"1672 Gigatonnen."
Kaum jemand könnte diese Zahl sympathischer aussprechen als der französische Geowissenschaftler Hugues Lantuit vom Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung.
1670 Milliarden Tonnen - das ist die neueste Schätzung für die Gesamtmenge Kohlenstoff, die in den dauerhaft gefrorenen Böden der Arktis gebunden ist, im sogenannten Permafrost. Es ist organischer Kohlenstoff. Er steckt vor allem in Pflanzenresten, die wegen der Kälte nicht verrottet sind, sagt Lantuit:
"Das ist eine internationale Studie. Man hat versucht, alle Zahlen der Erde zusammenzubringen. Und die sagen, dass es eigentlich in Permafrostböden doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Atmosphäre gibt. Doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Atmosphäre! Das ist eine Riesenzahl."
Man könnte auch sagen: Es ist eine erschreckend große Zahl! Denn der arktische Eisschrank beginnt aufzutauen. Im Nordpolargebiet ist die Klimaerwärmung besonders stark. Steigende Temperaturen im Sommer rücken dem Kohlenstoff im Permafrostboden zu Leibe. Lantuit:
"Dieser Kohlenstoff wurde gespeichert im gefrorenen Bereich da unten und taut jetzt auf im oberen Bereich. Wenn das passiert, ist der Kohlenstoff plötzlich zur Verfügung für Bakterien. Wenn's jetzt über null Grad ist, dann können die aktiv sein und diesen Kohlenstoff entweder in Methan oder in Kohlendioxid umwandeln."
Und das ist das Problem! Methan und CO2 sind beides Treibhausgase. Und die Befürchtung ist: Wenn die Permafrostböden weiter auftauen, setzen sie auch immer mehr dieser Klimagase frei, was die Erwärmung noch beschleunigt.
Wie stark dieser Rückkopplungsprozess ausfallen wird, können Experten wie Lantuit heute aber noch nicht sagen:
"Es gibt schon Berechnungen. Und man denkt: Es gibt große Mengen, die bis 2100 freigesetzt werden. Allerdings: Es gibt einen Bereich von Ungenauigkeiten, der relativ groß ist. Ich glaube, alle Studien sind [sich] einig, dass diese Freisetzung von Kohlenstoff sich beschleunigen wird. Die Frage ist jetzt: wie schnell und wie viel?"
Das europäische Forschungsprojekt PAGE21 soll uns einer Antwort auf diese Frage näher bringen. Zum Beispiel dadurch, dass die Permafrostböden nun auch in Klimamodellen mit berücksichtigt werden, wie sie der IPCC benutzt, der Weltklimarat. Das ist bisher nicht geschehen, weil es an ausreichenden Daten fehlte.
"Das ist das erste Mal, dass ein Projekt - hier unser PAGE21-Projekt - viele IPCC-Modelle zusammenbringt, um diesen Permafrost-Kreislauf einfach einzubeziehen."
Und noch etwas leistet das EU-Projekt zum ersten Mal: Es vernetzt die Gemeinde der weltweit arbeitenden Permafrostforscher. Seit Kurzem gibt es eine Datenbank auf Island, in die alle Wissenschaftler ihre Ergebnisse einspeisen, und aus der sie auch Daten anderer Gruppen abrufen können. Halldór Jóhannsson, Manager bei der Organisation Arctic Portal, die die Datenbank betreut:
" Ich denke, dieses Projekt wird uns helfen, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Nicht einmal die Wissenschaftler hatten bisher einen Gesamtüberblick, weil sie isoliert an verschiedenen Orten arbeiten. Mit dieser Datenbank eröffnen sich jetzt neue Chancen der Kooperation unter Forschern. Dadurch bekommen wir einen besseren Überblick. "
In der kommenden Woche werden Permafrostböden und das Problem ihrer Erwärmung noch einmal im Blickpunkt stehen. Dann will das Umweltprogramm der Vereinten Nationen einen Sonderbericht über das Phänomen vorlegen. Auch daran hat Geowissenschaftler Hugues Lantuit mitgeschrieben.
Die Autoren plädieren dafür, ein Dauermessnetz einzurichten und die Temperaturen der Permafrostböden in Zukunft systematisch zu erfassen. Lantuit:
"Das hat man nicht für Permafrost. Das ist gemacht worden von individuellen Wissenschaftlern überall in der Welt. In Russland, in Kanada, in den USA. Nur, da ist relativ wenig koordiniert. Und es gibt fast kein Geld, um das zu koordinieren."
Hier, so die Experten, seien die staatlichen Wetterdienste gefordert. Sie könnten solch ein Messnetz aufbauen und unterhalten. Und so überwachen, wie stark sich die Dauerfrostböden in allen Teilen der Arktis in Zukunft aufheizen.
