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Westjordanland
Wie Siedler hinter dem Zaun leben

Moderne Häuser, Swimmingpools im Garten, drum herum ein hoher Zaun - rund 450.000 Israelis leben in Siedlungen im Westjordanland. Die Preise sind dort niedriger. Das zieht viele junge Israelis in die Siedlungen. Sie eint die Überzeugung, dass es ihr Recht ist, hier zu leben.

Von Sophie von der Tann |
Siedlungsbau in Ost-Jerusalem im Januar 2017.
Siedlungsbau in Ost-Jerusalem im Januar 2017. Die USA vollziehen Kehrtwende in der Haltung zur israelischen Siedlungspolitik (picture alliance / Nir Alon)
Moderne Häuser, Swimmingpools im Garten, drum herum ein hoher Zaun. Rund 450.000 Israelis leben in Siedlungen im Westjordanland. Die Preise sind dort niedriger, das zieht viele junge Israelis in die Siedlungen. Doch es kommt immer wieder zu Konflikten.
Lior Ben-Hamo führt uns in ihr Wohnzimmer, schicke Designermöbel in Pastellfarben - vom Balkon aus schaut man in die Weiten des Westjordanlandes. Auf vielen Hügeln reihen sich weiße Häuser mit roten Dächern aneinander - die benachbarten Siedlungen.
"Wir sind vor zwei Jahren hierhergezogen, weil wir uns wirklich in diesen Ort verliebt haben, in seine Atmosphäre, in das Umfeld und in die Natur. Und auch, weil es zu Israel gehört und wir der Meinung sind, dass es für uns richtig und gut ist, hier zu wohnen."
Lior ist 30 Jahre alt, ursprünglich kommt sie aus Afula, im Norden Israels und lebt nun mit ihrem Mann und zwei Kindern in Karnei Shomron, einer israelischen Siedlung im Westjordanland.
Palästinenser dürfen nur mit Genehmigung rein
"Im Staat Israel gibt es eine große Wohnungsnot. Vor allem im Zentrum des Landes ist es nicht einfach, ein Haus zu kaufen. Ein junges Ehepaar besitzt solche Summen nicht. Hier haben wir die Möglichkeit, ein Haus in einem Ort zu kaufen, in dem es ein gutes Schulsystem und eine nette, unterstützende Gemeinde gibt. Wenn es also zu einem vernünftigen Preis möglich ist, was sollte dann dagegensprechen?"
Wer durch die Straßen der Siedlung geht, merkt schnell - es wird kräftig gebaut. Allein in den letzten sechs Jahren ist die Siedlung um ein Drittel gewachsen. Mittlerweile leben etwa 10.000 Israelis hier. Und es sollen noch mehr werden.
Karnei Shomron ist gerade einmal 45 Minuten von Tel Aviv entfernt, es gibt ein kleines Einkaufszentrum, Schulen, Kindergärten, ein öffentliches Schwimmbad, Baseball- und Tennisplätze. Drumherum ein Zaun, Palästinenser dürfen nur mit Genehmigung rein. Es kommt immer wieder zu Konflikten. Dennoch ein attraktiver Ort, nicht nur für religiöse, sondern auch für säkulare Israelis. Sie alle eint die Überzeugung, dass es ihr Recht ist, hier zu leben.
Nach internationalem Recht sind israelische Siedlungen auf besetzten palästinensischen Gebieten illegal. Dass die amerikanische Regierung die Siedlungen nun als legal anerkennt, freut Lior. Sie hofft, dass sich auch andere Länder anschließen werden.
Berufung auf biblische Wurzeln
Auch Sondra Oster Baras, gebürtige Amerikanerin und eine der ersten Siedlerinnen hier, sagt: Die USA würden endlich unterstützen, was schon lange israelische Politik sei: "Das ist immer eine gute Sache und vertieft unsere Beziehung zu den USA. Ich denke, dass Trump ein großartiger Präsident für Israel ist. Und ich kann nur hoffen, dass wer auch immer im Weißen Haus sitzen wird, fortführt, was Trump auf den Weg gebracht hat für diese wunderbare Freundschaft mit Israel."
Es sei der Pioniergeist gewesen, der sie und ihre junge Familie Anfang der 1980er-Jahre hierhingezogen habe, sagt Sondra.
"Als Jüdin in den USA hatte ich das Gefühl, dass meine wahre nationale und persönliche Identität sich erst in Israel voll ausdrücken kann. Ich glaube, dass die jüdische Geschichte uns hierhin gebracht hat und ich glaube, dass Juden hier wieder hinmüssen. Und besonders in der Generation nach dem Holocaust gab es für mich einfach keinen anderen Ort."
Israel - dazu gehört für Sondra auch das Westjordanland, oder wie die Siedler es nennen – Judäa und Samaria, sie berufen sich damit auf ihre biblischen Wurzeln hier.
Auf der Webseite wirbt Karnei Shomron: Die Siedlung liege auf der biblischen Grenze zwischen den Völkern von Ephraim und Menashe. It’s yours. - es gehört dir, das sei Grund Nummer 1, weswegen man laut Website nach Karnei Shomron kommen sollte. Aktuell leben in Ostjerusalem und dem Westjordanland etwa 650.000 israelische Siedler. Sondra hofft, dass es bald noch viel mehr werden.