Die Lage sei ernst, sie erfordere intensive Kontrollmaßnahmen, sei aber kein internationaler Gesundheitsnotstand - so fasste Professor Oyewale Tomori zusammen, was die Expertenkommission unter seinem Vorsitz der Weltgesundheitsorganisation WHO geraten hat. Wie ernst die Situation dennoch ist, machte Dr. Bruce Aylward deutlich, bei der WHO verantwortlicher Direktor für Krankheitsausbrüche und Gesundheitsnotstände.
"Wir hatten 2400 Verdachtsfälle in nur vier Monaten, 300 Patienten sind gestorben. Das unterstreicht: Die Krankheit kann sich rasant ausbreiten, auch international."
Am stärksten betroffen ist Angolas Hauptstadt Luanda, aber auch nach Kinshasa, der Hauptstadt des Nachbarlandes Demokratische Republik Kongo ist das Virus gelangt. Die Furcht der WHO: Die Krankheit könne sich in den Megastädten rasant ausbreiten. Dort gibt es Mücken, die das Virus übertragen können. Und massenhaft Menschen ohne Impfschutz - obwohl die WHO seit 2005 eindringlich zu Impfungen in den betroffenen Gebieten rät.
"Es gibt keine kurzfristige Lösung für die Gelbfiebersituation. Der Expertenrat glaubt, dass sich das Risiko in Afrika verändert hat und empfiehlt, die Bekämpfungs- und Vorsorgestrategie zu überarbeiten. Zumal wir einen sehr wirkungsvollen Impfstoff haben, der gerade mal gut einen Dollar pro Dosis kostet. Wir setzen ihn aber nicht effektiv genug ein, um die Krankheit zu kontrollieren."
Massenimpfungen zeigen bereits Wirkung
Eine einzelne solche Impfdosis schützt ein Leben lang. Nach Anlaufschwierigkeiten beginnen die Massenimpfungen in Luanda und Kinshasa allerdings Wirkung zu zeigen, sagt Bruce Aylward.
"Die Herausforderung war, ausreichend Menschen schnell genug zu impfen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir: Angola hat in allen betroffenen Gebieten große Teile der Bevölkerung geimpft. Und auch die Demokratische Republik Kongo hat sehr viel Erfahrung mit Massenimpfungen. Wir erwarten deshalb, dass sich die Lage mit dem Impfstoff, den wir haben, beherrschen lässt."
Zumal die Impfstoffhersteller inzwischen ihre Produktion hochgefahren hätten. Ein wesentlicher Punkt, den die Länder und ihre Nachbarn - aber auch Staaten wie China - vor dem Ausbruch haben schleifen lassen: Wer in die betroffenen Gebiete reist, muss gegen Gelbfieber geimpft sein. Diese Maßnahmen und die Impfstoffreserven sollten reichen - wenn nicht ein weiterer Ausbruch in einer anderen Großstadt hinzukommt. Dann wird die WHO noch einmal über den Gesundheitsnotstand nachdenken.
Im Deutschlandfunkinterview hat Arndt Reuning außerdem mit Dr. Sandra Junglen telefoniert. Sie ist Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Im Gespräch geht es um die Bekämpfung und die Gefahren für Europa.