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Widerstand in Spanien

Gegen den Mief unter den Talaren rüsten Studierende in Spanien. Heute sollen sich die Aktionen auf einen landesweiten Streik- und Aktionstag konzentrieren, zu dem die Studierendenverbände gemeinsam mit den Gewerkschaften der Universitätsbeschäftigten aufgerufen haben. Studentenvertreter befürchten, dass mit dem neuen Gesetz das ganze Universitätssystem verändert wird, die Interessen der Studierenden dabei hinten über fallen werden. "Es wirft uns zurück in die 70er Jahre. Das Gesetz ist völlig inakzeptabel", erklärt Studentenvertreterin Lorena Martínez von der Autonomen Universität Madrid. Noch weniger Unabhängigkeit, das ist die allgemeine Befürchtung, denn die bereits geringen Mitbestimmungsrechte der Studierenden sollen noch weiter eingeschränkt werden, in den Universitätsgremien sollen Wirtschaftsvertreter ein noch größeres Mitspracherecht bekommen und auch bei der finanziellen Ausstattung wird weiter gekürzt. Rául Villar, Rektor der Autonomen Universität, sieht eine Geringschätzung gegenüber den Hochschulen. Das Gesetz soll seiner Meinung nach durchgedrückt werden, ohne die demokratischen Spielregeln und den Diskussionsbedarf zu berücksichtigen.

    Das Gespenst der Franco-Zeit geht wieder um. Autoritäre Strukturen statt endlich den Anschluss an westeuropäische Standards suchen, diese Tendenz symbolisiert das neue Hochschulgesetz. Auch deutschen Gaststudierenden fällt auf, dass selbstständiges Denken und kritische Wissenschaft in Spanien wenig verbreitet sind. Frontalunterricht, viel Mitschreiben, wenig Fragen an den Dozenten, so sieht der Unterricht an Spaniens Universitäten aus. Auch das politische Engagement der spanischen Studenten ist gering. Deshalb hat Studentenvertreterin Lorena Martínez große Bedenken, ob die Demonstrationen ihre Wirkung erzielen werden.

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    Universidad Autónoma de Madrid