Über Jahrhunderte hinweg standen Pyrenäensteinböcke ganz hoch in der Gunst der Jäger. So hoch, dass 1989 schließlich nur noch ein Dutzend der schönen, großen Tiere übrig war. Im Jahr 2000 erschlug ein Baum die letzte ihrer Art: Celia. Um die Uhr zurückzudrehen, entnahm ihr ein Tierarzt einige Zellen und fror sie ein:
"Drei Jahre später tauten die Forscher einige Zellen auf und benutzen sie für das Klonen. Hunderte von Embryonen entstanden, die zu einer einzigen Schwangerschaft führten. Das Kitz wurde jedoch mit einer dritten, nicht funktionierenden Lunge geboren und starb nach sieben Minuten."
Henry Greely ist Bioethiker an der Stanford Law School. Er beschäftigt sich mit den ethischen und juristischen Fragen, die der Traum der Genforscher aufwirft, die selbst seit Jahrtausenden ausgestorbene Tier zurückbringen wollen:
"Das Problem ist, dass für das Klonen einwandfreie Zellen eingesetzt werden müssen, und von welcher ausgestorbenen Tierart haben wir die schon? Selbst für Mammuts aus dem Permafrost wird das wohl nicht zutreffen, so dass sie für diese Technik nicht taugen."
Allerdings könnte in fünf oder zehn Jahren eine andere Methode anwendungsreif sein:
"Haben wir die DNA-Sequenz eines ausgestorbenen Tieres wie der amerikanischen Wandertaube und die einer lebenden Art wie der Schuppenhalstaube, vergleichen sie beide Genome und finden die Unterschiede heraus. Anschließend wird die DNA der Schuppenhalstaube nach und nach gentechnisch so verändert, dass sie immer mehr der der Wandertaube gleicht."
Es sei ohnehin fraglich, ob dieser genmanipulierte Organismus wirklich eine Wandertaube sei. Schließlich, erklärt Henry Greely, sei eine Art mehr als ihre Gene. So verschwinden mit dem letzten Exemplar alle epigenetischen Marker, die aufgrund von Umwelt und Erfahrung die Aktivität der Gene beeinflussen, ebenso das erlernte Verhalten. Vor allen Dingen gebe es jedoch einen politischen Einwand gegen die Träume von den "wiederbelebten Arten":
"In den USA ist das Gesetz zu bedrohten Arten der wichtigste Schutz gegen das Aussterben, denn Interessengruppen üben immer ökonomischen und politischen Druck aus, um den letzten Lebensraum eines Vogels, Fischs oder Salamanders zu nutzen. Bislang war das wirksamste Gegenargument, dass Aussterben endgültig ist. Es wäre tragisch, wenn dieses Argument untergraben wird, denn es ist viel einfacher, eine Art zu erhalten, als eine ausgestorbene zurückzubringen."
Trotzdem berge die Idee auch Vorteile: So könnten die Wissenschaftler selbst von einer nicht perfekten Neuauflage viel über das verschwundene Tier lernen.
"Ein zweiter möglicher Vorteil betrifft die Umwelt. Sie könnte in einzelnen Fällen profitieren, wenn eine ausgestorbene Art zurückkäme. Beispiel Yellowstone: Dort waren die Wölfe lokal ausgestorben. Als sie wieder eingeführt wurden, profitieren davon viele Pflanzen- und Tierarten, denn die Wölfe begrenzen die Zahl der Hirsche. Allerdings ist das ein zweischneidiges Schwert: Vor 200 Jahren gab es im Osten Nordamerikas drei bis fünf Milliarden Wandertauben. Würde diese Art per Genmanipulation zurückgebracht und ausgesetzt, könnten sie die ohne sie entstandenen Ökosysteme tiefgreifend stören."
Trotzdem denken Genetiker über die Wiedergeburt des Mammuts nach - ohne dass gesetzliche Regelungen existieren, zum Tierschutz etwa oder zur Freisetzung. Denn die Gesetze zur Gentechnik greifen in diesem Fall nicht. Während für Henry Greely trotz allem die Vorteile überwiegen, warnt der Zoologe Markus Borner von der University of Glasgow ausdrücklich: Das Aussterben von Arten sei nur Symptom eines sehr viel tiefer reichenden Problems. Denn durch den Verlust von Lebensraum lösten sich biologische Abläufe auf - mit weitgehend unvorhersehbaren Konsequenzen. Das Verschwinden der Indischen Tiger sei bedauernswert, aber wenn sich die Wälder und Mangrovensümpfe nicht erhalten ließen, sei auch der Tiger nicht zu retten. Die DNA zu erhalten erschaffe eine Illusion, die die Folgen des heutigen Handelns in die Zukunft verschiebe.
