Norwegische Hirnforscher berichten nun über enorme gesellschaftliche Folgen.
"Sklave seiner Leidenschaft", "Schrecken der Schule", "Qual der Familie" und "Plage der Umgebung" so bezeichneten Kinderärzte im 19. Jahrhundert das ihrer Meinung nach "moralisch, kranke Kind". Heut ist klar: Gemeint waren damit wahrscheinlich vor allem Kinder, die unter ADS litten. ADS - das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, wurde noch vor einigen Jahren auch als Hyperaktivität bezeichnet. Der Namenswechsel zeigt, wie schwer es Ärzten und Wissenschaftlern fällt sich ein Bild von dieser psychischen Störung zu machen. Dabei ist ADS nicht nur für die Betroffenen selbst ein riesiges Problem:
ADS ist die häufigste psychische Störung überhaupt. Das sind die Jungen, die Ihr in Deutschland "Zappelphilipp" nennt. Diese Verhaltensstörung betrifft fast 5 Prozent der männlichen Bevölkerung, und wenn die keine Behandlung erhalten, dann werden 40 Prozent drogensüchtig. In Norwegen hat beinahe die Hälfte aller Gefängnisinsassen ADS. Das ist für die Gesellschaft ein sehr teures Problem.
Terje Sagvolden von der Universität von Oslo weiß: Der Weg in den Drogensumpf ist für viele ADS-Patienten vermeidbar. Meistens ist die Einnahme von Drogen nämlich nur ein hilfloser Versuch, die psychische Störung selbst zu behandeln:
Ich würde nicht sagen, das alle Drogenabhängigen auch unter ADS leiden, aber ein nicht unbedeutender Anteil von Ihnen. Ohne Behandlung enden viele Jungs mit ADS als Süchtige. Wenn sie dagegen Medikamente bekommen und eine Behandlung erhalten, dann ist Ihr Suchtrisiko genauso groß wie bei der restlichen Bevölkerung. Das beweisen wissenschaftliche Studien. Ohne Behandlung kommt bei ADS das Drogenproblem.
Terje Sagvolden arbeitet selbst hauptsächlich im Labor. Trotzdem glaubt er, dass die Erforschung des Verhaltens der ADS-Patienten viel wichtiger ist, als etwas über Ihre Gene herauszufinden. Seiner Meinung nach gibt es nur dann eine Chance auf eine effiziente Behandlung, wenn die Forscher verstehen, was einen ADS Patienten antreibt:
Kinder und Erwachsene mit ADS handeln bevor sie denken. Sie springen einfach nur zum Spaß von einer Klippe oder tun andere gefährliche Sachen. Erst hinterher fällt ihnen auf, wie gefährlich das ganze war. Ein Junge mit ADS, der ein jüngeres Kind vom Fahrrad schubst, denkt nicht daran, dass dieses Kind verletzt werden könnte. Er handelt aus einem Impuls heraus. Vielleicht weil er das Fahrrad gerne selbst hätte. ADS Patienten sind impulsiv und denken nicht an die Konsequenzen ihres Verhaltens.
Aber amoralisch, wie die Ärzte im 19. Jahrhundert noch glaubten, sind ADS-Patienten mit Sicherheit nicht. Zum Glück lässt sich heute das chemische Ungleichgewicht in ihrem Gehirn mit Medikamenten behandeln. Aber das allein reicht nicht aus:
Man muss mit den Eltern arbeiten. Die Eltern müssen lernen, wie sie mit ihrem ADS-Kind umgehen müssen. Es sehr wichtig, das ihr Verhalten konstant ist. Was erlaubt ist und was nicht, muss sehr klar festgelegt sein. Laissez-faire ist gar nicht gut für diese Kinder. Es geht nicht dass sie heute sagen: "Du darfst das noch, weil Du ja noch so klein bist" und ein Jahr später dann "Du Böser Junge, in deinem Alter geht das aber nicht." Mit so etwas kommen ADS-Kinder gar nicht zurecht. Konstante Regeln sind wichtig. Vermutlich ist es sogar besser, streng zu sein. Ich halte das für einen guten Rat - auch wenn das jetzt nicht gerade politisch korrekt ist.
Terje Sagvolden ist sich sicher: ADS wird die erste psychische Störung sein, die Ärzte wirklich vollständig verstehen.
