werden.
"Der Zündfunke entsprang einem Gedanken: Warum soll man sich zum Eigentümer von etwas machen, was man gar nicht haben möchte? Möchten Sie wirklich einen leeren Getränkebehälter besitzen? Eine geleerte Chipstüte? Einen benutzten Kaffeebecher? Wenn aber der Warenhersteller Eigentümer der Verpackung bleibt, geschieht ein Wunder. Dann ist er aus finanziellen Gründen motiviert, die Verpackung langlebig zu gestalten."
Mit der Online-Einkaufsplattform "MylittleLOOP" soll ein umweltfreundlicheres Konsumverhalten beworben werden. Würde ein Behälter nur fünfmal recycelt und wiederverwendet, entspräche die Umweltbelastung durch den Transport der herkömmlicher Lieferungen von Online-Käufen, sagen die "Loop"-Verantwortlichen. Überzeugt vom neuen System ist auch Laurent Vallée, Chef der Carrefour-Gruppe, einer der größten französischen Einzelhandelsketten, ein "Loop"-Partner:
"Nach der Testphase werden wir die Waren mit nachhaltiger Verpackung auch auf unserer Einkaufsplattform anbieten, mit zusätzlichen Eigenproduktionen. Falls das ‚Loop‘-System genügend Kundschaft findet, denken wir daran, das Sortiment auch in unseren Supermärkten anzubieten."
Pfandsystem könnte auch in anderen Ländern an den Start gehen
"Loop" will die Welt erobern: In Kürze geht das System auch in New York an den Start, danach in Tokio und San Francisco. Gerade hat Tom Szaky ein weiteres Abkommen mit einer großen deutschen Einzelhandelskette geschlossen. Zuspruch und Unterstützung findet das System auch bei Elisa Tonda, die beim UN-Umweltprogramm UNEP die Abteilung Konsum und Produktion leitet:
"Wir werden sehr aufmerksam verfolgen, welche Lehren der Testlauf von Loop erbringt. Die Erfahrungen wollen wir dann weltweit bekannt machen, um andere zu inspirieren - und sie anzuhalten, das System nachzuahmen."
Nun ist der Ball im Lager der Verbraucher.