
In 27 Staaten droht nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ein Zusammenbruch der Programme gegen Tuberkulose (TB). Dort könnten aufgrund fehlender Gelder aus dem Ausland weniger Menschen getestet und weniger Fälle erkannt und behandelt werden, teilte die Organisation anlässlich des Welttuberkulosetags mit. Neun Länder hätten bereits Probleme, Medikamente zu besorgen. Vor allem Länder im Osten und Süden Afrikas sind betroffen.
An TB sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Menschen. 79 Millionen Menschenleben seien durch frühe Diagnose und Behandlung seit dem Jahr 2000 gerettet worden.
Hilfszahlungen in Milliardenhöhe gestoppt
Doch jetzt haben unter anderem die USA mehrere Milliarden Dollar an Hilfsgeldern eingefroren, die zum Teil auch für den Kampf gegen Tuberkulose gedacht waren. Auch andere Länder wie Großbritannien und Deutschland haben Einsparungen in der Entwicklungshilfe angekündigt. Bereits 2023 stand nur ein Viertel der nach Angaben der WHO benötigten Mittel im Umfang von rund 20 Milliarden Euro für die TB-Bekämpfung zur Verfügung. Unter anderem fehlt es an medizinischem Personal und lebenswichtigen Medikamente wie Antibiotika.
"Wir sind sehr besorgt, dass ohne die US-Hilfsgelder der Kampf gegen Tuberkulose um zehn bis 20 Jahre zurückgeworfen wird", sagte Cathy Hewison von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im ARD-Hörfunk. Derzeit lasse sich noch nicht sagen, ob die Infektionzahlen seither ansteigen - dafür sei der Zeitraum zu kurz. "Wenn aber weniger Geld in den Kampf gegen Tuberkulose investiert wird, werden wir sehen, dass sich die Krankheit wieder deutlich stärker ausbreitet." Ähnlich wie bei Corona könnte es durch Reisen von einem Kontinent zum anderen zu einem Anstieg von Tuberkulose-Fällen in vielen Regionen kommen.
Auch Entwicklung in Europa ist Anlass zur Sorge
Schon jetzt bereitet die Entwicklung in der weit definierten europäischen WHO-Region, die 53 Länder von der EU über Russland bis nach Zentralasien umfasst, der Weltgesundheitsorganisation Sorgen. Die Zahl der TB-Fälle bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren ist nach WHO-Angaben um zehn Prozent gestiegen, wobei sich die neuesten Zahlen der Organisation auf das Jahr 2023 beziehen.
Auf diese Altersgruppe entfielen 4,3 Prozent der Fälle von erstmals oder erneut diagnostizierter TB in der Gesamtregion. In absoluten Zahlen wurden 2023 nach WHO-Angaben in der Europäischen Union sowie in Island, Norwegen und Liechtenstein 37.000 Fälle gemeldet, fast sechs Prozent mehr als im Jahr davor. Auf Deutschland entfielen 242 Infektionen.
Jeder Vierte auf der Welt trägt den Erreger in sich
Schätzungsweise ein Viertel der Weltbevölkerung ist mit dem TB-Erreger infiziert. Allerdings zeigt die Infektion bei den meisten keine Symptome und kann auch nicht übertragen werden. Nur fünf Prozent der Betroffenen entwickeln eine aktive TB.
TB-Erreger - sogenannte Mykobakterien - verbreiten sich vielfach über kleinste Tröpfchen beim Husten, Sprechen oder Niesen. Tuberkulose tritt typischerweise in der Lunge auf, aber auch andere Organe können betroffen sein. Wegen des häufig zu beobachtenden Gewichtsverlusts wurde die Krankheit früher als Schwindsucht bezeichnet.
Eine rechtzeitige Behandlung ist nach RKI-Angaben auch deshalb wichtig, weil die Ansteckung anderer Personen von der Erregerlast abhängt. Unter einer wirksamen Therapie nimmt die Vermehrungsfähigkeit der Bakterien rasch ab, so dass Erkrankte in der Regel nach zwei bis drei Wochen nicht mehr ansteckend sind.
Weiterführende Informationen
Diese Nachricht wurde am 25.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.