"Sklave seiner Leidenschaft", "Schrecken der Schule", "Qual der Familie" und "Plage der Umgebung" so bezeichneten Kinderärzte im 19. Jahrhundert das ihrer Meinung nach "moralisch, kranke Kind". Heut ist klar: Gemeint waren damit wahrscheinlich vor allem Kinder, die unter ADS litten. ADS - das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, wurde noch vor einigen Jahren auch als Hyperaktivität bezeichnet. Der Namenswechsel zeigt, wie schwer es Ärzten und Wissenschaftlern fällt sich ein Bild von dieser psychischen Störung zu machen. Dabei ist ADS nicht nur für die Betroffenen selbst ein riesiges Problem:
ADS ist die häufigste psychische Störung überhaupt. Das sind die Jungen, die Ihr in Deutschland "Zappelphilipp" nennt. Diese Verhaltensstörung betrifft fast 5 Prozent der männlichen Bevölkerung, und wenn die keine Behandlung erhalten, dann werden 40 Prozent drogensüchtig. In Norwegen hat beinahe die Hälfte aller Gefängnisinsassen ADS. Das ist für die Gesellschaft ein sehr teures Problem.
Terje Sagvolden von der Universität von Oslo weiß: Der Weg in den Drogensumpf ist für viele ADS-Patienten vermeidbar. Meistens ist die Einnahme von Drogen nämlich nur ein hilfloser Versuch, die psychische Störung selbst zu behandeln:
Ich würde nicht sagen, das alle Drogenabhängigen auch unter ADS leiden, aber ein nicht unbedeutender Anteil von Ihnen. Ohne Behandlung enden viele Jungs mit ADS als Süchtige. Wenn sie dagegen Medikamente bekommen und eine Behandlung erhalten, dann ist Ihr Suchtrisiko genauso groß wie bei der restlichen Bevölkerung. Das beweisen wissenschaftliche Studien. Ohne Behandlung kommt bei ADS das Drogenproblem.
Terje Sagvolden arbeitet selbst hauptsächlich im Labor. Trotzdem glaubt er, dass die Erforschung des Verhaltens der ADS-Patienten viel wichtiger ist, als etwas über Ihre Gene herauszufinden. Seiner Meinung nach gibt es nur dann eine Chance auf eine effiziente Behandlung, wenn die Forscher verstehen, was einen ADS Patienten antreibt:
Kinder und Erwachsene mit ADS handeln bevor sie denken. Sie springen einfach nur zum Spaß von einer Klippe oder tun andere gefährliche Sachen. Erst hinterher fällt ihnen auf, wie gefährlich das ganze war. Ein Junge mit ADS, der ein jüngeres Kind vom Fahrrad schubst, denkt nicht daran, dass dieses Kind verletzt werden könnte. Er handelt aus einem Impuls heraus. Vielleicht weil er das Fahrrad gerne selbst hätte. ADS Patienten sind impulsiv und denken nicht an die Konsequenzen ihres Verhaltens.
Aber amoralisch, wie die Ärzte im 19. Jahrhundert noch glaubten, sind ADS-Patienten mit Sicherheit nicht. Zum Glück lässt sich heute das chemische Ungleichgewicht in ihrem Gehirn mit Medikamenten behandeln. Aber das allein reicht nicht aus:
Man muss mit den Eltern arbeiten. Die Eltern müssen lernen, wie sie mit ihrem ADS-Kind umgehen müssen. Es sehr wichtig, das ihr Verhalten konstant ist. Was erlaubt ist und was nicht, muss sehr klar festgelegt sein. Laissez-faire ist gar nicht gut für diese Kinder. Es geht nicht dass sie heute sagen: "Du darfst das noch, weil Du ja noch so klein bist" und ein Jahr später dann "Du Böser Junge, in deinem Alter geht das aber nicht." Mit so etwas kommen ADS-Kinder gar nicht zurecht. Konstante Regeln sind wichtig. Vermutlich ist es sogar besser, streng zu sein. Ich halte das für einen guten Rat - auch wenn das jetzt nicht gerade politisch korrekt ist.
Terje Sagvolden ist sich sicher: ADS wird die erste psychische Störung sein, die Ärzte wirklich vollständig verstehen.