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Wettbewerbsbericht
Bahn-Konkurrenz legt zu

Das gibt es wohl nur bei der Deutschen Bahn: In ihrem Wettbewerbsbericht betont sie die eigenen Verluste im Personennahverkehr. Noch immer muss das ehemalige Staatsunternehmen beweisen, dass es kein Monopolist mehr ist.

Von Dieter Nürnberger |
    Güterwaggons auf dem Verschiebebahnhof Maschen in Niedersachsen
    Trotz allem bleibt die Deutsche Bahn Spitzenreiter auf der Schiene (picture-alliance/dpa)
    Der Wettbewerb auf der Schiene in Deutschland funktioniere - das zeige allein schon ein Blick auf die gewachsenen Marktanteile der Wettbewerber - so schätzt die Deutsche Bahn die gegenwärtige Lage des Schienenverkehrs in Deutschland ein. So erreichte 2013 die Konkurrenz im Schienenpersonennahverkehr einen Marktanteil von über 26 Prozent. Im Güterverkehr kommen die Wettbewerber auf ein Drittel des Marktes. Das sind leichte Steigerungen gegenüber dem Vorjahr.
    Allerdings ging der Anteil der Schiene im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern in Deutschland leicht zurück, von 8,2 auf 8 Prozent. Somit sei die generelle Entwicklung des Schienenverkehrs hierzulande zumindest ausbaufähig - sagt Frank Miram, Wettbewerbs- und Regulierungsbeauftragter der Bahn AG. Allerdings sieht er derzeit Fehlentwicklungen auf politischer Ebene, die diesen Prozess weiterhin negativ beeinträchtigen können. Beispielsweise die geplante Neuregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG.
    "Da jetzt aus der Neuregelung des EEG-Mechanismus allein für die DB-Unternehmen im Jahr 2015 dann Kosten von 160 Millionen Euro drohen, brauchen wir eine Entlastung an anderer Stelle. Wir wollen mehr Verkehr auf die Schiene verlagern und da müssen die Rahmenbedingungen entsprechend stimmen."
    Der Interessenverband Privater Verkehrsunternehmen in Deutschland, "mofair", teilt die Einschätzung der Bahn AG über einen immer dynamischeren Wettbewerb allerdings nicht. Die Liberalisierung des Marktes habe vor rund zwanzig Jahren begonnen, klagt "mofair"-Hauptgeschäftsführer Engelbert Recker. Und dafür seien die Ergebnisse zu mager. Und die politische Leitidee, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, mache ja eben keine Fortschritte.
    "Dafür gibt es Verantwortliche und das ist die Politik. Das beginnt mit den hohen Trassenpreisen. Es gibt keine Anreizregulierung für Kostensenkungen bei der Deutschen Bahn. Und natürlich sagt die DB auch, dass es eine schlechte Infrastruktur gibt - selbstverständlich fehlt hier auch Geld, aber die Bahn AG hat ihr Geld ja selbst ausgegeben, indem sie im Ausland Unternehmen gekauft hat. Da stellt sich schon die Frage, ob dies die Aufgabe eines Bundesunternehmens ist, welches eigentlich einen ordentlichen Schienenverkehr in Deutschland abliefern soll."
    Die Konkurrenz auf der Straße
    Der wichtigste Faktor für einen funktionierenden Wettbewerb bleibe die Infrastruktur, sagt die Bahn-AG. Denn nur ein gut ausgebautes und leistungsfähiges Schienennetz sei der Garant für einen Umstieg auf die Bahn. Sie verweist deshalb auch auf die Unterfinanzierung der Schieneninfrastruktur. Und seit Beginn des Jahres 2013 gibt es zudem neue erstarkte Konkurrenz durch den liberalisierten Fernbusmarkt, so Wettbewerbsbeauftragter Frank Miram.
    "Hier sehen wir rund 40 aktive Anbieter. Darunter etablierte Unternehmen mit großer Finanzkraft. Wir sehen auch Neugründungen mit innovativen Produkten und schlanker, effizienter Organisation."
    Marktführer ist hier inzwischen das Unternehmen "Mein Fernbus" mit einem Anteil von 38 Prozent.
    Konkrete Zahlen, wie hoch die Verluste durch die neue Buskonkurrenz sind, konnte oder wollte die Bahn allerdings nicht nennen. Nur soviel: Die Auswirkungen seien deutlich spürbar.