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110. Geburtstag des Apollo-Organisators
Wernher von Braun, das KZ und die Rüstung

Vor 110 Jahren kam bei Posen Wernher von Braun zur Welt. Während der Nazi-Diktatur leitete er die Entwicklung der Raketenwaffe V-2. Allerdings war er kein Ingenieur – das einzige Triebwerk, das er selbst konstruiert hatte, Aggregat 1, explodierte viermal auf dem Teststand.

Von Dirk Lorenzen |
Weit weg von der Vergangenheit in Deutschland: Wernher von Braun im Jahr 1964 in seinem Büro
Weit weg von der Vergangenheit in Deutschland: Wernher von Braun im Jahr 1964 in seinem Büro (NASA)
Die Legende vom Wunderkind, das im Alter von nur 20 Jahren Leiter der Raketenabteilung im Heereswaffenamt des Deutschen Reichs geworden sei, stimmt nicht. Nachdem er das Vordiplom in Maschinenbau nur mit Müh' und Not bestanden hatte, erwarb Wernher von Braun einen Doktorgrad in Physik, wobei seine Dissertation keinerlei Konstruktionszeichnungen enthielt, dafür aber zahlreiche Übernahmen aus populären Zeitschriften oder Lehrbüchern.

KZ-Häftlinge für die Raketenproduktion angefordert

Der begnadete Organisator und Kommunikator leitete die Versuchsanstalt Peenemünde. Von Brauns Behauptung, er habe mit der Ermordung Zehntausender Zwangsarbeiter beim Bau der V-2 Raketen auf Usedom und im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen nichts zu tun gehabt, ist durch Dokumente widerlegt. Er hat viele Male Häftlinge angefordert und einmal im KZ Buchenwald sogar selbst welche für die Raketenproduktion ausgesucht.

Apollo-Mondflug war einziges ziviles Raumfahrtprojekt

Nach dem Krieg bedienten sich die USA gerne der Fähigkeiten von Brauns. Auch dort war er zunächst nur in der Rüstung tätig – der Apollo-Mondflug war sein erstes und einziges ziviles Raumfahrtprojekt. 1977 ist er mit 65 Jahren gestorben. Der einstige Ruhm ist verblasst: Inzwischen haben etliche Schulen, die nach ihm benannt waren, ihren Namen geändert.
Weiterführende Links zum Thema:

NASA-Biographie von Wernher von Braun
Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora