"Graue Wölfe" ist ein anderer Name für die rechtsextreme "Ülkücü"-Bewegung. Sie steht für eine rassistisch-nationalistische Ideologie, die von der historischen und moralischen Überlegenheit der Turkvölker ausgeht. Andere Volksgruppen werden herabgewürdigt.
Die Bewegung wurde in den 60er Jahren gegründet. Militanten Jugendgruppen und Paramilitärs der "Grauen Wölfe" werden zahlreiche politische Morde zwischen den 60er und 90er Jahren angelastet, unter anderem an Kurden, Aleviten, Sozialisten und Gewerkschaftern in der Türkei.
Zur "Ülkücü"-Bewegung zählt auch die ultranationalistische Partei MHP. Sie ist Regierungspartner von Präsident Recep Tayyip Erdogan und seiner AKP.
Der "Wolfsgruß"
Die Geste des "Wolfsgrußes" ist Symbol und Erkennungszeichen der "Grauen Wölfe". Das Handzeichen imitiert den Kopf eines Wolfes: Zeigefinger und kleiner Finger formen die Ohren, Daumen und Mittel- und Ringfinger eine Art Schnauze.
"Graue Wölfe" in Deutschland
Die Ableger der "Grauen Wölfe" in Deutschland werden vom Verfassungsschutz beobachtet, der die Gruppierung als eine "erhebliche Bedrohung für die freiheitlich demokratische Grundordnung" einstuft.
Nach Schätzungen des Verfassungsschutzes gehören der Bewegung in Deutschland etwa 12.000 Menschen an. Damit seien die "Grauen Wölfe" nach der AfD die zweitgrößte extrem rechte Kraft in Deutschland. Ein großer Teil davon sei in Vereinen organisiert, die wiederum unter dem Dach größerer Verbände zusammengeschlossen seien.
In Deutschland ist weder die Organisation noch der Gruß verboten, in Österreich oder Frankreich allerdings schon.
Experte fordert Maßnahmen gegen "Graue Wölfe"
Der Bochumer Politikwissenschaftler und Experte für türkischen Rechtsextremismus, Ismail Küpeli, forderte die Politik auf, stärker gegen die "Grauen Wölfe" vorzugehen. "Ich verstehe, dass man jetzt die Forderung nach dem Verbot dieser Symbolik in Stadien ins Spiel bringt. Das reicht aber nicht aus, wenn wir ernst nehmen, dass es die zweitgrößte extrem rechte Bewegung in Deutschland ist", sagte Küpeli. Er sprach sich unter anderem für Vereinsverbote aus.
In Westdeutschland seien die "Grauen Wölfe" lokal sehr gut verankert und verfügten über eine große Anhängerschaft, die in Teilen auch gewaltbereit oder gewalttätig sei. "Die Ideologie der Grauen Wölfe als eine autoritäre, rassistische, nationalistische, antisemitische Ideologie richtet sich gegen Demokratie und Vielfalt."
Küpeli warnt vor Relativierung des "Wolfsgrußes"
Als Reaktion auf die Kritik an seinem Handzeichen hatte Nationalspieler Demiral die Geste als Ausdruck seines Stolzes gerechtfertigt. "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun", sagte Demiral bei einer Pressekonferenz. Es stecke "keine versteckte Botschaft" dahinter, so der 26-Jährige.
Demiral, der in der Nacht ein Foto seiner Geste bei X postete, zeigte sich weit davon entfernt, Einsicht zu zeigen. Er hoffe, dass es "noch mehr Gelegenheiten gibt, diese Geste zu zeigen".
Politikwissenschaftler Küpeli dagegen warnte davor, sich auf Relativierungen des "Wolfsgrußes" als Freudensgeste einzulassen. Den Fußball nutze die Bewegung gezielt für öffentliche Sichtbarkeit. Außerdem wolle man so junge gewaltbereite Männer erreichen. In Sportvereinen, die den "Grauen Wölfen" nahestehen, komme es zu Radikalisierung und Mobilisierung von jungen Männern für politische Gewalt.
Diese Nachricht wurde am 03.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.