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Wenn Hochschulen betteln lernen

Ab Sommersemester 2011 soll das Deutschlandstipendium an möglichst vielen deutschen Hochschulen und für besonders begabte Studierende gelten. Eine Münchner Beratungsfirma versucht Fragen der Hochschulen zum Fundraising zu beantworten.

Von Susanne Lettenbauer |
    Erster Schulungstag zum Deutschlandstipendium. Langsam räumen die Schulungsteilnehmer die dicke Fundraisingmappe zusammen. Sechseinhalb Stunden Einführung ins deutsche Fundraisingsystem liegen hinter den 40 Hochschulvertretern. Ein Mitglied des Bundesforschungsministerium führte vorab kurz in die Idee des Deutschlandstipendiums ein. Sandra Ulitze von der Universität Hohenheim atmet durch:

    " Gerade eben ging es um die positiven Botschaften, die man dem Geldgeber weitergeben kann, warum er genau diese Studenten an dieser Hochschule fördern möchte."

    Sandra Ulitze wurde von ihrer Hochschule auf diese Schulung geschickt: Zum "Mal-gucken", wie sie sagt, um zu testen, wie Gelder für Deutschlandstipendium eingeworben werden könnten. Natürlich auch anderen Hochschulen über die Schulter zu schauen, wie die das erst im September beschlossene Fördermittel umsetzen wollen. Ulitze glaubt nicht, dass bereits im Sommersemester 2011 wie vom Bundesforschungsministerium geplant, die ersten Stipendiaten ausgewählt sein werden. Nicht an ihrer Einrichtung. Trotzdem sei sie überrascht, wie schnell ihre innere Hürde überwunden war, die eigene Hochschule einem potenziellen Geldgeber selbstbewusst nicht als Bittsteller sondern als Partner zu präsentieren:

    " Indem man das Alleinstellungsmerkmal seiner Hochschule darstellt, indem man klar sagt, in dem und dem sind wir gut. Wir haben tolle Studierende und das auch selbst gut rüberbringt als Person. Dann glaube ich schon, dass das klappt."

    Anke Brugmann aus der Zentralverwaltung der Universität Marburg klingt nach dem ersten Tag ähnlich optimistisch:

    "Es geht nicht darum im Jammertal zu versinken, dass wir kein Geld mehr haben, sondern sich auf die eigenen Qualitäten zu besinnen, was uns oft noch schwerfällt, leider. Aber das müssen wir lernen, denn die haben wir."

    Petra Martin-Jakob, Pressesprecherin der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar kam auch aus eigenem Interesse nach Stuttgart. Ihre Fragen wurden noch nicht endgültig geklärt, aber dafür stehen noch zwei weitere Schulungstage bevor:

    " Wie man Geldgeber anspricht, also jetzt aktiv, was man sagen sollte und was nicht. Wie man positiv rüberkommt. Das ist doch das A und O eine gute Beziehung aufzubauen."

    Nach der Schulung soll sie als Multiplikator in die Hochschule hineinwirken. Denn Fragen zum Deutschlandstipendium gibt es viele: Sollen Förderer, zum Beispiel Alumni, per Post angesprochen werden, per email oder lieber persönlich. Und: Wie verhält man sich, wenn plötzlich mehr Geldgeber als Stipendiaten vor der Tür stehen. Denn: Nur bis zu acht Prozent ihrer Studentenschaft darf eine Hochschule für die neue Förderung auswählen. Bei der kleinen Asklepias Medical School Hamburg wären das per Gesetz höchstens 16 Stipendiaten, erklärt ihr Operating Manager Stefan Lehmann-Odinger. Obwohl ihm auf Anhieb etliche Firmen als Sponsoren einfallen:

    " Also ich habe heute schon mal auf einen Zettel ein paar Namen geschrieben von Organisationen und Firmen, die in Frage kommen, die man ansprechen könnte, das müsste ich noch Mal mit meinem Vorgesetzten absprechen. Aber ich denke, man muss sehr aktiv auf die Leute zu gehen, muss sich bekannt machen, muss sein Anliegen bekannt machen, dann sind die auch bereit, uns zu unterstützen."

    Von der Pressesprecherin bis zum Studienberater, vom Operating Manager bis hin zum Hochschulrektor reicht die Liste der Teilnehmer, die Dozent Matthias Notz in seinen bislang drei Schulungen betreut hat. Und alle waren überrascht, dass die Grundregel der Mittel-Akquise recht einfach ist:

    " Also Grundregel für erfolgreiche Akquise ganz allgemein im Fundraising heißt: Fragen und noch Mal fragen. Fragen, auf die Leute positiv zugehen und den Geldgeber einladen, Hochschulen als förderungswürdig anzusehen."

    Dabei sind ihm drei Gruppen von Hochschulen aufgefallen: Während die einen ganz bewusst das Deutschlandstipendium in ihr Hochschulprofil einbringen, die nächsten erst einmal abwarten, wie sich das Fundraising im deutschen Bildungsbereich entwickelt, können die anderen dem neuen Förderinstrument für begabte Studierende nicht viel abgewinnen. Zumal die Hochschulen auch neue Strukturen erarbeiten müssten, um die Bewerbungen, das Auswahlverfahren und die gewünschten regelmäßigen Tête-á-tête zwischen Stipendiaten und Geldgebern zu organisieren.
    Die Tipps und Tricks, die den Hochschulvertretern an die Hand gegeben werden, kommen deshalb ja im Prinzip nicht nur dem Deutschlandstipendium zugute, sagt die Vertreterin aus Marburg Anke Brugmann:

    ": Vor allem ist es eine Aufgabe für die Hochschulen sich neu aufzustellen und zu kommunizieren mit künftigen Geldgebern. Es geht darum sich aneinander zu binden und gemeinsame Chancen, wie man sich über den Stipendienanlass hinaus vor Augen führen kann zu erarbeiten."

    Das Interesse der Hochschulen an den kostenlosen dreitägigen Schulungen ist enorm. Von anfänglich 30 Teilnehmern wuchsen die Anmeldungen auf mittlerweile gut 50 an. Bis zu 80 Hochschulvertreter könnte er beraten, meint Notz. Diesen Fingerzeig hat auch der Geldgeber, das Bundesforschungsministerium verstanden. Für kommendes Jahr sind weitere Schulungstermine anvisiert. Wo steht noch nicht fest.

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    Schulungen zur Mittelakquise für das Deutschland-Stipendium