So wurde das kleine Land am Rande Europas in den 1940er-Jahren zum Rückzugsort für Spione und Agenten beider Kriegsseiten und zum Exil des europäischen Hochadels.
Salazars Außenpolitik führte allerdings zu einer Reihe von widersprüchlichen Entscheidungen: Er erlaubte einerseits berühmten Persönlichkeiten aus Nord- und Mitteleuropa, darunter dem deutschen Schriftsteller Erich Maria Remarque, die Einreise nach Portugal, sofern sie zügig nach Amerika ausschifften. Gleichzeitig untersagte Salazar jüdischen Flüchtlingen den Aufenthalt, sogar die Durchreise und bestrafte einen portugiesischen Konsul, der sich für die Rettung der Juden eingesetzt hatte. Nach Kriegsende lieferte das Salazar-Regime Deutsche, die sich zum Nationalsozialismus bekannt hatten und in Lissabon lebten, an die Alliierten aus. Trotzdem erlaubte Salazar einer aus Argentinien kommenden Gruppe von NS-Diplomaten und ihren Familien den Aufenthalt in Portugal. Über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Spuren dieser widersprüchlichen Zeit in Portugal noch immer sichtbar.
(DLF 2016)