"Ja, sehen Sie da, jetzt direkt vor uns: vier Singschwäne, direkt am Deich. Wir bleiben im Auto sitzen, sonst würden sie beim Aussteigen sofort wegfliegen. Die Singschwäne haben sonst eine Fluchtdistanz von 300 Metern. Aber jetzt sieht man sogar in dieser Entfernung das Gelb des Schnabels. Man sieht jetzt auch, wie sie wie Enten gründeln, wie sie den Hals ins Wasser stecken und Wasserpflanzen zu sich nehmen."
Dirk Treichel vom Nationalpark Unteres Odertal ist der Anblick vertraut. Trotzdem schaut auch er gebannt den beiden Pärchen zu, ihren langsamen, eleganten Bewegungen. Wir sehen ihre aufmerksamen Blicke, können fast fühlen, wie sie uns beobachten. Dann entdecken wir durch das Fernglas weiter draußen im Wasser zwischen den Sandbänken noch mehr, eine ganze Kolonie, 100 bis 150 Vögel vielleicht. Ihr weißes Gefieder ist gut zu erkennen, und dann sind sie auch zu hören
Sie heben und senken den schlanken, langen Hals, strecken den Kopf in die Höhe und singen, erfüllen die klare Luft über dem Fluss, seinen mäandernden Ufern mit ihrem Gesang, machen damit die Stille hörbar, die über dieser herben, scheinbar unberührten Natur liegt. Durch ihren gelben Schnabel unterscheiden sie sich von den bekannten Höckerschwänen. Für ihr Balzritual, zu dem auch das Singen gehört, bietet diese Landschaft ideale Voraussetzungen.
"Diese flach überfluteten Bereiche bieten einerseits den Singschwänen ideale Übernachtungsplätze. Sie sind geschützt zum Beispiel vor Füchsen. Und sie können in dem flachen Wasser auch sehr gut Pflanzen abweiden mit ihrem langen Hals. Auf der anderen Seite haben wir hier im Randbereich des Nationalparks angrenzend Ackerflächen, Rapsschläge oder Wintergetreide, wo die Singschwäne auch gerne morgens die Polderlandschaften verlassen, tagsüber Nahrung zu sich nehmen und abends dann wieder in den Nationalpark rein fliegen, um dort zu nächtigen."
Hier, zwischen der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und dem alten Verlauf der Oder befinden sich die Polder – circa 5000 Hektar, angelegt zwischen 1907 und 1930 mit Hilfe holländischer Ingenieure. Von November bis April sind diese Flächen von der Oder überflutet.
Dann werden die Schotten der Einlassbauwerke hoch gezogen, das Oderwasser kann herein strömen, diese in Mitteleuropa einzigartige Landschaft bilden, die auch jetzt farbig ist, aber nicht bunt. Blassblau spiegelt sich der Winterhimmel im flachen Wasser, gelbsandig wölben sich die Ufer, die Deichböschungen zartgrün, Gruppen von schwarzen Weiden stehen im Wasser, auseinander gebrochen, schief, kurz vor dem Sturz in den Fluss.
Von Mitte November bis Mitte März das Reich der Singschwäne. Sie kommen aus ihren Quartieren in West-, Mittel- und Südosteuropa, paaren sich hier und ziehen dann zu zweit weiter zum Brüten in den Norden. Wenn nicht der Seeadler dazwischen kommt. Doch in diesem Winter besteht die Gefahr wohl nicht mehr.
"Das Besondere am Odertal ist halt, dass wir auch bei extrem kalten Wintern immer noch offene Gewässer haben. Und dann ziehen sich sehr viele Seeadler aus ganz Pommern hierher, die ansonsten an vereisten Seen keine Nahrung mehr finden und hier im Winter dann Gänse und Schwäne jagen können. Auch die Singschwäne. Es ist so, dass Seeadler sehr interessante Jagdstrategien entwickelt haben.
Man kann das sehr gut beobachten, wenn die Polderlandschaften vereist sind und nur wenige offene Wasserstellen da sind, dass mehrere Seeadler zusammen in der Gruppe jagen, immer wieder solche offenen Wasserlöcher mit Wasservögeln anfliegen. Die Wasservögel geraten in Panik, sie versuchen dann zu tauchen, auch die Schwäne. Und das machen die Seeadler 5-, 8-, 10-mal, und nachher sind die Wasservögel so ermüdet und so aus der Puste, dass dann die Seeadler die Wasservögel einfach nur noch abzusammeln brauchen. Das ist dann, ja, wie ein gedeckter Tisch."
