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Wenn Bananen zur Staatsangelegenheit werden

Mit Makossa, der ersten eigenen Bananen-Marke, will Kamerun ab Anfang 2010 auf den europäischen Markt kommen. Die Vorfreude auf den Exportschlager ist allerdings schon jetzt getrübt: Denn Bananen werden billiger.

Von Alexander Göbel |
    Europa liebt Bananen. Aber kaum eine Nation hat so viele Bananenfans wie Deutschland. Und die können sich ab Januar auf Makossa freuen. Die neue Banane aus Kamerun.

    Die Makossa Banane ist eine kamerunische Staatsangelegenheit. Denn sie soll von der CDC hergestellt werden, der staatlichen Entwicklungsgesellschaft in Jaunde - die Regierung will in den nächsten Jahren umgerechnet mehr als 15 Millionen Euro in Tausende Hektar Bananenplantagen investieren. Und in den nächsten Jahren die Bananenexporte in Richtung EU von 270.000 auf 400.000 Tonnen steigern. Ein ehrgeiziges Ziel, gibt Ndumbe Johnson zu, der Direktor des Bananenprojekts.

    "Wir verschiffen unsere Bananen nie ohne Zertifikat. Denn die neue Marke muss die hohen Ansprüche und die internationalen Standards erfüllen."

    Kamerunische Krummfrüchte in deutschen Obstregalen - das ist eigentlich nichts Neues. Denn für den nordamerikanischen Obstriesen Del Monte produziert Kameruns staatliche Entwicklungsgesellschaft CDC bereits seit über 20 Jahren Bananen - auch für den deutschen Markt. Doch außer den geringen Lizenzgebühren wirft der Vertrag mit dem Großkonzern kaum Gewinn ab. Und so soll Makossa die erste 100-prozentige Banane aus Kamerun werden. Weil private Unternehmen es mit Del Monte und Dole nicht aufnehmen können, tritt der Staat als Großinvestor auf. Von der Produktion mit einheimischen Farmern über die Ernte bis zum Vertrieb ist Makossa in staatlicher Hand - und natürlich mit Makossa-Etikett. Wenn es nach Henry Njalla Quan geht, dem Generaldirektor der CDC, dann wird dieses Projekt neue Arbeitsplätze, Schulen, Wohnungen und Krankenhäuser finanzieren. Und Kameruns Obstbauern gegenüber den Großproduzenten aus Übersee schützen.

    "Ich will, dass man die Makossa Banane überall kaufen kann und dass die Menschen, die sie essen, sich der harten Arbeit der Kameruner bewusst werden. Hier ist die Banane, die wirklich aus Kamerun kommt!"

    Ohne Qualitätskontrolle kein Export in die EU - und schon gar kein Vertrauen in eine neue Marke. Deswegen haben die Makossa-Produzenten sich Romain Thulliez nach Jaunde geholt - einen EU-Bananenexperten:
    "Der Bananenmarkt wächst immer weiter. Jahr für Jahr steigt das Handelsvolumen, und die Menschen essen immer mehr Bananen. Auf diesem Markt gibt es einen guten Platz für die Makossa Banane - es ist eine Marke mit Zukunft!"

    Doch ob diese Zukunft wirklich der Makossa Banane gehört, ist noch lange nicht sicher. Denn sie kommt just in der der Zeit auf den europäischen Markt, in der die EU ihren Bananenstreit mit lateinamerikanischen Produzenten beigelegt hat: Die Einfuhrzölle für die Südfrüchte aus Ecuador oder Brasilien sinken drastisch - und das bedeutet: Bananen werden billiger. Die bisher von der EU bevorzugten sogenannten AKP-Staaten, zu denen auch Kamerun gehört, bekommen heftige Konkurrenz. Die EU-Kommission will diesen Staaten mit 200 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftsbudget unter die Arme greifen, um sie auf den schärferen Wettbewerb vorzubereiten.

    Doch in Kamerun ist man misstrauisch. Übergangshilfen der Europäer, so heißt es in Kreisen von Entwicklungsexperten, würden oft angeboten, nur so gut wie nie verbindlich zugesagt. Und so bleibt einzig und allein der Glaube an den Bananenmarkt. Und das Vertrauen in das eigene Produkt - die erste Banane, auf der Kamerun draufsteht und Kamerun drin ist.