GDL und Deutsche Bahn
Weselsky räumt "Denkfehler" ein, hält aber an Lokführer-Streik fest

Bei der Deutschen Bahn steht nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen durch die Lokführer-Gewerkschaft GDL der nächste Streik an. Er beginnt heute Abend und wird Reisende sowie die deutsche Wirtschaft erneut vor Probleme stellen. GDL-Chef Weselsky gibt einen "Denkfehler" zu, hält am Ausstand aber fest.

    Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, spricht auf einer Pressekonferenz. Auf der Wand im Hintergrund das Logo der GDL
    Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky (picture alliance / dpa / Carsten Koall)
    Weselsky hatte den "Denkfehler" gestern im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" eingeräumt. Er betrifft das Argument, mit dem Weselsky auf einer Pressekonferenz den Abbruch der Tarifverhandlungen begründet hatte. Es lautete, dass die Bahn in den Vermittlungsgesprächen der vergangenen Wochen nur eine Arbeitszeitverkürzung auf 37 Wochenstunden angeboten habe - statt der von der GDL geforderten 35 Stunden. Weselsky nannte dies inakzeptabel.

    Papier bestätigt Weselskys "Denkfehler"

    Tatsächlich steht es in dem Papier, das zum Abschluss der Vermittlungsgespräche zwischen GDL und Deutscher Bahn verfasst wurde, aber anders. Die beiden Moderatoren der Gespräche, der frühere Bundesinnenminister de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther, machten gestern selbst Einzelheiten öffentlich - "aufgrund von unterschiedlichen Interpretationen" und "zur Klarstellung", wie sie schrieben. Demnach sollte die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich in zwei Stufen von derzeit 38 auf 36 Wochenstunden gesenkt werden. Die erste Reduzierung um eine Stunde sollte dem Vorschlag nach Anfang 2026 erfolgen, die zweite Anfang 2028.

    Weselsky: "Denkfehler ändert nichts am Nein zum Vermittlungsvorschlag"

    Weselsky bestreitet, dass der neue Lokführer-Streik auf einem Missverständnis beruht. Er räumte ein, dass er die Lage in der betreffenden Pressekonferenz aus Versehen falsch dargestellt habe. Sein "Denkfehler" ändere aber nichts daran, dass er den Vorschlag der Moderatoren de Maizière und Günther ablehne. Denn dieser enthalte "keinen Schritt" in Richtung einer 35-Stunden-Woche, die die GDL fordert.
    Weselsky beharrt auch deshalb so auf der exakten Stundenzahl, weil die GDL mit kleineren regionalen Konkurrenten der Bahn bereits eine 35-Stunden-Woche vereinbart hat. Allerdings enthalten die meisten dieser Tarifverträge eine einschränkende Klausel: Die verkürzte Arbeitszeit soll nur dann greifen, wenn sie auch beim Marktführer Deutsche Bahn vereinbart wird.
    Die Bahn hat dem Vermittlungsvorschlag eigenen Angaben zufolge zugestimmt.

    Beginn des Streiks im Personenverkehr nachts

    Die GDL will stattdessen wieder streiken - ab heute Abend im Güterverkehr, morgen ab 2 Uhr dann auch im Personenverkehr, insgesamt 35 Stunden. Bis Freitagmittag dürften erneut rund 80 Prozent der Zug- und S-Bahn-Verbindungen ausfallen.
    Anschließend plant die Gewerkschaft "Wellen-Streiks", also weitere Ausstände, die nicht mehr 48 Stunden vorher angekündigt werden und auf die die Deutsche Bahn nicht mehr mit Notfahrplänen reagieren kann.
    Diese Nachricht wurde am 06.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.