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Wenn Elektroautos brennen
Forscher: "Wichtig, dass die Dekontamination professionell durchgeführt wird"

Es mache für die Feuerwehr keinen großen Unterschied, ob ein Elektro- oder ein herkömmliches Auto in einer Tiefgarage in Brand gerät, sagte Marcel Held von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt im Dlf. Allerdings sei das Löschwasser bei einem Elektroauto stark kontaminiert und müsse entsprechend behandelt werden.

Marcel Held im Gespräch mit Arndt Reuning |
Feuerwehrleute versuchen mit einem Spezialfahrzeug eine Tiefgarage qualmfrei zu machen
Gerät ein Elektro- oder ein herkömmliches Auto in einer Tiefgarage in Brand, ist die Feuerwehr gefragt (picture alliance / dpa / Sven Friebe)
Arndt Reuning: Immer mehr Elektroautos rollen über unsere Straßen. Was geschieht aber, wenn solch ein Fahrzeug in Brand gerät – an einem schlecht belüfteten Ort wie etwa in einem Tunnel oder in einer Tiefgarage? Forscher aus der Schweiz wollten das herausfinden und haben dafür in einem Versuchsstollen Batteriemodule in Brand gesetzt durch einen gezielt herbeigeführten Kurzschluss im Inneren der Zellen. Zu dem Team gehört auch Marcel Held von der Empa, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. Von ihm habe ich mir vor der Sendung schildern lassen, wie ich mir solch einen Brand vorstellen kann.
Marcel Held: Was man sieht, wenn man diesen Kurzschluss in diesem Batteriepaket provoziert, ist zunächst eine sehr starke Rauchentwicklung, starker schwarzer, dicker Rauch schießt aus der Batterie raus, und dann fängt der Block auch an zu brennen.
Brandgase sind immer giftig
Reuning: Und was bedeutet solch ein Szenario für die Feuerwehrleute, die ein brennendes Elektroauto in einer Tiefgarage zum Beispiel löschen müssen?
Held: Ich denke, für die Feuerwehrleute ist das kein großer Unterschied, ob das ein herkömmliches Auto oder ein Elektroauto ist, weil die Brandlast, also die Hitzeentwicklung vergleichbar ist mit konventionellen Autos.
Reuning: Sie haben gesagt, man sieht einen schwarzen Rauch, der sich da entwickelt, ich nehme an, das ist Ruß. Woher stammt der denn?
Held: Dieser Rauch, der austritt, der kommt aus den Zellen, und das ist vor allem das Kathodenmaterial, das sind Metalloxide – in unserem Fall war das Nickel, Mangan und Kobalt, die als Kathodenmaterial verwendet werden –, und die schlagen sich dann auch in der Umgebung entsprechend nieder.
Reuning: Stellt dieser Rauch, dieser schwarze Rauch eine Gefahr dar, wenn man ihn einatmet?
Held: Das ist sicherlich so, das ist bei jedem Brand so, ob konventionelles Auto oder Elektroauto. Die Brandgase, die sind immer giftig, von daher eigentlich toxikologisch, für Menschen ist das gleich gefährlich. Es ist einfach anderer Rauch, aber alle Brandgase sind für Menschen gefährlich.
Dekontamination professionell durchführen
Reuning: Sie sagen, in der Zelle sind Schwermetalle, die dann durch den Rauch in die Umwelt gelangen. Was bedeutet das denn dann für das Löschteam vor Ort?
Held: Für das Löschteam ist das kein großer Unterschied. Der einzige Unterschied ist, dass das Löschwasser, das vielleicht aufgefangen wird, dann sehr stark kontaminiert ist mit diesen Schwermetallen und entsprechend behandelt werden muss, nicht einfach in die Kanalisation geleitet werden darf.
Reuning: In der Batterie, im Elektrolyten, befinden sich auch Fluorverbindungen – besteht denn die Gefahr, dass diese sich umwandeln beim Brand in die ätzende und auch toxische Flusssäure beziehungsweise Fluorwasserstoff wäre das dann als Gas.
Held: Diese Möglichkeit besteht, dass Fluorwasserstoff gebildet wird im dynamischen Prozess, im chemischen Prozess des thermischen Durchgehens und des Brandes. Wir haben allerdings nur die Niederschläge untersucht nach dem Brand, also nicht während der Brandentwicklung, und dort haben wir kein Fluorwasserstoff gefunden, sondern nur einige Anteile an Fluoriden, die sich gebildet hatten.
Reuning: Was bedeutet es denn, wenn es nach einem Brand darum geht, zum Beispiel eben in einer Tiefgarage dieses Gebiet zu dekontaminieren?
Held: Das ist sehr wichtig, dass die Dekontamination professionell durchgeführt wird, das kann man nicht einfach abwischen.
Reuning: Sie hatten ja auch die Brände in verschiedenen Umgebungen beobachtet und überwacht, unter anderem auch in einem Tunnel mit Belüftung. Was konnten Sie denn hier beobachten?
Held: In Tunneln, die gut belüftet sind, ist es so, dass der Brand eines Elektroautos zu keinen anderen oder wesentlich anderen Resultaten führt als der Brand eines herkömmlichen Autos. Das heißt, alle Stoffe, die da entstehen, werden durch die Ventilation rausgeblasen, und lediglich auf Oberflächen kann es sein, dass sich diese Schwermetalle ablagern, allerdings in sehr viel kleinerem Umfang als in einem geschlossenen Raum.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.