„Ich warf einen flüchtigen Blick nach draußen. Dann begriff ich. Hinter dem Stacheldraht befand sich das Ghetto. Plötzlich durchbrach ein Gewehrschuss die Stille. Männer, Frauen und Kinder rannten kreuz und quer durch die Straßen. SS-Männer stürzten aus Lastwagen und schossen auf die fliehenden Juden. Körper lagen ausgestreckt im Schnee.“
Ein Schlüsselerlebnis im Leben der jungen polnischen Zwangsarbeiterin Irena Gut. Es war im Jahr 1941, Irena war 19 Jahre alt. Sie war in Radom bei einer Straßenrazzia von Deutschen festgenommen worden, musste erst in einer Munitionsfabrik, dann als Küchenhilfe und Serviererin arbeiten. Eines Tages entdeckte sie zufällig das Ghetto. Ein Schock. Von da an versteckte sie Blechbüchsen, die mit Essen gefüllt waren, unter dem Zaun des Ghettos. Der erste Schritt, der sie zur Widerstandskämpferin gegen die Deutschen werden ließ. Unmissverständlich drohten Plakate in der Stadt:
Ein Schlüsselerlebnis im Leben der jungen polnischen Zwangsarbeiterin Irena Gut. Es war im Jahr 1941, Irena war 19 Jahre alt. Sie war in Radom bei einer Straßenrazzia von Deutschen festgenommen worden, musste erst in einer Munitionsfabrik, dann als Küchenhilfe und Serviererin arbeiten. Eines Tages entdeckte sie zufällig das Ghetto. Ein Schock. Von da an versteckte sie Blechbüchsen, die mit Essen gefüllt waren, unter dem Zaun des Ghettos. Der erste Schritt, der sie zur Widerstandskämpferin gegen die Deutschen werden ließ. Unmissverständlich drohten Plakate in der Stadt:
„Wer einem Juden hilft, wird mit dem Tode bestraft“.
Aufgewachsen als Tochter glühender polnischer Patrioten
Geboren wurde Irena Gut am 5. Mai 1922 in einem kleinen Ort in Ostpolen. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte die Familie in Oberschlesien nahe der Grenze zu Deutschland. Irena lernte Deutsch und sprach es so fließend, dass sie oft für eine Deutsche gehalten wurde.
„Wegen unseres Namens ‚Gut‘ vermuteten viele, dass wir deutscher Abstammung waren, doch meine Eltern waren glühende polnische Patrioten. Wir waren Polen, und man brachte mir bei, stolz darauf zu sein.“
1938 fing sie eine Ausbildung als Krankenpflegerin in Radom an, im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Ohne zu zögern schloss sie sich einer polnischen Militäreinheit an, die medizinisches Personal brauchte. Als die Rote Armee Ostpolen besetzte, versuchte der Zug, Lemberg zu erreichen. Irena wurde unterwegs von sowjetischen Soldaten überfallen und mehrfach vergewaltigt, sie fand sich in einem Krankenlager im ukrainischen Ternopil wieder. Sie floh und landete schließlich als Zwangsarbeiterin der Deutschen zuerst in Radom, dann erneut in Ternopil, wo sie SS-Männer bedienen musste. In der Waschküche eines ehemaligen Hotels, nun Offizierswohnheim, arbeiteten zwölf jüdische Frauen und Männer, mit denen sie sich anfreundete.
Versteck für zwölf Juden - im Haus des deutschen Majors
„Schließlich fand ich heraus, wann die Liquidierung stattfinden sollte. Ich wollte nicht, dass sie in die (Ghetto)-Baracken zurückkehrten.“
Irena versteckte einige Menschen hinter einer Regalwand der Waschküche. Andere brachte sie mit einem Pferdefuhrwerk zu einem Versteck im Wald. Kurze Zeit später musste sie als Haushälterin in der Villa eines deutschen Majors arbeiten. Ausgerechnet im Keller dieses Hauses fand sie ein Versteck für zwölf Juden.
„Es gibt diese speziellen Augenblicke, bevor eine Katastrophe hereinbricht – Augenblicke, in denen die Zeit stehen zu bleiben scheint und jedes Geräusch verstummt. Und dann bricht die Welt zusammen.“
Der Major war oft abwesend, um die Ukraine „judenrein“ zu machen, wie er den Völkermord nannte. Die Versteckten fühlten sich in der Villa relativ sicher. Zwei jüdische Frauen halfen Irena sogar bei der Küchenarbeit. Eines Tages stand der Major unvermittelt in der Tür.
Major epresste seine Haushälterin Irena mit Sex
„Dann begannen seine Gesichtszüge zu zittern, aber ohne ein Wort zu verlieren, machte er auf dem Absatz kehrt und ging wieder hinaus.“
Der Major zeigte sie nicht an, er lieferte auch die Juden nicht aus – er erpresste Irena mit Sex. Sie brachte die Menschen zu einem Versteck im Wald. Als sich 1944 die Rote Armee näherte, konnte Irena fliehen und schloss sich den Partisanen an.
Irena überlebte den Krieg, auch alle von ihr versteckten 17 Menschen überlebten. Nun halfen sie ihrer Retterin bei der Ausreise nach Deutschland. Mit falschen Papieren, die sie als Jüdin ausgaben, kam Irena in ein Auffanglager nach Hessisch Lichtenau. Als 1949 eine UNO-Delegation Interviews mit Zeugen des Holocaust führte, lernte sie ihren späteren Mann kennen, William Opdyke, den sie in Amerika heiratete.
In Kontakt mit den Geretteten bis zu ihrem Tod
1982 wurde Irene Gut Opdyke, wie sie sich jetzt nannte, als Gerechte unter den Völkern geehrt. Ihr Schicksal hat sie in dem Buch „Wer ein Leben rettet“ beschrieben - ein Millionenerfolg. Mit den von ihr Geretteten blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 in Kontakt.