Der erste Verhandlungstag war schnell vorbei. Es wurde vertagt, weil einer der Angeklagten nicht rechtzeitig die Vorladung erhielt. Er steckt wegen eines anderen Delikts im Hausarrest.
Wer von den Angeklagten vor Ort war, sagte das, was man in so einem Fall immer gern sagt. Tennisprofi Daniele Bracciali: "Ich bin überzeugt, dass ich meine absolute Unschuld beweisen kann, wie das auch beim Sportprozess passierte."
Nicht ganz. Beim Sportprozess wurde die ursprünglich verhängte lebenslange Sperre zwar aufgehoben. Sechs Monate Sperre blieben aber. Dort wurde auch nur über eines der vielen Spiele verhandelt, die die Aktenordner in Cremona füllen.
Dass die Anklage nicht auf Sand gebaut ist, erfährt man vom Verteidiger eines anderen Angeklagten. Fausto Bruzzese vertritt Manlio Bruni, einen Steuerberater, der auch schon im Wettbetrugsprozess im Fußball als Manipulationsbroker auftauchte.
"Unsere Position ist, einen Vergleich mit der Staatsanwaltschaft zu erreichen. Speziell Bruni hat mehrfach Aussagen getätigt, in denen er sich selbst und andere beschuldigt. Er bestätigt prinzipiell, dass es diese kriminellen Kontakte gab, um den Verlauf von Spielen zu verändern."
Kriminelle Kontakte eben auch zu Bracciali, der eingangs seine Unschuld beteuerte. Dass die Tenniswelt das Problem langsam ernst nimmt, sieht man daran, dass sich der Tennisweltverband ITF als Nebenkläger am Prozess beteiligt.