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Widerstandscamp gegen Rodungsmaschinen

Kaum ist die hessische Landtagswahl vorbei, schreitet der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zur Tat. Gestern haben im Kelsterbacher Wald nördlich des bisherigen Flughafengeländes die Rodungsarbeiten begonnen. Hier soll bis 2011 die neue "Nord-Westlandebahn" gebaut werden. Seit Monaten halten jedoch Umweltaktivisten einen Teil des Waldes besetzt.

Von Ludger Fittkau | 21.01.2009
    Mit einer Motorsäge fällt ein Arbeiter einzelne Bäume, die die Rodungsmaschine- der sogenannte Harvester – stehen gelassen hat. Mehrere Fußballfelder groß ist die Fläche, die seit gestern in der Nähe des Frankfurter Flughafens bereits gerodet wurde. Die Baumfällarbeiten sind mit Sperrzäunen und Wachpersonal streng abgeriegelt. Klaus Busch, Sprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport verrät nicht, wie viele Rodungsmaschinen gleichzeitig im Einsatz sind:

    "Wir roden an mehreren Stellen, je nachdem, wie es gerade die örtlichen Gegebenheiten zulassen. Das Camp ist im Moment kein Problem, wir haben zwar förmlich die Camp-Besetzer aufgefordert, das Camp zu räumen. Aber wir werden im Moment mal abwarten, dass das auch möglichst friedlich innerhalb der nächsten Zeit geschieht."

    Das Widerstandscamp mit Baumhütten in 20 Metern Höhe und Zelten auf dem winterkalten Waldboden liegt noch etwa zwei Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Rodungen begonnen haben.
    Es ist seit gestern von Flughafenarbeitern mit einem Metallzaun umschlossen worden. Nur an einer Stelle gewährt die Polizei noch Einlass in das Camp. An diesem Eingang hat der Rentner Herbert Zang aus Mörfelden-Walldorf mit seinem Fahrrad Halt gemacht:

    "Diese 300 Hektar Bannwald, die hier zerstört werden, wo wir sowieso eine Riesen-Emissionsbelastung hier bei uns haben, die Lärmbelastung, die hinzukommt. Man weiß von den Studien, dass der Lärm die Bevölkerung Nachts und am Tag besonders stark belastet. Das der Blutdruck hochgeht und so weiter, die Herz-Kreislauferkrankungen hier in unserem Bereich sehr stark sind. Das muss man alles beachten, das wird aber einfach unter den Tisch gekehrt.

    (Lautsprecherdurchsage): Das grundsätzliche Urteil ist noch nicht gefällt, machen sie sich bitte aus dem Wald raus."

    Im Camp fordert ein Sprecher der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau Mitarbeiter der Fraport auf, den Wald wieder zu verlassen. Das Argument: Immer noch laufen Klagen vieler umliegender Gemeinden gegen die neue Landebahn. Kostas Papoutsakis, Sprecher einer Bürgerinitiative in der etwa 15 Kilometer südlich des Flughafens gelegenen Stadt Groß-Gerau:

    "Die Klagen sind ja noch anhängig. Das Verwaltungsgericht hat das Okay für Fraport gegeben, wir haben gesagt, das die Verwaltungsrichter befangen sind, auch die Stadt Mainz klagt vor dem Verwaltungsgericht, trotzdem beginnt die Fraport mit der Rodung des Waldes."

    Fraport-Sprecher Klaus Busch sieht den Frankfurter Flughafenbetreiber jedoch im Recht:

    "Wir haben seit einem Jahr bereits die Baugenehmigung, wir haben freiwillig ein Jahr darauf verzichtet, die Baugenehmigung umzusetzen, um zunächst die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes in Kassel wegen der dort anhängigen Eilanträge abzuwarten. Das ist geschehen. Der Verwaltungsgerichtshof hat uns letzte Woche noch mal ausdrücklich bestätigt, das wir roden dürfen. Und nun können wir auch nicht länger warten, denn irgendwann müssen wir auch mal unsere Ziele umsetzen, damit die Landebahn rechtzeitig im Winter 2011 eingeweiht werden kann."

    Bis Ende Februar wird nun im Kelsterbacher Wald bei Frankfurt soviel gerodet, wie es geht. Zum Ausgleich sollen später vor allem entlang des nahegelegenen Mains Äcker aufgeforstet werden. Ist bis zum Frühjahr nicht bereits der gesamte Wald gerodet, ist aus Naturschutzgründen dann bis September Pause. Kaum zu glauben, dass der Flughafenbetreiber Fraport das riskieren wird. Die Sägen werden hier in den nächsten Wochen wohl nicht mehr still stehen.