Feststimmung in der altehrwürdigen Aula der Uni Münster: Rund 60 schick gemachte Oberstufenschüler und ihre stolzen Eltern sind gekommen. Alle starren gebannt auf die Bühne. Dort gibt es Gummibären in XXL-Format. Sie werden den jungen Nachwuchsforschern überreicht. Professoren der Uni haben ihre Arbeiten als die Besten ausgewählt. Die Geldpreise und die Gummibären hat die Dr. Hans Riegel-Stiftung gespendet. Hans Riegel ist der Firmenchef von Haribo. Die Stiftung verfolgt, sagt Pressesprecher Marco Alfter, ein rein mildtätiges, gemeinnütziges Ziel - mit Gummibärchen hat das nichts zu tun.
"Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir Förderung der schulischen Bildung machen wollen, so ist es schnell zu einer Zusammenarbeit mit dem Unis gekommen. Die Unis selber können einen solchen Fachpreis nur durchführen mit finanzieller Unterstützung."
Die Uni Münster ist dankbar für die finanzielle Unterstützung. In der Eingangshalle zum Schlossgebäude liegen jede Menge Werbeflyer der Hans Riegel-Stiftung mit Haribo-Firmengeschichte aus und die Presse lädt zu dem Event mit dem Spruch: "Haribo macht Schüler froh". Wer da an Werbung für Gummibärchen denkt, liegt komplett falsch, sagt Uni-Sprecher Norbert-Robers.
"Das ist eine Anlehnung an einen Slogan. Wir kooperieren mit der Hans Riegel-Stiftung, insofern sehe ich nichts Verbotenes, auch keine Werbung, auch keine Schleichwerbung."
Dafür aber Kooperation: Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, daran komme heutzutage keine Hochschule vorbei. Mit Drittmitteln, Stiftungsprofessuren, Sponsoring, und - na klar, auch Werbung wird dringend benötigtes Geld in die Uni-Kassen gespült. Warum auch nicht, sagt Uni-Sprecher Norbert Robers:
"Selbstverständlich, es muss für beide Partner etwas bringen. Wir wollen was von der Wirtschaft, und die Wirtschaft will im Gegenzug was haben. Aber selbstverständlich hat die Kooperation auch Grenzen. Das erste, es muss in die Strategie der Hochschule passen. Mit anderen Worten, wir würden nicht was akzeptieren, was uns möglicherweise finanziell was verspricht, aber was nicht in die Strategie unserer Hochschule passt. Und das Zweite, was unverrückbar ist, das ist die Freiheit von Wissenschaft und Lehre, das ist was, wo wir nicht verhandeln würden."
Und wie könnten Gummibärchen diese Freiheit bedrohen? Produktwerbung an der Uni ist längst zur zusätzlichen Geldquelle geworden. Eine Quelle, die erst seit 15 Jahren sprudelt, denn vorher war Werbung an deutschen Hochschulen gar nicht erlaubt. Damals hätte man sich kaum vorstellen können, wie es heute in Unifluren und Mensen zugeht. Studenten sind jung, später mal zahlungskräftig, also eine lukrative Zielgruppe. Jetzt zu Semesteranfang werden sie wieder zugeschüttet mit Werbung, hunderttausende von sogenannten Semestertüten werden in diesen Tagen verteilt. Lisa Gehringhoff vom Asta der Fachhochschule Münster ist, wie viele ihrer Kommilitonen, völlig genervt:
"Wir haben den Fachbereich Wirtschaft, da ist schon regelmäßig, dass sich große Unternehmen, Henkel, ganz gezielt hinstellen und Werbung machen. Das ist auch in der Mensa: die Energydrinks, Werbetüten, wo aller mögliche Kram drin war, Werbeproben, Niveacreme. Bei uns ist es viel."
Wer wo und wie an den deutschen Hochschulen werben darf, ist an allen Unis unterschiedlich geregelt. Beim nordrheinwestfälischen Wissenschaftsministerium heißt es auf Anfrage, es gebe keinen gesetzlichen Vorgaben, also auch kein Werbeverbot. Und so übertreffen sich die deutschen Hochschulen inzwischen gegenseitig in dem Bemühen, mit Abteilungen für Wissenschaftsmarketing oder sogenannten Transferagenturen für sich als Werbeträger zu werben:
"An der Universität Frankfurt stehen ausgewählte Werbemöglichkeiten zur Verfügung. Dabei legt die Universität besonderen Wert auf ein vernünftiges und ausgewogenes Verhältnis von Information, Service und Werbung.
Sie sind Unternehmerin/Unternehmer und möchten die Forschung und Lehre an der Fachhochschule Münster unterstützen? Dann werden Sie doch Förderer oder Pate und nehmen teil an unserer Aktion zum Sponsoring von Zeitschriften und Büchern.
Nutzen Sie die zentrale Absolventenfeier für Ihr Unternehmen. Werden Sie: Hauptsponsor, Preis 50.000 Euro. Premiumsponsor 10.000 Euro."
Die Grenzen zwischen Wirtschaft und Hochschulen verschwimmen mehr sagt Lisa Gehringhoff vom Asta der Fachhochschule Münster.
"Ich finde, dass das nicht in eine staatliche Fachhochschule gehört. Ich finde, dass das getrennt sein sollte, und dass da so viele Unternehmen reinkommen, das finde ich nicht gut."
Was die meisten schon vergessen haben: Noch Vor fünf Jahren waren viele empört, als an der Fachhochschule Würzburg ein Aldi-Süd-Hörsaal eingeweiht wurde. Heute können sich das auch andere Hochschulen durchaus vorstellen, sagt Norbert Robers von der Uni Münster.
