"Die gesamte Milch wird auch hier verarbeitet und im Hofladen verkauft bzw. in Berlin auf dem Markt. Und das Getreide, das wir hier anbauen, das geht eben zum Teil in die Bäckerei, wird dort zu Brot und Brötchen. Dann ist da noch ein ganzer Teil Futtergetreide. Das heißt wir versuchen sozusagen, den Kreislauf so ziemlich geschlossen zu halten. Das geht eben nicht, dass man auf so einem armen Standort nur Marktfrucht baut, sondern man muss eben sehen, dass möglichst viel im Kreislauf gehalten und nur eine gewisse Menge auf den Markt geworfen werden kann."
Sich am Markt ausrichten und Gewinn machen, steht nicht im Vordergrund der Hofgemeinschaft Marienhöhe, wie Fritjof Albert ausführt. Vielmehr soll ein Land so bewirtschaftet werden, dass es fruchtbarer wird und seine Nährstoffe nicht verliert. Dass dieser Grundsatz gerade auf dem Hof Marienhöhe gilt, der etwa 50 Kilometer östlich von Berlin, direkt neben dem Kurort Bad Saarow liegt, kommt nicht von ungefähr. Handelt es sich doch um einen so genannten Grenzstandort, an dem eine ertragreiche Landwirtschaft unmöglich erschien.
Auf einer Rodungsinsel inmitten des landschaftlich bestimmenden Kiefernforsts stehen die Hofgebäude mit den Stallungen, ein paar verwunschene Einfamilienhäuser, der Hofladen, die Gärtnerei. Dazu gehören fast 50 ha Ackerfläche. Etwa 30 Menschen leben und arbeiten hier, darunter 14 Kinder und sechs Senioren. Geprägt ist das Stück Land von sandigen, nährstoffarmen Böden, viel Wind und Regenarmut:
"Und deshalb war hier eine der ersten Maßnahmen, dass man Hecken angepflanzt hat, um einmal natürlich die Kraft des Windes zu brechen, zum Anderen natürlich auch, um überhaupt für Taubildung zu sorgen und dass Schatten da ist."
Das geschah Ende der Zwanziger Jahre, als Marienhöhe, das damalige Vorwerk des Rittergutes Bad Saarow, von dem promovierten Landwirt Erhard Bartsch erworben wurde. Sein Anliegen war es…
"…eine eigentlich für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbare Fläche zu erproben, ob da Landwirtschaft möglich ist, also an einem so genannten Grenzstandort," erklärt Leonore Scholze-Irrlitz, die die Landesstelle Volkskunde Berlin-Brandenburg leitet.
Heute gibt es auf dem Gelände hohe Bäume, Gemüsebeete, Gewächshäuser und dichte Hecken, die die Ackerflächen umzäunen. 50 verschiedene Vogelarten zählt Fritjof Albert. Für ihn symbolisieren sie den Erfolg einer Wirtschaftsweise, die Mensch, Tier und Pflanzen nicht getrennt voneinander sieht, sondern als Teile eines Organismus, der sich wechelseitig bedingt. Die Grundlage bildet ein fruchtbarer Boden. Die Äcker in Marienhöhe allerdings waren anfangs nährstoffarm und trocken:
"Da haben die einen gemeint, man kann ihn mit Kunstdünger verbessern. Da hat sich nun aber herausgestellt, dass man ihn mit Kunstdünger nicht verbessern kann. Der kann eben langfristig nur durch organische Düngung, also durch den Stallmist verbessert werden, im Zusammenhang mit dem Anbau von Futterpflanzen und Legominosen. Voraussetzung dafür ist schließlich eine Viehzucht auf dem Hof."
Erhard Bartsch gab dem Hof mit der biologisch-dynamischen Anbauweise, die er bei dem Anthroposophen Rudolf Steiner lernte, eine neue Perspektive. Das war im Jahre 1928. Bei Marienhöhe handelt es sich also um einen der ersten, wenn nicht d e n ersten Biobauernhof Deutschlands. Auch Teile der Nationalsozialisten wie Rudolf Hess und der Reichsbauernführer Walter Darré fanden an dem gelungenen Experiment Interesse und ernannten Marienhöhe zu einer Musterwirtschaft.
Bis 1941 die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise verboten wurde und Bartsch, als ihr wichtigster Vertreter für ein halbes Jahr im Gefängnis landete. In der DDR war Marienhöhe der einzige Bauernhof, der nicht zwangskollektiviert wurde, da Grund und Boden einem Österreicher gehörten, der als Ausländer nicht enteignet werden konnte. Überleben konnte der Hof ohne LPG-Mitgliedschaft nur durch den Anbau von Schnittblumen, die in der DDR Mangelware gewesen sind. Nach der Wende, als große Teile der Landwirtschaft privatisiert wurden, zeigte Marienhöhe abermals seinen widerständigen Geist:
"Der einzige private Landwirtschaftsbetrieb in der DDR hat das Land entprivatisiert."
Und in die Hände eines gemeinnützigen Vereins gegeben, der das Land an die Hofbewohner verpachtet. Gewirtschaftet werden darf nur biologisch-dynamisch. Das legt die Vereinssatzung so fest. Die konsequente ökologische Wirtschaftsform hat sich nach der Wende auf den nährstoffarmen Standorten im Osten als eine echte Alternative erwiesen. Nicht nur, weil die weniger mechanisierte Art der Landwirtschaft bewusster mit der Natur umgeht, sondern auch, weil sie sozialer ist, wie Leonore Scholze-Irrlitz zusammenfasst:
"Dieses breite System konventioneller Landwirtschaft von Chemikalien und mechanisierten Faktoren sollte zum Überlegen gebracht und auf folgende Fragen gestoßen werden: Wo sind eigentlich Perspektiven von Landwirtschaft und was sich für Ostdeutschland besonders abzeichnet, wo sind Perspektiven auch des Einsatzes von Menschen, von Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Dafür besitzt Marienhöhe, neben vielen anderen Höfe, aber eben Marienhöhe ob seines Alters, eine wichtige Funktion."
Sich am Markt ausrichten und Gewinn machen, steht nicht im Vordergrund der Hofgemeinschaft Marienhöhe, wie Fritjof Albert ausführt. Vielmehr soll ein Land so bewirtschaftet werden, dass es fruchtbarer wird und seine Nährstoffe nicht verliert. Dass dieser Grundsatz gerade auf dem Hof Marienhöhe gilt, der etwa 50 Kilometer östlich von Berlin, direkt neben dem Kurort Bad Saarow liegt, kommt nicht von ungefähr. Handelt es sich doch um einen so genannten Grenzstandort, an dem eine ertragreiche Landwirtschaft unmöglich erschien.
Auf einer Rodungsinsel inmitten des landschaftlich bestimmenden Kiefernforsts stehen die Hofgebäude mit den Stallungen, ein paar verwunschene Einfamilienhäuser, der Hofladen, die Gärtnerei. Dazu gehören fast 50 ha Ackerfläche. Etwa 30 Menschen leben und arbeiten hier, darunter 14 Kinder und sechs Senioren. Geprägt ist das Stück Land von sandigen, nährstoffarmen Böden, viel Wind und Regenarmut:
"Und deshalb war hier eine der ersten Maßnahmen, dass man Hecken angepflanzt hat, um einmal natürlich die Kraft des Windes zu brechen, zum Anderen natürlich auch, um überhaupt für Taubildung zu sorgen und dass Schatten da ist."
Das geschah Ende der Zwanziger Jahre, als Marienhöhe, das damalige Vorwerk des Rittergutes Bad Saarow, von dem promovierten Landwirt Erhard Bartsch erworben wurde. Sein Anliegen war es…
"…eine eigentlich für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbare Fläche zu erproben, ob da Landwirtschaft möglich ist, also an einem so genannten Grenzstandort," erklärt Leonore Scholze-Irrlitz, die die Landesstelle Volkskunde Berlin-Brandenburg leitet.
Heute gibt es auf dem Gelände hohe Bäume, Gemüsebeete, Gewächshäuser und dichte Hecken, die die Ackerflächen umzäunen. 50 verschiedene Vogelarten zählt Fritjof Albert. Für ihn symbolisieren sie den Erfolg einer Wirtschaftsweise, die Mensch, Tier und Pflanzen nicht getrennt voneinander sieht, sondern als Teile eines Organismus, der sich wechelseitig bedingt. Die Grundlage bildet ein fruchtbarer Boden. Die Äcker in Marienhöhe allerdings waren anfangs nährstoffarm und trocken:
"Da haben die einen gemeint, man kann ihn mit Kunstdünger verbessern. Da hat sich nun aber herausgestellt, dass man ihn mit Kunstdünger nicht verbessern kann. Der kann eben langfristig nur durch organische Düngung, also durch den Stallmist verbessert werden, im Zusammenhang mit dem Anbau von Futterpflanzen und Legominosen. Voraussetzung dafür ist schließlich eine Viehzucht auf dem Hof."
Erhard Bartsch gab dem Hof mit der biologisch-dynamischen Anbauweise, die er bei dem Anthroposophen Rudolf Steiner lernte, eine neue Perspektive. Das war im Jahre 1928. Bei Marienhöhe handelt es sich also um einen der ersten, wenn nicht d e n ersten Biobauernhof Deutschlands. Auch Teile der Nationalsozialisten wie Rudolf Hess und der Reichsbauernführer Walter Darré fanden an dem gelungenen Experiment Interesse und ernannten Marienhöhe zu einer Musterwirtschaft.
Bis 1941 die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise verboten wurde und Bartsch, als ihr wichtigster Vertreter für ein halbes Jahr im Gefängnis landete. In der DDR war Marienhöhe der einzige Bauernhof, der nicht zwangskollektiviert wurde, da Grund und Boden einem Österreicher gehörten, der als Ausländer nicht enteignet werden konnte. Überleben konnte der Hof ohne LPG-Mitgliedschaft nur durch den Anbau von Schnittblumen, die in der DDR Mangelware gewesen sind. Nach der Wende, als große Teile der Landwirtschaft privatisiert wurden, zeigte Marienhöhe abermals seinen widerständigen Geist:
"Der einzige private Landwirtschaftsbetrieb in der DDR hat das Land entprivatisiert."
Und in die Hände eines gemeinnützigen Vereins gegeben, der das Land an die Hofbewohner verpachtet. Gewirtschaftet werden darf nur biologisch-dynamisch. Das legt die Vereinssatzung so fest. Die konsequente ökologische Wirtschaftsform hat sich nach der Wende auf den nährstoffarmen Standorten im Osten als eine echte Alternative erwiesen. Nicht nur, weil die weniger mechanisierte Art der Landwirtschaft bewusster mit der Natur umgeht, sondern auch, weil sie sozialer ist, wie Leonore Scholze-Irrlitz zusammenfasst:
"Dieses breite System konventioneller Landwirtschaft von Chemikalien und mechanisierten Faktoren sollte zum Überlegen gebracht und auf folgende Fragen gestoßen werden: Wo sind eigentlich Perspektiven von Landwirtschaft und was sich für Ostdeutschland besonders abzeichnet, wo sind Perspektiven auch des Einsatzes von Menschen, von Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Dafür besitzt Marienhöhe, neben vielen anderen Höfe, aber eben Marienhöhe ob seines Alters, eine wichtige Funktion."