Was dann kommt, ist allerdings nicht viel mehr als der artige Austausch von Bosheiten mit Showeffekt, woran nichts Falsches ist, nimmt man das dankbare Gelächter im Publikum als Erfolgskriterium. Szenen einer Ehe haben halt einen gewissen Wiedererkennungswert.
evtl. O-Ton
Für die alte Geschichte von Martha und George hätte es allerdings einiger Regieeinfälle bedurft. Was wir sehen, ist: ein Gewehr mit Ladehemmung, dessen schreckliche Wirkung sich auf die sichere Zerstörung der Pointe beschränkt; einen Fellschal, den Honey trägt, und der sich später zur Häschenmütze umfunktionieren lässt; und einen Kopfstand von Martha, dessen Funktion sich vermutlich allein dem Tierpfleger erschließt.
Den Schauspielern ist das kaum anzulasten. Ulrich Matthes schafft es wunderbar, über all den Demütigungen seine Würde zu bewahren; den Spielleiter, den er im letzten Drittel der Versuchsanordnung mimen soll, nimmt man ihm weniger ab. Die Harfouch als Martha fängt so böse an, dass sie sich später glaubhaft müde gekämpft hat. Alexander Khuons Nick, der selten aus seiner Daunenjacke herauskommt, gibt weniger den jungen Karrieristen als den fürsorglichen Naiven, was glaubwürdiger wirkt als Katharina Schmalenberg als seine noch jüngere Frau. Sie geht zwar als hysterisches Girlie durch, passt aber gerade deshalb nie wirklich ins Bild.
Und das hat mit dem Thema zu tun, das hier verhandelt wird: die Kinderfrage als eine Art Lackmustest für gesellschaftliche Zurechnungsfähigkeit resp. Potenz zu präsentieren um daraus die Hassliebe und die Lebenslügen eines älteren Paares zu destillieren, war in den 60er Jahren ein Schocker. Heute sind wir zwei Pillenknicks und ein paar Forschungsergebnisse weiter. Wer kein Kind hat, will das so oder kauft sich eins, so einfach ist das. Die Probleme beginnen hinterher.
Anders formuliert: das zahnlos gewordene Ehehorror-Drama lässt sich als Boulevardstück mit Nostalgiefaktor und wohl bemessenem Gruseleffekt auf den Bühnen zwischen Ulm und Rostock wohl noch spielen. Am Deutschen Theater in Berlin bringen es selbst Stars nicht mehr auf die Beine. Dieser hochprozentige Knaller hat heute nur noch einen Knock-Out-Effekt, mehr nicht.