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Wenn Sicherheit verstärkt zum Kostenfaktor wird

Aufgrund der zunehmenden Terrorgefahr weltweit, wir die Sicherheit zu einem großen Kostenfaktor der sportlichen Großereignisse. Bei den beginnenden Olympischen Spielen in London hat die Sicherheitsfirma G4S die britische Regierung mit ihrer Fehlplanung zum Sicherheitseinsatz zum Handeln gezwungen.

Von Jochen Spengler |
    In Sydney vor zwölf Jahren betrug der Etat für die Sicherheit der Olympischen Spiele 140 Millionen Euro. Heute - nach den Terroranschlägen von New York und London - hat er sich nahezu verzehnfacht: auf 1,3 Milliarden Euro. Die zuständige britische Innenministerin Theresa May:

    "Die Sicherheitsvorkehrungen wurden akribisch geplant. Es werden die größten und vielschichtigsten in diesem Land sein seit dem Zweiten Weltkrieg."

    Dafür sorgen 12.500 Polizisten, aber auch Soldaten mit Flugabwehrbatterien in Parks und auf Wohntürmen. Kampfjets und Hubschrauber kontrollieren den teilgesperrten Luftraum über London kontrollieren. Das größte britische Kriegsschiff, die HMS Ocean, ein Hubschrauberträger, ankert in der Themse vor Greenwich und konnte dort vor eineinhalb Wochen besichtigt werden.

    "Wenn schon der Steuerzahler dafür aufkomme, dann dürfe er es sich auch anschauen, sagte ein schwer gewichtiger Sergeant. Der Andrang der Briten war groß und die Royal Navy nutzte ihn für Werbung in eigener Sache. "

    140 Einsatzorte werden während der Spiele geschützt, eine Aufgabe, die das Organisationskomitee anfangs unterschätzt hat. Im Dezember wurde das Budget für den Anlagenschutz auf 700 Millionen Euro verdoppelt.

    Davon wollte auch ein Privatunternehmen profitieren - G4S, mit 650.000 Mitarbeitern in 125 Ländern Weltmarktführer in Sachen Sicherheit. Es versprach, 10.400 Sicherheitsleute bereitzustellen und berechnete dafür 360 Millionen Euro. Doch G4S überschätzte sich - man konnte nur 7.000 rekrutieren. Und die Innenministerin geriet vor dem Parlament in Erklärungsnot.

    "Als die Sportstätten-Sicherheits-Übungen abgehalten wurden, wuchsen die Bedenken, ob G4S die benötigte Anzahl von Wächtern rechtzeitig zur Verfügung stellen könne. Der Verteidigungsminister hat deswegen die Stationierung von weiteren 3.500 Soldaten genehmigt."

    Inzwischen sind noch einmal 1.200 dazugekommen, sodass mehr als 18.000 Soldaten im Einsatz sein werden - doppelt soviel wie in Afghanistan. Den Wunsch der Organisatoren, man möge des friedlicheren Erscheinungsbildes wegen doch im Trainingsanzug und nicht in Uniform erscheinen, lehnte das Militär ab.

    Während Hunderte seiner Mitarbeiter gar nicht erst zu den Olympiaprobeläufen erschienen, blamierte sich G4S-Chef Nick Buckles vor dem Innenausschuss des Parlaments. Er zeigte sich weitgehend uninformiert, wolle aber nicht zurücktreten.

    "Ich bin beschämt und es tut mir entsetzlich leid. Aber ich glaube ich bin der Richtige, der dafür sorgen kann, dass unser Ansehen intakt bleibt. "

    Doch das ist enorm beschädigt. Die Ambitionen, bei der Fußball-WM in Brasilien eine wichtige Rolle spielen zu können, sind arg geschrumpft. Ein Abgeordneter fragte Buckles, ob sein Unternehmen nicht verantwortlich sei für ein beschämendes Durcheinander?

    Die Folgen: Die Zukunft des Firmenchefs ist ungewiss, der Aktienkurs schmierte ab und es drohen Einnahmeausfälle in zweistelliger Millionenhöhe. Die erscheinen angesichts eines Jahresumsatzes von zehn Milliarden Euro allerdings verkraftbar.

    Weitere Teile der Serie:
    Großkonzerne und ihr Einsatz beim Sponsoring (Teil 5)
    Nicht alle profitieren vom Bauboom (Teil 4)
    Das große Geschäft mit den Übertragungsrechten (Teil 2)
    Was der Mittelstand von Olympia 2012 hat (Teil 1)