Manfred Götzke: Silvana Koch-Mehrin, Jorgo Chatzimarkakis, Karl Theodor zu Guttenberg, die haben zwei Dinge gemeinsam: Sie alle sind Mitglieder der Regierungsparteien und sie alle sind überführte oder mutmaßliche Plagiatoren. Bei Politikern von SPD oder Grünen hat dagegen bisher noch keiner ein Promotionsplagiat gefunden – aber vielleicht ja auch gar nicht gesucht! Das sagen jedenfalls so manche Konservative, die die Plagiatenjagd vor allem für eine Schmutzkampagne linker Studenten halten. Diesen Vorwurf wollen jetzt drei Nachwuchsinformatiker aus dem Weg räumen. Sie wollen jetzt ganz genau und systematisch nachgucken, und untersuchen auf Ihrer Plattform "Doktorarbeitendomino" die Arbeiten aller Bundestagsabgeordneten, die nach 1996 erschienen sind. Und einer der drei ist David Krisel. Hallo, Herr Krisel!
David Krisel: Hallo!
Götzke: Herr Krisel, rechnen Sie mit vielen interessanten Funden?
Krisel: Da sind wir nicht sicher, deswegen machen wir das ja. Wir wollen halt nicht über Einzelpersonen reden wie Herrn Guttenberg und Frau Koch-Mehrin, sondern uns bewegt die Frage, ob das wirklich so verbreitet ist im Parlament, dass Dissertationen gefälscht werden, oder ob das ein Generalverdacht ist, der jetzt mal abgestellt wird, weil man bei dem ganzen Rest einfach nichts findet.
Götzke: Was vermuten Sie denn?
Krisel: Na ja, da können wir keine fundierte Vermutung anstellen. Wir hoffen nicht, dass wir viele Sachen finden, es wäre schade, wenn wir einen großen Prozentsatz an Plagiaten dort hätten, weil das das politische Vertrauen sicherlich noch weiter abschwächt. Aber um genau so eine fundierte Antwort liefern zu können, machen wir das ja. Bis jetzt ist das noch nicht möglich.
Götzke: Es ist ja tatsächlich erstaunlich, dass bisher noch kein SPD- oder Grünenpolitiker unter Plagiatsverdacht steht. Sind die einfach ehrlicher?
Krisel: Na ja, das ist eine Frage, die uns auch so ein bisschen bewegt. Und wenn man mal durch das Parlament geht und zumindest die Dissertationen der letzten 15 Jahre durchgeht, dann sieht man, dass in der Tat der höchste Promovierenden-Prozentsatz in der FDP liegt, und gleich gefolgt von der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Insofern ist es eigentlich relativ natürlich, dass da auch zunächst die meisten Fälschungen auftreten, denke ich. Ich denke, das ist einfach eine statistische Sache: Es gibt dort die meisten Dissertationen, also werden da auch erst mal die meisten Fälschungen gefunden.
Götzke: Vermuten Sie, dass das Ganze dann doch gar nicht so schlimm ist? Sie haben ja gerade gesagt, dass drei bekannte Politiker jetzt überführt wurden oder unter Verdacht stehen, aber man weiß gar nicht so recht, wie sehr das tatsächlich grassiert.
Krisel: Wir haben noch Vertrauen in diese politische Ebene, und insofern vermuten wir bis jetzt, dass das wirklich nicht so schlimm ist. Vielleicht haben wir recht. Es wäre sehr schade, wenn wir nicht recht hätten. Wenn wir jetzt die Dissertationen durchgehen und es kommt ein hoher Prozentsatz da an Plagiaten zum Vorschein, wäre das natürlich schade.
Götzke: Wurde die Promotion an sich durch die genannten Plagiats-Skandale diskreditiert?
Krisel: Es gibt ja gar nicht die Promotion an sich, es gibt da verschiedene Fachbereiche, in denen so eine Doktorarbeit auch ganz anders geschrieben, betreut und verfahrenstechnisch gehandhabt wird. Ich denke, dass – ja, das ist eine interessante Frage. Also, ich glaube nicht, dass der Doktor an sich dadurch jetzt herabgewürdigt wird, dass einige Bundestagsabgeordnete da geschummelt haben, aber ich denke, man müsste da ein bisschen auf die Fachbereiche gucken, in denen das passiert.
Götzke: Aha, was vermuten Sie da? Welche Fachbereiche stehen da eher unter Verdacht, oder sind problematisch?
Krisel: Bis jetzt haben wir noch keine Statistik, aber wir haben interessiert zur Kenntnis genommen, dass es niemanden aus den technisch-naturwissenschaftlichen Feldern bis jetzt erwischt hat – zumindest nach unserem besten Wissen und Gewissen.
Götzke: Sie haben ja gesagt, es sei schon mal sehr zeitaufwendig, überhaupt an die Doktorarbeiten heranzukommen! Sollte es im Sinne der Transparenz eine Online-Veröffentlichungspflicht für wissenschaftliche Arbeiten geben?
Krisel: Für wissenschaftliche Arbeiten an sich kann ich das nicht beurteilen, aber da Dissertationen ohnehin per Gesetz öffentlich sein müssen, denke ich, dass da eine Online-Veröffentlichung angebracht sein sollte. Dissertationen müssen öffentlich gemacht werden, sie sind Beitrag zur Forschung, jemand hat einen Titel dafür bekommen, also ist es einfach schade, dass – obwohl diese Arbeiten öffentlich sind – man da wochenlang braucht, um ranzukommen.
Götzke: Wann rechnen Sie mit einem Ergebnis?
