Schwitzen Sie eigentlich vor der Prüfung?
"Ja, ohne Deo keine Prüfung, natürlich! Ansonsten versuchen, ruhig zu bleiben."
Vor der letzten Prüfung mussten Annette Neumann und 48 weitere Studierende freilich auf ein Deo verzichten. Stattdessen bekamen sie Wattepads. Für jede Achselhöhle einen, den sie dort eine Viertelstunde lang tragen mussten, um darin all ihren Angstschweiß aufzufangen.
"Am Anfang erst einmal fühlte sich das komisch an, aber man hat sich schnell dran gewöhnt. Und vor der Prüfung konnten wir es, Gott sei dank, auch wieder abnehmen."
Die gleiche Prozedur wiederholte sich für die Probanden während einer Sportstunde. Anschließend wurde im Labor der Duft von allen Angst- und Sportschweißproben extrahiert. Eine ganz geringe Menge von jeder Probe wurde dann mit Luft vermischt und 28 neuen Testpersonen mit einem sogenannten Olfaktometer in die Nase gepustet. Währenddessen wurden ihre Gehirnaktivitäten mit einem Magnet-Resonanz-Tomografen sichtbar gemacht. Die Menge an Schweiß war dabei so niedrig dosiert, dass nur wenige von ihnen gerade noch so eben einen Schweißgeruch bewusst wahrnahmen.
Aber keine Testpersonen konnte sagen, ob sie gerade an Angst- oder Sportschweiß schnüffelte. Unbewusst nahmen sie die Unterschiede indes durchaus wahr. Der Sportschweiß löste im Gehirn keine deutlich messbaren Reaktionen aus. Ganz anders bei der Präsentation von Angst, erklärt Professor Bettina Pause, Leiterin des Projekts an der Düsseldorfer Heine-Universität.
"Das Gehirn reagiert auf den Angstschweiß mit der Aktivierung von solchen Gehirnarealen, die Mitgefühl vermitteln, die das Erleben der Emotion des anderen vermitteln. Zum Beispiel die sogenannte Inselrinde ist dann aktiv, wenn ich Gefühle miterlebe, und vermittelt die eigene körperliche Empfindung, bei dieser Emotion, die miterlebt wird."
Bei diesem Test also die Angst. Sie wirkt ansteckend und löst beim Wahrnehmenden ein Mitgefühl aus. Außerdem leuchtet im Gehirn ein Bereich auf, der für die Beurteilung des gerade Erlebten zuständig ist.
"Man kann sich ja auch eine Situation vorstellen, dass ich die Gefühle von jemand anders verstehe. Das heißt, ich kann nachvollziehen, was der andere erlebt."
"Und dann wird noch eine dritte Hirnregion aktiviert, der sogenannte fusiforme Cortex. Das heißt, immer dann, wenn ich sehe, dass andere Menschen ängstlich sind, dass sie sich ängstlich bewegen oder einen ängstlichen Gesichtsausdruck zeigen, dann ist der fusiforme Cortex aktiv und vermittelt die genaue spezifische Wahrnehmung von sozialer Angst."
Weil sich jemand in einer absoluten Stress-Situation befindet. Weil er schüchtern ist. Weil er Angst vor einer Prüfung hat oder auch vor großen Räumen. Weil er sich nicht traut, vor vielen Menschen frei zu sprechen. Alle drei Hirnregionen werden gemeinsam aktiviert, wenn die Nase Angst einatmet. Auch dann, wenn die ängstliche Person nur ganz gering schwitzt. Und sogar auch dann, wenn es ihr zudem gelingt, ganz gelassen auszusehen und alle sichtbaren Symptome der Angst unterdrücken kann. Das hat ein weiterer Versuch gezeigt: Nur in einer angstfreien Situation kann das Gehirn im Bruchteil einer Sekunde den Gesichtsausdruck, den Tonfall und die Bewegung eines Menschen interpretieren, erklärt die Düsseldorfer Psychologin.
"Wir konnten jetzt zeigen, dass im Kontext von Angstgeruch dieser Effekt nicht mehr gilt, sich aufhebt."
Das Gehirn schaltet vielmehr auf erhöhte Aufmerksamkeit - und warnt vor einer möglichen Gefahr. Die Forscher folgern daraus: Angst wirkt ansteckend. Sollte man also vor wichtigen Prüfungen dennoch viel Deodorant benutzen, das die Angstschweiß-Produktion zumindest für kurze Zeit unterdrückt? Um auf den Prüfer gelassener zu wirken? Dirk Adolph, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Düsseldorfer Institut für experimentelle Psychologie, weist darauf hin, dass beim Wahrnehmenden ein unterschwelliger Angstgeruch ja auch Mitleid oder Mitgefühl für einen Menschen mit Angst auslöst.
"Man muss sich ja keine Sorgen machen. Die anderen werden ja nur wachsam dadurch. Man wird den Leuten ja sympathischer, sozusagen, die anderen werden empathiefähig, so dass man die Hoffnung haben kann, dass der Prüfer ein Einsehen mit einem hat."
