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Wider die eigenen hehren Ziele

Ausgerechnet der Naturschutzbund Deutschland, Nabu, sieht sich derzeit in der niedersächsischen Küstenregion hämischen Kommentaren ausgesetzt. Gewöhnlich legen Umweltschützer großen Wert auf naturnahes Bauen. Doch nun hat der Nabu selbst Vogelbeobachtungshäuschen aus Tropenholz aufgestellt oder mit gesundheitsschädlichem Holzschutzmittel behandelt. Die Panne ist peinlich. Denn, wer andere ständig kritisiert und zu umweltbewusstem Verhalten auffordert, sollte selbst ein Vorbild sein. Die Nabu-Verantwortlichen reagierten verschnupft. Sie hätten die Angelegenheit lieber unter den Teppich gekehrt.

Von Werner Nording |
    Aufgedeckt hat die ganze Angelegenheit der Diplom-Holzwirt Johann Müller aus dem emsländischen Dörpen bei Papenburg. Müller, der vereidigter Sachverständiger ist, war aufgefallen, dass der Naturschutzbund Deutschlands (Nabu) sich beim Bau von Vogelbeobachtungsständen gar nicht an seine eigenen Grundsätze hält. Fünf Beobachtungsstände, die der Nabu gebaut hat oder an denen der Nabu beteiligt ist, hat der Experte bisher untersucht. Alle fünf waren mit Holzschutzmitteln behandelt, in einem war sogar Tropenholz verbaut worden, sagt Müller:

    Der Nabu hat gegen seine eigenen hehren Ziele Holzschutzmittel, behandelte Hölzer und Tropenholz eingesetzt, wobei meines Wissens nach kein FSC-Zeichen für das Tropenholz vorliegt, das heißt, dass das Holz, was mit FSC-Zeichen eingesetzt wird, überprüft wird im Hinblick auf Umweltverträglichkeit, dass so kein Missbrauch an Urwäldern getrieben ist und dass man die Kette der Bewertungen vom Schlagen bis zum Verbraucher nachvollziehen kann.

    FSC steht für Forrest Stewardship Council. Diese internationale Organisation setzt sich für den Erhalt des Tropenwaldes ein. Bei der deutschen Niederlassung von FSC war der Nabu Gründungsmitglied.

    Zwei Vogelbeobachtungshütten in der Leybucht in der Nähe von Greetsiel waren mit einem Chrom-Kupfer-Fluor-Mittel behandelt worden. Die Bezirksregierung in Oldenburg hat mittlerweile festgestellt, dass dieses Holzschutzmittel im Innenraum der Hütte nicht hätte eingesetzt werden dürfen. Ebenfalls Holzschutzmittel wurde für einen Beobachtungsturm in der Nähe von Wittmund verwendet sowie an einem Objekt am Dollart, das von holländischen Umweltfreunden gemeinsam mit dem Nabu genutzt wird. In Wymeer im Rheiderland im Landkreis Leer hat Müller schließlich in einem Nabu-Häuschen Tropenholz entdeckt:

    Vom Tropenholzeinsatz ist meines Wissens erst mal nur ein Beobachtungshäuschen betroffen, anders ist es bei den Holzschutzmitteln, alle fünf Bauten des Nabu, die ich mir angesehen habe, weisen Holzschutzmitteleinsatz auf.

    Erst nach einigem Zögern ist der Nabu-Landesvorsitzende in Niedersachsen, Olaf Tschimpke, bereit, Stellung zu nehmen. Viele Beobachtungshäuschen seien von ehrenamtlichen Mitarbeitern errichtet worden, da könne man nicht erwarten, dass jedes Mitglied über alle Dinge hundertprozentig Bescheid wisse, versucht der Landeschef zu beschwichtigen. Auf die Frage, ob der Nabu, der sonst Umweltpolitik ganz groß schreibe, nicht auch in der praktischen Umsetzung mit gutem Beispiel vorangehen müsste, sagte Tschimpke:

    Das tun wir auch so weit wie möglich. Sie haben immer auch Grenzbereiche, es geht ja auch um die Frage, wie viel kostet so etwas, dann haben die Ehrenamtlichen dort Geld besorgt, das heißt, es wird ja manchmal dann auch sehr viel teurer an manchen Stellen, wenn man andere Dinge macht, man muss auch schon sehr genau einschätzen, was man macht und Sie wissen, dass niemand in seinem persönlichen Bereich eben in den Lage ist, sich total ökologisch zu verhalten, das wird nicht gelingen, sondern Sie können immer nur versuchen, das zu verbessern und da haben wir einen besonderen Anspruch und das sehe ich auch so, man hätte an dieser Stelle an dem einen oder anderen Punkt es auch anders machen können.

    Tschimpke will jetzt überprüfen lassen, ob auch in anderen Landesteilen gegen die selbstgesetzten Umweltgrundsätze verstoßen worden ist. In einem Rundbrief, der auch an die anderen Landesverbände bundesweit gehen soll, sollen alle Mitglieder noch einmal an die Nabu-Grundsätze erinnert werden. Auch Konsequenzen will der Nabu ziehen:

    Wir haben ja das mit den zuständigen Baubehörden abgesprochen und auch mit einem Experten, den wir eingeschaltet haben, dass wir den ganzen Stand an der Leybucht mit einer Dickschicht-Glasur überstreichen werden, so dass dort auch keinerlei Möglichkeit mehr besteht, mit dem Holz in Hautkontakt zu kommen.

    Der Holzexperte Müller wundert sich, dass der Nabu überhaupt Holzschutzmittel eingesetzt hat. Er wirft dem Naturschutzverband Ignoranz vor:

    Der Nabu hätte auf die Holzschutzmittel verzichten können, wir haben nach den Holzschutzmittel-Skandalen der 80er Jahre intensive Forschungen betrieben zum Verzicht auf chemischen Holzschutz und ein etwas eingeweihter Holzbauer hätte ohne Holzschutzmittel bauen können.