Bis zu 1500 dieser lautlos fliegenden Vögel wurden im Nationalpark an der Oder schon gezählt, rund 800 Singschwäne sind es zur Zeit. Und möglicherweise meinten die alten Griechen auch sie, von denen sie annahmen, dass der Gott Apoll ihnen die Gabe der Vorhersehung geschenkt hat - auch die, den Zeitpunkt des eigenen Todes zu kennen.
Dirk Treichel vom Nationalpark Unteres Odertal ist der Anblick vertraut. Trotzdem schaut auch er gebannt den beiden Pärchen zu, ihren langsamen, eleganten Bewegungen. Wir sehen ihre aufmerksamen Blicke, können fast fühlen, wie sie uns beobachten. Dann entdecken wir durch das Fernglas weiter draußen im Wasser zwischen den Sandbänken noch mehr, eine ganze Kolonie, 100 bis 150 Vögel vielleicht. Ihr weißes Gefieder ist gut zu erkennen, und dann sind sie auch zu hören
Sie heben und senken den schlanken, langen Hals, strecken den Kopf in die Höhe und singen, erfüllen die klare Luft über dem Fluss, seinen mäandernden Ufern mit ihrem Gesang, machen damit die Stille hörbar, die über dieser herben, scheinbar unberührten Natur liegt. Durch ihren gelben Schnabel unterscheiden sie sich von den bekannten Höckerschwänen. Für ihr Balzritual, zu dem auch das Singen gehört, bietet diese Landschaft ideale Voraussetzungen.
"Diese flach überfluteten Bereiche bieten einerseits den Singschwänen ideale Übernachtungsplätze. Sie sind geschützt zum Beispiel vor Füchsen. Und sie können in dem flachen Wasser auch sehr gut Pflanzen abweiden mit ihrem langen Hals. Auf der anderen Seite haben wir hier im Randbereich des Nationalparks angrenzend Ackerflächen, Rapsschläge oder Wintergetreide, wo die Singschwäne auch gerne morgens die Polderlandschaften verlassen, tagsüber Nahrung zu sich nehmen und abends dann wieder in den Nationalpark rein fliegen, um dort zu nächtigen."
Hier, zwischen der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und dem alten Verlauf der Oder befinden sich die Polder – circa 5000 Hektar, angelegt zwischen 1907 und 1930 mit Hilfe holländischer Ingenieure. Von November bis April sind diese Flächen von der Oder überflutet.
Dann werden die Schotten der Einlassbauwerke hoch gezogen, das Oderwasser kann herein strömen, diese in Mitteleuropa einzigartige Landschaft bilden, die auch jetzt farbig ist, aber nicht bunt. Blassblau spiegelt sich der Winterhimmel im flachen Wasser, gelbsandig wölben sich die Ufer, die Deichböschungen zartgrün, Gruppen von schwarzen Weiden stehen im Wasser, auseinander gebrochen, schief, kurz vor dem Sturz in den Fluss.
Von Mitte November bis Mitte März das Reich der Singschwäne. Sie kommen aus ihren Quartieren in West-, Mittel- und Südosteuropa, paaren sich hier und ziehen dann zu zweit weiter zum Brüten in den Norden. Wenn nicht der Seeadler dazwischen kommt. Doch in diesem Winter besteht die Gefahr wohl nicht mehr.
"Das Besondere am Odertal ist halt, dass wir auch bei extrem kalten Wintern immer noch offene Gewässer haben. Und dann ziehen sich sehr viele Seeadler aus ganz Pommern hierher, die ansonsten an vereisten Seen keine Nahrung mehr finden und hier im Winter dann Gänse und Schwäne jagen können. Auch die Singschwäne. Es ist so, dass Seeadler sehr interessante Jagdstrategien entwickelt haben.
Man kann das sehr gut beobachten, wenn die Polderlandschaften vereist sind und nur wenige offene Wasserstellen da sind, dass mehrere Seeadler zusammen in der Gruppe jagen, immer wieder solche offenen Wasserlöcher mit Wasservögeln anfliegen. Die Wasservögel geraten in Panik, sie versuchen dann zu tauchen, auch die Schwäne. Und das machen die Seeadler 5-, 8-, 10-mal, und nachher sind die Wasservögel so ermüdet und so aus der Puste, dass dann die Seeadler die Wasservögel einfach nur noch abzusammeln brauchen. Das ist dann, ja, wie ein gedeckter Tisch."
Bis zu 1500 dieser lautlos fliegenden Vögel wurden im Nationalpark an der Oder schon gezählt, rund 800 Singschwäne sind es zur Zeit. Und möglicherweise meinten die alten Griechen auch sie, von denen sie annahmen, dass der Gott Apoll ihnen die Gabe der Vorhersehung geschenkt hat - auch die, den Zeitpunkt des eigenen Todes zu kennen.