Der Fernsehjournalist kündigt mehr Polizei auf der Straße an. Auf Anordnung des Innenministeriums sollen künftig Tausende Beamte in Süditalien den Schreibtischsessel gegen den Einsatzwagen tauschen und für mehr Sicherheit sorgen. So weit, so bekannt. Die italienischen Fernsehzuschauer sind an Versprechen dieser Art gewöhnt. Sie werden vorzugsweise dann gemacht, wenn die Organisierte Kriminalität die Öffentlichkeit durch Morde, Anschläge oder Drohungen ängstigt. Ins Visier nimmt sie dabei fast immer diejenigen, die an vorderster Front gegen die Mafia kämpfen: Polizisten, Staatsanwälte, Richter.
Zum Beispiel Franca Inbergamo, seit 16 Jahren Richterin. Erst in Palermo, dann im sizilianischen Caltanissetta.
Die schlanke, dunkelhaarige Mittvierzigerin glaubt nicht besonders an den Nutzen von mehr Polizisten auf der Straße. Sie wünscht sich mehr Mittel für gepanzerte Autos und speziell ausgebildete Bodyguards. Dabei ist sie keineswegs besonders ängstlich, aber sie weiß, um die Gefahr, der sie und ihre Kollegen sich täglich aussetzen. Selbstverständlich hat die Richterin eine n Fangschaltung an ihrem Telefonapparat. Drohanrufe sind fast schon normal. Aufgeschlitzte Autoreifen findet sie unangenehmer. Sich versetzen lassen, die Ermittlungen gegen die Mafia aufgeben, das kommt trotzdem nicht in Frage.
"Ich habe meiner Arbeit so einen Sinn gegeben. Ich bin Sizilianerin und spüre meine Verantwortung in dieser Geschichte."
Diese "Geschichte", das ist die Geschichte von Sizilien und der Mafia. Eine alte Geschichte mit immer neuen Kapiteln. Das Kapitel, das gegenwärtig geschrieben wird, ist ein düsteres,
meint der Richter Massimo Russo. Denn nicht nur Pistolenschüsse töten, sondern auch die allgemeine Gleichgültigkeit.
"Wir haben nicht mehr die Unterstützung der Bürger, die wir brauchen um hier, im Reich der Mafia, unsere Arbeit machen zu können" sagt er.
Massimo Russo kann sich noch an andere Zeiten erinnern, als die Bevölkerung aktiver mithalf im Kampf gegen die Mafia. Seine berufliche Laufbahn begann er unter Paolo Borsellino, der gemeinsam mit Giovanni Falcone sehr erfolgreich gegen die Mafia ermittelte und dafür wie sein Freund und Kollege Falcone mit dem Leben bezahlte. Borsellino wusste genau um die Gefahr, in der er schwebte. In einem seiner letzten Interviews drückte er es so aus:
"Wir sind Tote, die noch leben. Ich akzeptiere das, ich habe es immer akzeptiert. Ich weiß um die Konsequenzen, die meine Arbeit haben kann, die der Ort, an dem ich meine Arbeit mache, haben kann, und auch die Art, wie ich meine Arbeit mache."
Heute ist die Mafia wieder erstarkt, ja sogar noch mächtiger geworden als damals. Und nicht nur in Sizilien. Auch in Kalabrien stehen die Fahnder einer kriminellen Vereinigung gegenüber, die sich von einer archaischen Bauernmafia zu einem modernen Finanzunternehmen entwickelt hat. Der Staatsanwalt Alberto Nobile fühlt sich im Kampf gegen die Ndrangheta nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch vom Gesetzgeber im Stich gelassen.
"Wenn man die Organisierte Kriminalität heute mit einer heißen Kartoffel vergleicht, dann haben wir Staatsanwälte nur noch eine Gabel aus Butter in der Hand. Wir verfügen nicht über die nötigen Mittel, um etwas auszurichten, wir haben heute auch keine Kronzeugen mehr. Dabei waren die Kronzeugen unser Trumpf in diesem Kampf."