Kaum jemand könnte diese Zahl sympathischer aussprechen als der französische Geowissenschaftler Hugues Lantuit vom Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung.
1670 Milliarden Tonnen - das ist die neueste Schätzung für die Gesamtmenge Kohlenstoff, die in den dauerhaft gefrorenen Böden der Arktis gebunden ist, im sogenannten Permafrost. Es ist organischer Kohlenstoff. Er steckt vor allem in Pflanzenresten, die wegen der Kälte nicht verrottet sind, sagt Lantuit:
"Das ist eine internationale Studie. Man hat versucht, alle Zahlen der Erde zusammenzubringen. Und die sagen, dass es eigentlich in Permafrostböden doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Atmosphäre gibt. Doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Atmosphäre! Das ist eine Riesenzahl."
Man könnte auch sagen: Es ist eine erschreckend große Zahl! Denn der arktische Eisschrank beginnt aufzutauen. Im Nordpolargebiet ist die Klimaerwärmung besonders stark. Steigende Temperaturen im Sommer rücken dem Kohlenstoff im Permafrostboden zu Leibe. Lantuit:
"Dieser Kohlenstoff wurde gespeichert im gefrorenen Bereich da unten und taut jetzt auf im oberen Bereich. Wenn das passiert, ist der Kohlenstoff plötzlich zur Verfügung für Bakterien. Wenn's jetzt über null Grad ist, dann können die aktiv sein und diesen Kohlenstoff entweder in Methan oder in Kohlendioxid umwandeln."
Und das ist das Problem! Methan und CO2 sind beides Treibhausgase. Und die Befürchtung ist: Wenn die Permafrostböden weiter auftauen, setzen sie auch immer mehr dieser Klimagase frei, was die Erwärmung noch beschleunigt.
Wie stark dieser Rückkopplungsprozess ausfallen wird, können Experten wie Lantuit heute aber noch nicht sagen:
"Es gibt schon Berechnungen. Und man denkt: Es gibt große Mengen, die bis 2100 freigesetzt werden. Allerdings: Es gibt einen Bereich von Ungenauigkeiten, der relativ groß ist. Ich glaube, alle Studien sind [sich] einig, dass diese Freisetzung von Kohlenstoff sich beschleunigen wird. Die Frage ist jetzt: wie schnell und wie viel?"
Das europäische Forschungsprojekt PAGE21 soll uns einer Antwort auf diese Frage näher bringen. Zum Beispiel dadurch, dass die Permafrostböden nun auch in Klimamodellen mit berücksichtigt werden, wie sie der IPCC benutzt, der Weltklimarat. Das ist bisher nicht geschehen, weil es an ausreichenden Daten fehlte.
"Das ist das erste Mal, dass ein Projekt - hier unser PAGE21-Projekt - viele IPCC-Modelle zusammenbringt, um diesen Permafrost-Kreislauf einfach einzubeziehen."
Und noch etwas leistet das EU-Projekt zum ersten Mal: Es vernetzt die Gemeinde der weltweit arbeitenden Permafrostforscher. Seit Kurzem gibt es eine Datenbank auf Island, in die alle Wissenschaftler ihre Ergebnisse einspeisen, und aus der sie auch Daten anderer Gruppen abrufen können. Halldór Jóhannsson, Manager bei der Organisation Arctic Portal, die die Datenbank betreut:
" Ich denke, dieses Projekt wird uns helfen, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Nicht einmal die Wissenschaftler hatten bisher einen Gesamtüberblick, weil sie isoliert an verschiedenen Orten arbeiten. Mit dieser Datenbank eröffnen sich jetzt neue Chancen der Kooperation unter Forschern. Dadurch bekommen wir einen besseren Überblick. "
In der kommenden Woche werden Permafrostböden und das Problem ihrer Erwärmung noch einmal im Blickpunkt stehen. Dann will das Umweltprogramm der Vereinten Nationen einen Sonderbericht über das Phänomen vorlegen. Auch daran hat Geowissenschaftler Hugues Lantuit mitgeschrieben.
Die Autoren plädieren dafür, ein Dauermessnetz einzurichten und die Temperaturen der Permafrostböden in Zukunft systematisch zu erfassen. Lantuit:
"Das hat man nicht für Permafrost. Das ist gemacht worden von individuellen Wissenschaftlern überall in der Welt. In Russland, in Kanada, in den USA. Nur, da ist relativ wenig koordiniert. Und es gibt fast kein Geld, um das zu koordinieren."
Hier, so die Experten, seien die staatlichen Wetterdienste gefordert. Sie könnten solch ein Messnetz aufbauen und unterhalten. Und so überwachen, wie stark sich die Dauerfrostböden in allen Teilen der Arktis in Zukunft aufheizen.