Am Wochenende sorgte ein Kommentar der Wochenzeitung "Die Zeit" für Diskussionen. Darin hatte Autorin Mariam Lau die private Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer in Frage gestellt. Die Überschrift lautete "Seenotrettung - Oder soll man es lassen?". Die Zuspitzung daraufhin, ob man Menschen überhaupt vor dem Tod retten dürfe, bedauerte die Chefredaktion später.
Dass sich der Diskurs auch in den Medien in Richtung Rechtspopulismus verschiebt, führt Spiegel-online-Autor Georg Diez darauf zurück, dass viele Journalisten vor allem in Berlin verunsichert seien. Er sagte im Deutschlandfunk, diese Journalisten hätten sich in den letzten Jahren zu eng an Politik gekoppelt und gäben das Gefühl der Verunsicherung im Parteienspektrum an die Gesellschaft weiter - und zwar über ihre Medien, die wiederum in einer ökonomischen Krise steckten.
Diez beobachtet ein Schwächegefühl, das heißt eine Unsicherheit über die eigene Rolle, aber gleichzeitig ein Gefühl von Macht, das sich in der Überhöhung der eigenen Rolle ausdrücke. Dadurch bekämen bestimmte Akteure eine große Diskurshoheit, etwa Bundesinnenminister Horst Seehofer, dessen Äußerungen man viel Raum gebe. "Indem man dem Unsagbaren immer mehr Raum gibt, verschiebt man natürlich die Grenzen dessen, was sagbar ist", so Diez im Dlf.
In seiner Kolumne bei Spiegel online hatte Diez am Wochenende geschrieben, es sei nötig, "auch für Deutschland den Begriff des Widerstandes für die demokratischen Kräfte wiederzugewinnen". Ein Journalismus ohne Werte passe nicht dazu, so Diez im Deutschlandfunk:
"Wir sind in Deutschland und weltweit in den westlichen Demokratien in der Situation, wo die Medien tatsächlich sich stärker darüber definieren müssten oder sollten, die demokratischen Grundwerte zu vertreten, durchaus auch explizit. Und das ist für uns eine Veränderung der Rolle der Medien, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg in den letzten 70 Jahren eingenommen hat."
Das Gespräch mit Georg Diez können Sie bis 22. Januar 2019 hören.