Die Zahl der Kronzeugen ist gesunken, nachdem die Regierung von Silvio Berlusconi das Schutzprogramm reduzierte. Wer gegen die Mafia aussagt, unterschreibt damit sein Todesurteil und das tut er nur, wenn er vom Staat genügend Garantien bekommt. Das Regierungsbündnis um Ministerpräsident Romano Prodi macht keine Anstalten, die Richter und Staatsanwälte im Kampf gegen die Mafia wieder besser zu unterstützen.
Zum Beispiel Franca Inbergamo, seit 16 Jahren Richterin. Erst in Palermo, dann im sizilianischen Caltanissetta.
Die schlanke, dunkelhaarige Mittvierzigerin glaubt nicht besonders an den Nutzen von mehr Polizisten auf der Straße. Sie wünscht sich mehr Mittel für gepanzerte Autos und speziell ausgebildete Bodyguards. Dabei ist sie keineswegs besonders ängstlich, aber sie weiß, um die Gefahr, der sie und ihre Kollegen sich täglich aussetzen. Selbstverständlich hat die Richterin eine n Fangschaltung an ihrem Telefonapparat. Drohanrufe sind fast schon normal. Aufgeschlitzte Autoreifen findet sie unangenehmer. Sich versetzen lassen, die Ermittlungen gegen die Mafia aufgeben, das kommt trotzdem nicht in Frage.
"Ich habe meiner Arbeit so einen Sinn gegeben. Ich bin Sizilianerin und spüre meine Verantwortung in dieser Geschichte."
Diese "Geschichte", das ist die Geschichte von Sizilien und der Mafia. Eine alte Geschichte mit immer neuen Kapiteln. Das Kapitel, das gegenwärtig geschrieben wird, ist ein düsteres,
meint der Richter Massimo Russo. Denn nicht nur Pistolenschüsse töten, sondern auch die allgemeine Gleichgültigkeit.
"Wir haben nicht mehr die Unterstützung der Bürger, die wir brauchen um hier, im Reich der Mafia, unsere Arbeit machen zu können" sagt er.
Massimo Russo kann sich noch an andere Zeiten erinnern, als die Bevölkerung aktiver mithalf im Kampf gegen die Mafia. Seine berufliche Laufbahn begann er unter Paolo Borsellino, der gemeinsam mit Giovanni Falcone sehr erfolgreich gegen die Mafia ermittelte und dafür wie sein Freund und Kollege Falcone mit dem Leben bezahlte. Borsellino wusste genau um die Gefahr, in der er schwebte. In einem seiner letzten Interviews drückte er es so aus:
"Wir sind Tote, die noch leben. Ich akzeptiere das, ich habe es immer akzeptiert. Ich weiß um die Konsequenzen, die meine Arbeit haben kann, die der Ort, an dem ich meine Arbeit mache, haben kann, und auch die Art, wie ich meine Arbeit mache."
Heute ist die Mafia wieder erstarkt, ja sogar noch mächtiger geworden als damals. Und nicht nur in Sizilien. Auch in Kalabrien stehen die Fahnder einer kriminellen Vereinigung gegenüber, die sich von einer archaischen Bauernmafia zu einem modernen Finanzunternehmen entwickelt hat. Der Staatsanwalt Alberto Nobile fühlt sich im Kampf gegen die Ndrangheta nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch vom Gesetzgeber im Stich gelassen.
"Wenn man die Organisierte Kriminalität heute mit einer heißen Kartoffel vergleicht, dann haben wir Staatsanwälte nur noch eine Gabel aus Butter in der Hand. Wir verfügen nicht über die nötigen Mittel, um etwas auszurichten, wir haben heute auch keine Kronzeugen mehr. Dabei waren die Kronzeugen unser Trumpf in diesem Kampf."
Die Zahl der Kronzeugen ist gesunken, nachdem die Regierung von Silvio Berlusconi das Schutzprogramm reduzierte. Wer gegen die Mafia aussagt, unterschreibt damit sein Todesurteil und das tut er nur, wenn er vom Staat genügend Garantien bekommt. Das Regierungsbündnis um Ministerpräsident Romano Prodi macht keine Anstalten, die Richter und Staatsanwälte im Kampf gegen die Mafia wieder besser zu unterstützen.