"Drei Jahre später tauten die Forscher einige Zellen auf und benutzen sie für das Klonen. Hunderte von Embryonen entstanden, die zu einer einzigen Schwangerschaft führten. Das Kitz wurde jedoch mit einer dritten, nicht funktionierenden Lunge geboren und starb nach sieben Minuten."
Henry Greely ist Bioethiker an der Stanford Law School. Er beschäftigt sich mit den ethischen und juristischen Fragen, die der Traum der Genforscher aufwirft, die selbst seit Jahrtausenden ausgestorbene Tier zurückbringen wollen:
"Das Problem ist, dass für das Klonen einwandfreie Zellen eingesetzt werden müssen, und von welcher ausgestorbenen Tierart haben wir die schon? Selbst für Mammuts aus dem Permafrost wird das wohl nicht zutreffen, so dass sie für diese Technik nicht taugen."
Allerdings könnte in fünf oder zehn Jahren eine andere Methode anwendungsreif sein:
"Haben wir die DNA-Sequenz eines ausgestorbenen Tieres wie der amerikanischen Wandertaube und die einer lebenden Art wie der Schuppenhalstaube, vergleichen sie beide Genome und finden die Unterschiede heraus. Anschließend wird die DNA der Schuppenhalstaube nach und nach gentechnisch so verändert, dass sie immer mehr der der Wandertaube gleicht."
Es sei ohnehin fraglich, ob dieser genmanipulierte Organismus wirklich eine Wandertaube sei. Schließlich, erklärt Henry Greely, sei eine Art mehr als ihre Gene. So verschwinden mit dem letzten Exemplar alle epigenetischen Marker, die aufgrund von Umwelt und Erfahrung die Aktivität der Gene beeinflussen, ebenso das erlernte Verhalten. Vor allen Dingen gebe es jedoch einen politischen Einwand gegen die Träume von den "wiederbelebten Arten":
"In den USA ist das Gesetz zu bedrohten Arten der wichtigste Schutz gegen das Aussterben, denn Interessengruppen üben immer ökonomischen und politischen Druck aus, um den letzten Lebensraum eines Vogels, Fischs oder Salamanders zu nutzen. Bislang war das wirksamste Gegenargument, dass Aussterben endgültig ist. Es wäre tragisch, wenn dieses Argument untergraben wird, denn es ist viel einfacher, eine Art zu erhalten, als eine ausgestorbene zurückzubringen."
Trotzdem berge die Idee auch Vorteile: So könnten die Wissenschaftler selbst von einer nicht perfekten Neuauflage viel über das verschwundene Tier lernen.
"Ein zweiter möglicher Vorteil betrifft die Umwelt. Sie könnte in einzelnen Fällen profitieren, wenn eine ausgestorbene Art zurückkäme. Beispiel Yellowstone: Dort waren die Wölfe lokal ausgestorben. Als sie wieder eingeführt wurden, profitieren davon viele Pflanzen- und Tierarten, denn die Wölfe begrenzen die Zahl der Hirsche. Allerdings ist das ein zweischneidiges Schwert: Vor 200 Jahren gab es im Osten Nordamerikas drei bis fünf Milliarden Wandertauben. Würde diese Art per Genmanipulation zurückgebracht und ausgesetzt, könnten sie die ohne sie entstandenen Ökosysteme tiefgreifend stören."
Trotzdem denken Genetiker über die Wiedergeburt des Mammuts nach - ohne dass gesetzliche Regelungen existieren, zum Tierschutz etwa oder zur Freisetzung. Denn die Gesetze zur Gentechnik greifen in diesem Fall nicht. Während für Henry Greely trotz allem die Vorteile überwiegen, warnt der Zoologe Markus Borner von der University of Glasgow ausdrücklich: Das Aussterben von Arten sei nur Symptom eines sehr viel tiefer reichenden Problems. Denn durch den Verlust von Lebensraum lösten sich biologische Abläufe auf - mit weitgehend unvorhersehbaren Konsequenzen. Das Verschwinden der Indischen Tiger sei bedauernswert, aber wenn sich die Wälder und Mangrovensümpfe nicht erhalten ließen, sei auch der Tiger nicht zu retten. Die DNA zu erhalten erschaffe eine Illusion, die die Folgen des heutigen Handelns in die Zukunft verschiebe.