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WHO erkennt Online-Spielsucht an
Wenn Gaming süchtig macht

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erkennt exzessives Computer- oder Videospielen künftig als Krankheit an: "Gaming Disorder" oder "Online-Spielsucht" wird in den neuen WHO-Katalog aufgenommen, der heute veröffentlicht werden soll.

Von Dietrich Karl Mäurer |
    Die Gamescom ist die weltgrößte Messe für Computerspiele. Aufgenommen im Messezentrum Köln am 23.08.2017. Foto: Maximilian Schönherr | Verwendung weltweit
    Rund 34 Millionen Deutsche spielen Computer- oder Videospiele – nur ein kleiner Teil davon spielt exzessiv (dpa)
    Onlinespielsucht ist kein neues Phänomen, erzählt Franz Eidenbenz. Der Züricher Psychologe und Psychotherapeut hat schon vor knapp 20 Jahren von Online-Spielen Abhängige beraten:
    "Als ich damals die ersten Süchtigen gesehen habe, habe ich mich selber gefragt: Ist das ein reales Problem oder denkt man das nur? Bei Betroffenen hat man sofort gemerkt, das ist ein Problem. Aber bei der Reflexion haben wir immer gefragt: Ist das wirklich so?"
    Echte Abhängigkeit
    Mittlerweile jedoch ist dem Leiter der Behandlung im Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte in Zürich eindeutig klar: während die meisten Online-Spieler keine Probleme entwickeln, wenn sie in die faszinierenden, virtuellen Spielwelten abtauchen, so gibt es dennoch einen Kreis von Personen, die eine echte Abhängigkeit entwickeln:
    "Das heißt, sie konsumieren das in einer exzessiven Weise so, dass es offensichtliche negative Auswirkungen auf ihr persönliches Leben hat."
    Rund 34 Millionen Deutsche spielen Computer oder Videospiele, nur ein verschwindend kleiner Teil spielt exzessiv. Die meisten von ihnen sind nicht abhängig. Doch Angehörige sollten aufmerksam werden, wenn die virtuelle Welt den Spielern so wichtig wird, dass sie Familie und Freunde vernachlässigen, ebenso Schule, Ausbildung oder die Arbeit, erklärt Vladimir Poznyak vom Programm Suchtmittelmissbrauch der Weltgesundheitsorganisation. Darüber hinaus:
    "Es kann andere negative Folgen für die Gesundheit haben, eine Störung des Schlafverhaltens und auch der körperliche Aktivität - normalerweise ist das Spielverhalten mit einem sehr geringen Maß an körperlicher Aktivität verbunden - und auch in Bezug auf die Ernährung."
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO nimmt die Online-Spielsucht jetzt in die Internationale Klassifikation der Krankheiten auf. Sie erkennt sie also als eigene Krankheit an – so WHO-Experte Vladimir Poznyak:
    "Der Hauptgrund dafür sind nicht nur die vorliegenden wissenschaftlichen Beweise, sondern auch der Bedarf an Behandlung und die Forderung nach einer Anerkennung seitens der behandelnden Mediziner, die sich davon erhoffen, dass die Forschung verstärkt wird, dass vorbeugende Maßnahmen durchgeführt werden können und dass man sich mehr mit den gesundheitlichen Folgen dieser Sucht befasst."
    Hilfe durch Anerkennung
    Es gibt auch Stimmen, die warnen: durch die Entscheidung der WHO, die Onlinespielsucht als Krankheit einzustufen, könnten Spieler grundlos als therapiebedürftig stigmatisiert werden. Doch Psychotherapeut Franz Eidenbenz begrüßt den Schritt. Er sei im Sinne der Abhängigen und ihrer Angehörigen:
    "Es ist ja auch eine gewisse Entlastung für Eltern oder Betzroffene selber, dass von außen auch erkannt wird, dass es wirklich eine Sucht ist, wirklich sehr schwer. Und man kann nicht einfach sagen: Hör doch einfach auf, und dann ist das Problem gelöst."
    Für eine Behandlung der Abhängigen brauche es Profis. Gleichzeitig warnt der Suchtexperte davor, die Online-Spiele grundsätzlich zu verteufeln. Man könne als Spieler einiges lernen, etwa strategisches Denken oder Zusammenarbeit in der Gruppe.