Wetterextreme häufen sich: Rekordtemperaturen, lange Trockenheit und vermehrte Unwetter. Auch in den Wettersendungen im Fernsehen spielen die Folgen des Klimawandels, die sich auch in Deutschland zeigen, eine zunehmende Rolle.
Der Meteorologe Özden Terli betonte im Deutschlandfunk, dass die Wetterveränderung als Folge des Klimawandels ein wesentliches Thema auch in den entsprechenden Fernsehformaten sein müsse: "Wenn sich das Wetter verändert im Rahmen der Klimakrise, dann muss der Meteorologe auch darauf eingehen, wer sollte das sonst machen." Seit 2013 moderiert Terli die Wettersendungen im ZDF.
Wetterberichterstattung sei auch Wissenschaftskommunikation, so Terli, der vor kurzem das Vorwort zu einem Leitfaden verfasst hat, in dem Hinweise gegeben werden, wie Medien über den Zusammenhang zwischen Extremwetter und Klimawandel berichten können. Darin werden auch mögliche Fehler in der Berichterstattung aufgezeigt, wenn etwa Zusammenhänge gar nicht erwähnt oder nicht ausreichend Belege geliefert würden.
"Zusammenhänge des Klimawandels darstellen"
Özden Terli schreibt in seinem Vorwort, dass die Berichterstattung über Vorgänge in der Natur aufgrund der zunehmenden Erhitzung des Planeten immer mehr in den Fokus geraten werde. "Die Medien können die Klimakrise nicht lösen, aber es ist ihre Verantwortung, die Zusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und den Folgen für Mensch, Natur, Wirtschaft und unsere Lebensweise wissenschaftlich fundiert, verständlich und in angemessenem Umfang darzustellen."
Grundlage für den Leitfaden sind Erkenntnisse aus der Attributionsforschung, in der der Frage nachgegangen wird, in welchen Bereichen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Wetterextremen zu sehen sind und welche Wahrscheinlichkeiten sich aus der Erderhitzung ergeben.
Insbesondere bei Hitzewellen sehen die Wissenschaftler einen direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel. Daher sollten in solchen Fällen Ursache und Wirkung als solche benannt werden. Bei Wirbelstürmen kommen die Forscherinnen und Forscher zu einem etwas anderen Ergebnis: Diese nähmen zwar an Intensität zu, träten aber nicht häufiger auf.
Leitfaden zur Wetter-Berichterstattung
Die Hitzewelle, von der Indien und Pakistan seit Monaten betroffen ist, zeigt aus Sicht von Özden Terli sehr gut die Zusammenhänge. Neue Untersuchungen belegten, dass die weltweiten Ernteverluste ohne die menschengemachte Erderhitzung nicht diese Dimension hätten.
Der Leitfaden mit dem Titel "Über Extremwetter und den Klimawandel berichten" sei vor allem als Ermutigung zu verstehen, das Klima als Ursache von Wetterextremen klar zu benennen, so Georg Ehring aus der Deutschlandfunk-Umweltredaktion.
Den Medien kommt aber nicht nur bei der Aufklärung über solche Zusammenhänge oder mit den täglichen Wetterberichten eine entscheidende Rolle zu. Sie sind bei Extremwetterereignissen auch in das Warnsystem eingebunden.
Warnungen vor extremen Wetterereignissen
In diesem Zusammenhang war der WDR nach der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 in die Kritik geraten, als dem Sender vorgeworfen wurde, nicht ausreichend und angemessen über das nahende Unwetter berichtet zu haben. Der Meteorologe Karsten Schwanke hält es für nötig, dass Unwetterwarnungen in den Medien anders verbreitet werden – auch über die digitalen Kanäle.
Kritik, dass das Thema Klimawandel zu präsent in der Wetterberichterstattung sei, kann Meteorologe Özden Terli nicht nachvollziehen. Bei der Vermittlung von Wetterphänomenen oder den Auswirkungen des Klimawandels gehe es auch darum wissenschaftliche Erkenntnisse zu benennen, so Terli im Medienmagazin des Deutschlandfunks:
„Natürlich bracht man andere Formate, die noch mal Lösungen aufzeigen, aber die Fakten müssen auf den Tisch.“