Es ist klar, dass Russland reagieren wird auf die Ausweisung seiner Diplomaten. Und es ist klar, dass Wladimir Putin diese Entscheidung treffen wird. Wann die Antwortmaßnahmen verkündet werden und wie sie konkret aussehen, das ist aber offen. Als Großbritannien in der vorletzten Woche 23 russische Diplomaten auswies, dauerte es drei Tage bis zur konkreten Reaktion hier aus Moskau.
Spiegelbildliche Maßnahmen
Auch die Reporterin im staatlichen russischen Nachrichtensender kann derzeit nur spekulieren: "Im Außenministerium hieß es, dass die Schritte der westlichen Ländern nicht folgenlos bleiben. Experten rechnen mit spiegelbildlichen Maßnahmen. Aber man sollte die offizielle Stellungnahme des russischen Außenministeriums abwarten."
Spiegelbildliche Maßnahmen: Das würde bedeuten, dass jeweils genauso viele Diplomaten Russland verlassen müssen – wie die westlichen Länder russische Diplomaten ausgewiesen haben. An der Deutschen Botschaft in Moskau wären nach dieser Rechnung vier Mitarbeiter betroffen, die ihre Koffer packen müssten.
Zwar ist die Zahl der Diplomaten, die pro EU-Land ausgewiesen werden, vergleichsweise niedrig. Doch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der 28 EU-Staaten mitmacht, wird als Signal verstanden. Das Staatsfernsehen zitierte eine Erklärung der Sprecherin des russischen Außenministeriums: "Großbritannien verlässt die europäische Familie, der Brexit kommt und der Scheidungsprozess läuft. Und gerade dieses Land, das die EU verlässt, nutzt den Solidaritätsgedanken aus und zwingt denen, die in der EU bleiben, eine Verschlechterung der Beziehungen zu Russland auf."
"Diplomatischer Krieg"
Russische Außenpolitiker sprechen von einem "diplomatischen Krieg", in dem Russland nicht nachgeben werde. Das gelte auch für den Konflikt mit den USA. Die jüngsten Sanktionen von dort fielen besonders hart aus: 60 russische Diplomaten müssen die USA verlassen, das russische Generalkonsulat in Seattle muss schließen.
Im russischen Fernsehen kam der russische Botschafter in Washington, Anatolij Antonow, zu Wort. Er zeigte sich verärgert über die Ausweisung seiner Mitarbeiter – und er bestritt erneut Russlands Verantwortung für den Giftangriff auf den früheren Doppelspion in England: "Nachdem ich die Informationen bekommen habe, habe ich scharf protestiert gegen die gesetzwidrigen Schritte der USA. Ich möchte betonen, dass es in dem Fall keinen Beweis gibt für eine Beteiligung Russlands."
Die Entscheidung der USA zerstöre das Wenige, was von den russisch-amerikanischen Beziehungen noch übrig sei, meinte der Botschafter weiter. Und schon bald wird wohl auch hier Russlands Reaktion folgen.