Studie
Wer tanzt, ist weniger neurotisch

Menschen, die tanzen, sind einer Studie zufolge weniger neurotisch als ihre Mitmenschen. Zudem seien sie verträglicher, offener und extrovertierter als Personen, die nicht tanzen.

     Illustration: Junges Paar tanzt Swing, Lindy Hop, Rock n Roll.
    Was Tanzen über die Persönlichkeit aussagt, zeigt eine Studie. (Getty Images / iStockphoto / Inna Artanova)
    Beides gilt den Forschenden zufolge sowohl für Hobby- als auch für Profi-Tänzer, wie eine Studie unter Leitung des Frankfurter Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik ergab. Die Studienergebnisse wurden jüngst im Fachjournal "Personality and Individual Differences" veröffentlicht. Die MPI-Mitarbeiter haben dafür Daten von mehr als 5.000 Menschen aus Schweden und knapp 600 aus Deutschland ausgewertet. Untersucht wurden die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus, die anhand eines umfangreichen Fragebogens ermittelt wurden.
    Die sogenannten "Big Five" sind eines der einflussreichsten Modelle der Persönlichkeitspsychologie. Der Faktor Neurotizismus beschreibt, wie emotional stabil eine Person ist. Menschen mit niedrigen Werten in dieser Kategorie sind laut Definition emotional stabil, klagen wenig, sind unempfindlich, aber auch unsensibel.
    Ähnliche Ergebnisse gab es auch schon für die Persönlichkeit von Musikern. Sie sind einer früheren Studie zufolge verträglicher und offener gegenüber Mitmenschen als Nicht-Musiker. In der aktuellen Studie bestätigte sich das laut MPI im Prinzip auch für Tänzerinnen und Tänzer. 

    Was Musiker und Tänzer unterscheidet

    Allerdings fanden die Forschenden auch einen interessanten Unterschied zwischen beiden Gruppen: Im Gegensatz zu Musikern sind Tänzer nicht neurotischer, sondern – im Gegenteil – weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.
    Generell wiesen sowohl Tänzer als auch Sänger in ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Extraversion auf - "was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird", berichtet Erstautorin Julia Christensen. "Dies bedeutet, dass sie sie sich in einer sozial exponierteren Situation befinden als jemand, der sich zum Beispiel durch ein Instrument ausdrückt."

    Unterschiede zwischen Swing und Ballroom?

    Zudem fanden die Forschenden erste Hinweise, dass es Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tanzenden verschiedener Tanzstile geben könnte. So scheinen Menschen, die Swing tanzen, noch weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- und Standard-Tänzer. 
    Laut MPI müssen solche Annahmen aber noch mit größeren Datenmengen bestätigt werden. Auch aus einem anderen Grund soll die Studie fortgesetzt werden: Die Forschenden würden ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern gern auf weitere Kulturen und Tanzstile ausweiten. 
    Diese Nachricht wurde am 13.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.