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Wenn der Job nur eine Wochenendbeziehung zulässt

    Am Montag beginnt für viele Berufstätige wieder eine lange Woche, in der sie ihren Liebsten oder ihre Liebste nicht sehen werden. Denn immer häufiger ist eine Wochenendliebe der Preis für die Karriere, wenn einer der Partner eine Stelle in einer anderen Stadt annimmt. Was für eine begrenzte Zeit erträglich scheint, weitet sich auf Dauer oft zum Problem aus. Auf die Unterstützung durch ihren Arbeitgeber können die Betroffenen dabei selten zählen. "Für mich ist das Schlimmste der Sonntag, wenn man weiß, man muss sich trennen", erzählt Erik Weber. Von Montag bis Freitag sehen er und seine Frau Karin sich nicht: Erik arbeitet bei einem Pharmaunternehmen in Berlin, Karin in der Nähe von Mainz. Freitagsnachmittags macht sich dann einer von beiden auf die fünfstündige Reise zum anderen. Das Wochenende gehört dann ganz ihnen, so Erik Weber: "Alles andere macht man in der Woche, die unschönen Sachen wie Putzen oder Einkaufen." Zwar finden es viele Wochenendpaare gut, dass beide Partner im Job Erfüllung finden und jeder aus seinem Berufsleben erzählen kann. Allerdings kostet das Hin- und Herreisen Zeit, Energie und auch Geld. Karin und Erik Weber suchen daher seit Jahren nach zwei Arbeitsplätzen im gleichen Ort - bisher ohne Erfolg. Soziologen haben schon einen Namen für diese Lebensform: "Dual Career Couples" - eine Beziehung, zwei Karrieren. Für die Betroffenen ist es oft schwierig, offen zu sagen, dass sie wegen ihres Partners den Job wechseln wollen. Beratung und Unterstützung für Doppelkarrierenpaare bieten erst wenige Unternehmen an. Dabei kann eine Firma so ihr Ansehen steigern, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Ariane Ladwig von der Hamburger Hochschule der Bundeswehr: "Es ist imagesteigernd für das Unternehmen, wenn es so viel für Karrierepaare anbietet, denn es werden ja immer mehr." Wenn Chefs dagegen ihre Mitarbeiter mit dem Problem allein lassen, kann deren Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen auf Dauer nachlassen.