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Widersprüche in Kriegszeiten
Exil im Portugal der 1940er-Jahre

Portugal war eines der wenigen europäischen Länder, das im Zweiten Weltkrieg neutral blieb. Das autoritäre Salazar-Regime sympathisierte aus politischen Gründen mit den Achsenmächten, doch das Land stützte seine Außenpolitik auch auf eine jahrhundertealte Allianz mit Großbritannien.

Von Tilo Wagner |
    Die Standseilbahn "Ascensor da Bica" fährt durch eine Gasse in Lissabon.
    Das moderne Lissabon, die Hauptstadt Portugal, heute bekannt für den Fado und seine Standseilbahn. Weniger bekannt ist, dass Portugal in den 40er Jahren dem europäischen Hochadel und Agenten Exil gewährte. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    So wurde das kleine Land am Rande Europas in den 1940er-Jahren zum Rückzugsort für Spione und Agenten beider Kriegsseiten und zum Exil des europäischen Hochadels.
    Salazars Außenpolitik führte allerdings zu einer Reihe von widersprüchlichen Entscheidungen: Er erlaubte einerseits berühmten Persönlichkeiten aus Nord- und Mitteleuropa, darunter dem deutschen Schriftsteller Erich Maria Remarque, die Einreise nach Portugal, sofern sie zügig nach Amerika ausschifften. Gleichzeitig untersagte Salazar jüdischen Flüchtlingen den Aufenthalt, sogar die Durchreise und bestrafte einen portugiesischen Konsul, der sich für die Rettung der Juden eingesetzt hatte. Nach Kriegsende lieferte das Salazar-Regime Deutsche, die sich zum Nationalsozialismus bekannt hatten und in Lissabon lebten, an die Alliierten aus. Trotzdem erlaubte Salazar einer aus Argentinien kommenden Gruppe von NS-Diplomaten und ihren Familien den Aufenthalt in Portugal. Über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Spuren dieser widersprüchlichen Zeit in Portugal noch immer sichtbar.
    (DLF 2016)