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Wenn sich die Welt dreht

Gleichgewichtsstörungen entstehen oftmals aus widersprüchlichen Informationen von den am Gleichgewichtsempfinden beteiligten Sinnesorganen. Die Betroffenen leiden unter Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.

Von Renate Rutta |
    "Vielleicht können wir eine Übung machen, um zu gucken, ob Sie sie gut durchführen können."

    Universitätsklinikum Aachen, Donnerstagnachmittag, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie.

    "So, wir haben jetzt eine Schaumstoffmatte im Raum aufgestellt, können Sie bitte die Schuhe ausziehen und sich draufstellen."

    Heinz B. zieht seine Sportschuhe aus. Oberarzt Dr. Thien An Duong schaut zu, wie er sich auf eine weiche, blaue Schaumstoffmatte stellt.

    "Fühlen Sie sich sicher auf der Schaumstoffmatte?- Ja."

    Der 63-jährige Heinz B. leidet unter Schwindel.

    "Können Sie mit ausgestreckten Armen, nach vorn ausgestreckten Armen und dabei die Augen schließen?"
    "Das ist ein bisschen ungleichmäßig, je länger die Augen zu sind, da fängt man an zu wippen sozusagen."
    "Können Sie auch auf einem Bein stehen und die Augen zulassen?"
    "Das ist schon schwieriger auf einem Bein, das haut nicht hin."
    "Ok, jetzt vielleicht mit offenen Augen, mit einem Bein, genau"
    "Der Unterboden ist sehr weich, da muss man sehr versuchen, das Gleichgewicht zu halten."
    "Ok, vielen Dank."

    Heinz B. ist Busfahrer. Ihm wurde während der Fahrt schwindelig. Schon morgens hatte er sich nicht wohlgefühlt.

    "Da bin ich so eine Stunde gefahren, bin hier von Aachen runtergekommen bis zur Stadtmitte, von da an wurde es dann schlimmer, da bin ich vielleicht noch einen Kilometer gefahren. An der Haltestelle, im letzten Moment, habe ich den Bus noch zum Stehen bekommen und bin dann über dem Lenkrad zusammengebrochen."

    "Da sind die ausgegangen, dass es vielleicht ein Herzinfarkt war. Dann ist das hier festgestellt worden, dass es ein Gleichgewichtsausfall war."
    "Der Patient mit einem Gleichgewichtsausfall hat in dem Moment einen Schwindel, einen Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Die Umwelt dreht sich. Und durch die Infusionstherapie kommt es zur Verbesserung dieser Symptomatik. Es gibt aber gewisse Fälle, wo der Schwindel persistiert in Form von Unsicherheitsgefühl, wie bei unserem Patienten heute. Und dadurch, dass die Patienten diese Übungen machen, kommen sie besser durch den Alltag, weil sie in bestimmten Situationen das Gleichgewicht besser halten können."

    "Diese Übungen mach ich auch zuhause, so ein, zweimal am Tag, 10 bis 15 Minuten."

    "Ich würde empfehlen, dass Sie weiterhin die Übungen machen wie bis jetzt und auch in der Intensität wie bis jetzt, weil wir auch die Erfahrung haben, dass dadurch dass man sehr intensiv diese Gleichgewichtsübungen macht, dass das Sturzrisiko bei Schwindelpatienten auch deutlich vermindert wird."

    "Durch diese Übungen ist mein Befinden besser geworden."