"Ja, ohne Deo keine Prüfung, natürlich! Ansonsten versuchen, ruhig zu bleiben."
Vor der letzten Prüfung mussten Annette Neumann und 48 weitere Studierende freilich auf ein Deo verzichten. Stattdessen bekamen sie Wattepads. Für jede Achselhöhle einen, den sie dort eine Viertelstunde lang tragen mussten, um darin all ihren Angstschweiß aufzufangen.
"Am Anfang erst einmal fühlte sich das komisch an, aber man hat sich schnell dran gewöhnt. Und vor der Prüfung konnten wir es, Gott sei dank, auch wieder abnehmen."
Die gleiche Prozedur wiederholte sich für die Probanden während einer Sportstunde. Anschließend wurde im Labor der Duft von allen Angst- und Sportschweißproben extrahiert. Eine ganz geringe Menge von jeder Probe wurde dann mit Luft vermischt und 28 neuen Testpersonen mit einem sogenannten Olfaktometer in die Nase gepustet. Währenddessen wurden ihre Gehirnaktivitäten mit einem Magnet-Resonanz-Tomografen sichtbar gemacht. Die Menge an Schweiß war dabei so niedrig dosiert, dass nur wenige von ihnen gerade noch so eben einen Schweißgeruch bewusst wahrnahmen.
Aber keine Testpersonen konnte sagen, ob sie gerade an Angst- oder Sportschweiß schnüffelte. Unbewusst nahmen sie die Unterschiede indes durchaus wahr. Der Sportschweiß löste im Gehirn keine deutlich messbaren Reaktionen aus. Ganz anders bei der Präsentation von Angst, erklärt Professor Bettina Pause, Leiterin des Projekts an der Düsseldorfer Heine-Universität.
"Das Gehirn reagiert auf den Angstschweiß mit der Aktivierung von solchen Gehirnarealen, die Mitgefühl vermitteln, die das Erleben der Emotion des anderen vermitteln. Zum Beispiel die sogenannte Inselrinde ist dann aktiv, wenn ich Gefühle miterlebe, und vermittelt die eigene körperliche Empfindung, bei dieser Emotion, die miterlebt wird."
Bei diesem Test also die Angst. Sie wirkt ansteckend und löst beim Wahrnehmenden ein Mitgefühl aus. Außerdem leuchtet im Gehirn ein Bereich auf, der für die Beurteilung des gerade Erlebten zuständig ist.
"Man kann sich ja auch eine Situation vorstellen, dass ich die Gefühle von jemand anders verstehe. Das heißt, ich kann nachvollziehen, was der andere erlebt."
"Und dann wird noch eine dritte Hirnregion aktiviert, der sogenannte fusiforme Cortex. Das heißt, immer dann, wenn ich sehe, dass andere Menschen ängstlich sind, dass sie sich ängstlich bewegen oder einen ängstlichen Gesichtsausdruck zeigen, dann ist der fusiforme Cortex aktiv und vermittelt die genaue spezifische Wahrnehmung von sozialer Angst."
Weil sich jemand in einer absoluten Stress-Situation befindet. Weil er schüchtern ist. Weil er Angst vor einer Prüfung hat oder auch vor großen Räumen. Weil er sich nicht traut, vor vielen Menschen frei zu sprechen. Alle drei Hirnregionen werden gemeinsam aktiviert, wenn die Nase Angst einatmet. Auch dann, wenn die ängstliche Person nur ganz gering schwitzt. Und sogar auch dann, wenn es ihr zudem gelingt, ganz gelassen auszusehen und alle sichtbaren Symptome der Angst unterdrücken kann. Das hat ein weiterer Versuch gezeigt: Nur in einer angstfreien Situation kann das Gehirn im Bruchteil einer Sekunde den Gesichtsausdruck, den Tonfall und die Bewegung eines Menschen interpretieren, erklärt die Düsseldorfer Psychologin.
"Wir konnten jetzt zeigen, dass im Kontext von Angstgeruch dieser Effekt nicht mehr gilt, sich aufhebt."
Das Gehirn schaltet vielmehr auf erhöhte Aufmerksamkeit - und warnt vor einer möglichen Gefahr. Die Forscher folgern daraus: Angst wirkt ansteckend. Sollte man also vor wichtigen Prüfungen dennoch viel Deodorant benutzen, das die Angstschweiß-Produktion zumindest für kurze Zeit unterdrückt? Um auf den Prüfer gelassener zu wirken? Dirk Adolph, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Düsseldorfer Institut für experimentelle Psychologie, weist darauf hin, dass beim Wahrnehmenden ein unterschwelliger Angstgeruch ja auch Mitleid oder Mitgefühl für einen Menschen mit Angst auslöst.
"Man muss sich ja keine Sorgen machen. Die anderen werden ja nur wachsam dadurch. Man wird den Leuten ja sympathischer, sozusagen, die anderen werden empathiefähig, so dass man die Hoffnung haben kann, dass der Prüfer ein Einsehen mit einem hat."