"Theoretisch ja, es steht aber nicht an. Die Familie Albrecht ist noch nicht an uns herangetreten. Wenn sie das tut, müsste man über vieles reden und könnte sicherlich auch über Namensgebung reden."
Vielleicht zeigt sich ja auch Haribo spendabel. Ein Goldbärchen-Hörsaal in der Westfälischen Wilhelmsuniversität, warum nicht.
"Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir Förderung der schulischen Bildung machen wollen, so ist es schnell zu einer Zusammenarbeit mit dem Unis gekommen. Die Unis selber können einen solchen Fachpreis nur durchführen mit finanzieller Unterstützung."
Die Uni Münster ist dankbar für die finanzielle Unterstützung. In der Eingangshalle zum Schlossgebäude liegen jede Menge Werbeflyer der Hans Riegel-Stiftung mit Haribo-Firmengeschichte aus und die Presse lädt zu dem Event mit dem Spruch: "Haribo macht Schüler froh". Wer da an Werbung für Gummibärchen denkt, liegt komplett falsch, sagt Uni-Sprecher Norbert-Robers.
"Das ist eine Anlehnung an einen Slogan. Wir kooperieren mit der Hans Riegel-Stiftung, insofern sehe ich nichts Verbotenes, auch keine Werbung, auch keine Schleichwerbung."
Dafür aber Kooperation: Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, daran komme heutzutage keine Hochschule vorbei. Mit Drittmitteln, Stiftungsprofessuren, Sponsoring, und - na klar, auch Werbung wird dringend benötigtes Geld in die Uni-Kassen gespült. Warum auch nicht, sagt Uni-Sprecher Norbert Robers:
"Selbstverständlich, es muss für beide Partner etwas bringen. Wir wollen was von der Wirtschaft, und die Wirtschaft will im Gegenzug was haben. Aber selbstverständlich hat die Kooperation auch Grenzen. Das erste, es muss in die Strategie der Hochschule passen. Mit anderen Worten, wir würden nicht was akzeptieren, was uns möglicherweise finanziell was verspricht, aber was nicht in die Strategie unserer Hochschule passt. Und das Zweite, was unverrückbar ist, das ist die Freiheit von Wissenschaft und Lehre, das ist was, wo wir nicht verhandeln würden."
Und wie könnten Gummibärchen diese Freiheit bedrohen? Produktwerbung an der Uni ist längst zur zusätzlichen Geldquelle geworden. Eine Quelle, die erst seit 15 Jahren sprudelt, denn vorher war Werbung an deutschen Hochschulen gar nicht erlaubt. Damals hätte man sich kaum vorstellen können, wie es heute in Unifluren und Mensen zugeht. Studenten sind jung, später mal zahlungskräftig, also eine lukrative Zielgruppe. Jetzt zu Semesteranfang werden sie wieder zugeschüttet mit Werbung, hunderttausende von sogenannten Semestertüten werden in diesen Tagen verteilt. Lisa Gehringhoff vom Asta der Fachhochschule Münster ist, wie viele ihrer Kommilitonen, völlig genervt:
"Wir haben den Fachbereich Wirtschaft, da ist schon regelmäßig, dass sich große Unternehmen, Henkel, ganz gezielt hinstellen und Werbung machen. Das ist auch in der Mensa: die Energydrinks, Werbetüten, wo aller mögliche Kram drin war, Werbeproben, Niveacreme. Bei uns ist es viel."
Wer wo und wie an den deutschen Hochschulen werben darf, ist an allen Unis unterschiedlich geregelt. Beim nordrheinwestfälischen Wissenschaftsministerium heißt es auf Anfrage, es gebe keinen gesetzlichen Vorgaben, also auch kein Werbeverbot. Und so übertreffen sich die deutschen Hochschulen inzwischen gegenseitig in dem Bemühen, mit Abteilungen für Wissenschaftsmarketing oder sogenannten Transferagenturen für sich als Werbeträger zu werben:
"An der Universität Frankfurt stehen ausgewählte Werbemöglichkeiten zur Verfügung. Dabei legt die Universität besonderen Wert auf ein vernünftiges und ausgewogenes Verhältnis von Information, Service und Werbung.
Sie sind Unternehmerin/Unternehmer und möchten die Forschung und Lehre an der Fachhochschule Münster unterstützen? Dann werden Sie doch Förderer oder Pate und nehmen teil an unserer Aktion zum Sponsoring von Zeitschriften und Büchern.
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Die Grenzen zwischen Wirtschaft und Hochschulen verschwimmen mehr sagt Lisa Gehringhoff vom Asta der Fachhochschule Münster.
"Ich finde, dass das nicht in eine staatliche Fachhochschule gehört. Ich finde, dass das getrennt sein sollte, und dass da so viele Unternehmen reinkommen, das finde ich nicht gut."
Was die meisten schon vergessen haben: Noch Vor fünf Jahren waren viele empört, als an der Fachhochschule Würzburg ein Aldi-Süd-Hörsaal eingeweiht wurde. Heute können sich das auch andere Hochschulen durchaus vorstellen, sagt Norbert Robers von der Uni Münster.
"Theoretisch ja, es steht aber nicht an. Die Familie Albrecht ist noch nicht an uns herangetreten. Wenn sie das tut, müsste man über vieles reden und könnte sicherlich auch über Namensgebung reden."
Vielleicht zeigt sich ja auch Haribo spendabel. Ein Goldbärchen-Hörsaal in der Westfälischen Wilhelmsuniversität, warum nicht.