Wetterphänomen
Wie sich Saharastaub auf die Gesundheit auswirkt

Es ist ein gewöhnliches Wetterphänomen: Mehrmals im Jahr weht Saharastaub nach Europa und färbt den Himmel rötlich-gelb und die Autos braun. Doch in Athen klagten Menschen über Atembeschwerden. Wie gesundheitsschädlich ist der Wüstenstaub?

    Staub aus der Wüstse hat sich über die griechische Hauptstadt Athen gelegt. Zwei Menschen sitzen auf einer Anhöhe und blicken auf die Stadt, die rot-gelblisch schimmert.
    So nah ist Afrika selten: Ende April ist die griechische Hauptstadt in eine Wolke von Wüstenstaub gehüllt. (picture alliance / Anadolu / Costas Baltas)
    Athen in ein rotes Licht getaucht. Staubwolken aus der Sahara sind jüngst über Griechenland hinweggezogen und haben die Hauptstadt und die Insel Kreta in Staub gehüllt. Wegen des Wetterphänomens mussten mehr Bewohner als gewöhnlich in Arztpraxen und Krankenhäuser behandelt werden. Husten, Halskratzen und Kurzatmigkeit wurden mutmaßlich durch die erhöhte Staubbelastung verursacht. Auch Deutschland erreicht regelmäßig Wüstenstaub, zuletzt an den Ostertagen. Ist der Saharastaub gefährlich für die Gesundheit?

    Inhalt

    Was ist Saharastaub und wie kommt er nach Deutschland?

    Der Wüstenstaub auf Autos in Deutschland kommt aus der afrikanischen Wüste Sahara, aber auch von der Arabischen Halbinsel. Der Staub besteht vor allem aus Mineralien wie Quarz und Eisen. Außerdem enthält er Spuren anderer Metalle sowie Bakterien und Pilze oder deren Überreste.
    Der Saharastaub entsteht durch aufgewirbelten Sand in der Wüste. Er steigt dann mehrere Kilometer in die Höhe und wird durch die Luftströme unter anderem bis nach Mitteleuropa getragen. Das geschieht etwa fünf bis 15 Mal im Jahr.
    Der Deutsche Wetterdienst schätzt, dass rund eine Milliarde Tonnen Saharastaub pro Jahr von der Wüste in die Atmosphäre gelangen und an anderen Orten wieder auf die Erde fallen: in Deutschland, aber mehr noch in Südeuropa, über den Ozeanen und in Südamerika. Am häufigsten tritt das Wetterphänomen im Frühjahr auf.
    Der Klimawandel verstärkt die Wüstenbildung. Daher ist es möglich, dass in Zukunft noch mehr Saharastaub aufgewirbelt wird und nach Europa zieht.

    Ist es gefährlich, Saharastaub einzuatmen?

    Für die meisten Menschen ist der Saharastaub völlig ungefährlich, denn er kommt in Deutschland nicht häufig und nur in geringer Konzentration an. Was bei Menschen zu Entzündungsreaktionen führen kann, sind die mikrobakteriellen Bestandteile. Das sind die Überreste von Bakterien und Pilzen.
    „Als gesunder Mensch würde ich mir keine großen Sorgen machen", beruhigt der Chemiker und Toxikologe Gerrit Bredeck. Asthmatiker oder Allergiker sollten vorsichtig sein und überlegen, in geschlossenen Räumen zu bleiben, "weil durch die Aktivität im Freien eine höhere Belastung auftreten kann“, sagt Bredeck. Er untersucht als Doktorand an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die gesundheitlichen Auswirkungen des Saharastaubs.
    Der Staub besteht aus kleinen Körnchen, die tief in die Lunge eindringen können. Bei einigen Menschen kann Saharastaub zu Atemwegserkrankungen führen, wenn er in größerer Konzentration ankommt. Das war zuletzt Ende April in Griechenland der Fall. Viele Menschen in Athen klagten über trockene und juckende Augen und ein Kratzen im Hals.
    Generell seien aber eher Menschen betroffen, die als Allergiker oder Asthmatiker schon vorbelastet seien, so Gerrit Bredeck.

    Welche Auswirkungen hat Saharastaub auf das Wetter?

    Wüstenstaub hat Auswirkungen auf die Atmosphäre und das Klima. Er fördert die Wolkenbildung und beeinflusst die Sonneneinstrahlung. Doch wie er das Klima insgesamt beeinflusst, müsse noch erforscht werden, sagt Albert Ansmann, Meteorologe am Institut für Troposphärenforschung in Leipzig.
    „Der Staub ist so komplex in seiner Wirkung in der Atmosphäre, dass man sagen müsste: Wir wissen schon eine Menge, aber wir wissen wirklich noch nicht alles, was wir wissen sollten“, fasst Ansmann den Stand der Wissenschaft zusammen.
    Erst vor wenigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass sich viel größere Mengen groben Wüstenstaubs in der Atmosphäre befinden, als zunächst angenommen wurde. Dabei unterscheidet sich der grobe Staub aus der Wüste von feinen Staubpartikeln.
    „Während Feinstaub überwiegend einfallendes Sonnenlicht reflektiert und das Klima auf diese Weise kühlt, ist es bei groben Stäuben anders", erläutert der Atmosphärenphysiker Adeyemi Adebiyi. "Sie sind größer und haben andere optische Eigenschaften." Das führe dazu, "dass sie sowohl Sonnenlicht wie auch die Wärmerückstrahlung der Erde absorbieren. Deshalb neigt Grobstaub dazu, das Klima zu erwärmen – ganz so wie Treibhausgase." Der Staub verstärkt demnach den Klimawandel.
    Der Saharastaub hat aber auch positive Auswirkungen auf die Umwelt: Die Mineralien im Staub dienen als natürlicher Dünger, der über die Windströme unter anderem dem Plankton in den Ozeanen und dem Regenwald in Südamerika zugutekommt.

    rey