Krisel: Das Ganze ist nicht auf zwei Tage angelegt, da sind auch nur wenige Leute, die jetzt ein paar mehr geworden sind durch die Resonanz im Internet und den Medien. Wir digitalisieren gerade ein paar Doktorarbeiten, und das werden einfach täglich mehr, fast. Es wird aber auf jeden Fall noch einige Wochen dauern.
Götzke: Vielen Dank, Herr Krisel!
Krisel: Ja, gerne!
Mehr Informationen:
Doktorarbeiten-Domino
David Krisel: Hallo!
Götzke: Herr Krisel, rechnen Sie mit vielen interessanten Funden?
Krisel: Da sind wir nicht sicher, deswegen machen wir das ja. Wir wollen halt nicht über Einzelpersonen reden wie Herrn Guttenberg und Frau Koch-Mehrin, sondern uns bewegt die Frage, ob das wirklich so verbreitet ist im Parlament, dass Dissertationen gefälscht werden, oder ob das ein Generalverdacht ist, der jetzt mal abgestellt wird, weil man bei dem ganzen Rest einfach nichts findet.
Götzke: Was vermuten Sie denn?
Krisel: Na ja, da können wir keine fundierte Vermutung anstellen. Wir hoffen nicht, dass wir viele Sachen finden, es wäre schade, wenn wir einen großen Prozentsatz an Plagiaten dort hätten, weil das das politische Vertrauen sicherlich noch weiter abschwächt. Aber um genau so eine fundierte Antwort liefern zu können, machen wir das ja. Bis jetzt ist das noch nicht möglich.
Götzke: Es ist ja tatsächlich erstaunlich, dass bisher noch kein SPD- oder Grünenpolitiker unter Plagiatsverdacht steht. Sind die einfach ehrlicher?
Krisel: Na ja, das ist eine Frage, die uns auch so ein bisschen bewegt. Und wenn man mal durch das Parlament geht und zumindest die Dissertationen der letzten 15 Jahre durchgeht, dann sieht man, dass in der Tat der höchste Promovierenden-Prozentsatz in der FDP liegt, und gleich gefolgt von der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Insofern ist es eigentlich relativ natürlich, dass da auch zunächst die meisten Fälschungen auftreten, denke ich. Ich denke, das ist einfach eine statistische Sache: Es gibt dort die meisten Dissertationen, also werden da auch erst mal die meisten Fälschungen gefunden.
Götzke: Vermuten Sie, dass das Ganze dann doch gar nicht so schlimm ist? Sie haben ja gerade gesagt, dass drei bekannte Politiker jetzt überführt wurden oder unter Verdacht stehen, aber man weiß gar nicht so recht, wie sehr das tatsächlich grassiert.
Krisel: Wir haben noch Vertrauen in diese politische Ebene, und insofern vermuten wir bis jetzt, dass das wirklich nicht so schlimm ist. Vielleicht haben wir recht. Es wäre sehr schade, wenn wir nicht recht hätten. Wenn wir jetzt die Dissertationen durchgehen und es kommt ein hoher Prozentsatz da an Plagiaten zum Vorschein, wäre das natürlich schade.
Götzke: Wurde die Promotion an sich durch die genannten Plagiats-Skandale diskreditiert?
Krisel: Es gibt ja gar nicht die Promotion an sich, es gibt da verschiedene Fachbereiche, in denen so eine Doktorarbeit auch ganz anders geschrieben, betreut und verfahrenstechnisch gehandhabt wird. Ich denke, dass – ja, das ist eine interessante Frage. Also, ich glaube nicht, dass der Doktor an sich dadurch jetzt herabgewürdigt wird, dass einige Bundestagsabgeordnete da geschummelt haben, aber ich denke, man müsste da ein bisschen auf die Fachbereiche gucken, in denen das passiert.
Götzke: Aha, was vermuten Sie da? Welche Fachbereiche stehen da eher unter Verdacht, oder sind problematisch?
Krisel: Bis jetzt haben wir noch keine Statistik, aber wir haben interessiert zur Kenntnis genommen, dass es niemanden aus den technisch-naturwissenschaftlichen Feldern bis jetzt erwischt hat – zumindest nach unserem besten Wissen und Gewissen.
Götzke: Sie haben ja gesagt, es sei schon mal sehr zeitaufwendig, überhaupt an die Doktorarbeiten heranzukommen! Sollte es im Sinne der Transparenz eine Online-Veröffentlichungspflicht für wissenschaftliche Arbeiten geben?
Krisel: Für wissenschaftliche Arbeiten an sich kann ich das nicht beurteilen, aber da Dissertationen ohnehin per Gesetz öffentlich sein müssen, denke ich, dass da eine Online-Veröffentlichung angebracht sein sollte. Dissertationen müssen öffentlich gemacht werden, sie sind Beitrag zur Forschung, jemand hat einen Titel dafür bekommen, also ist es einfach schade, dass – obwohl diese Arbeiten öffentlich sind – man da wochenlang braucht, um ranzukommen.
Götzke: Wann rechnen Sie mit einem Ergebnis?
Krisel: Das Ganze ist nicht auf zwei Tage angelegt, da sind auch nur wenige Leute, die jetzt ein paar mehr geworden sind durch die Resonanz im Internet und den Medien. Wir digitalisieren gerade ein paar Doktorarbeiten, und das werden einfach täglich mehr, fast. Es wird aber auf jeden Fall noch einige Wochen dauern.
Götzke: Vielen Dank, Herr Krisel!
Krisel: Ja, gerne!
Mehr Informationen:
Doktorarbeiten-Domino