Boris Bojarskow, der Leiter der staatlichen Behörde zum Schutz russischer Kulturgüter, hält die handtellergroße verglaste grünschimmernde Ikone stolz in die Höhe: abgebildet ist darauf der heilige Serafim Saravskij, gehört hat das 10.000 Dollar teure Stück der Zarin Aleksandra Fjodorowna, der Frau von Nikolaj dem Ersten, der Romanov-Familie, die 1918 von den Bolschewiki komplett hingerichtet wurde. Ein wiedergefundenes Diebesstück aus der Eremitage, zurückgegeben heute in Moskau von einem ehrlichen Moskauer Antiquar. Boris Bojarskow nutzt den spektakulären Diebstahl in dem weltberühmten Petersburger Museum, bei dem über sechs Jahre hinweg insgesamt 221 wertvolle Kunstgegenstände gestohlen wurden, zu einer Philippika über den Zustand russischer Museen im allgemeinen. Eine Tragödie, sei das, was in der Eremitage passiert sei, aber keine Überraschung:
" Das was in der Eremitage passiert ist, ist für uns kein Zufall, sondern eine Gesetzmäßigkeit. Wir registrieren jährlich fünfzig bis einhundert Fälle des Verschwindens von Kunstgegenständen aus unseren Museen. Wir beobachten eine steigende Kriminalität, des Verrats der Elite unserer Museen, der Konservatoren. Das sind alles die Glieder ein und derselben Kette, die eine ganz andere Herangehensweise an die Registrierung der Gegenstände, eine andere Arbeit mit dem Personal der Museen sowie andere Forderungen an die Konservatoren von Seiten der Museumsleitung notwendig macht."
Aufgeflogen ist das Ganze nur per Zufall, bei einer regulären Bestands-Überprüfung. Drei Verdächtige sind mittlerweile festgenommen, die Rede ist von einem Familien-Coup. In der Kritik steht jetzt vor allem die Leitung der Eremitage, mit deren Direktor Michail Piotrowski an der Spitze. Der Leiter der föderalen Kulturagentur Russlands, Michail Schwydkoj, deutete am Mittag vor der Presse in Moskau an, dass auch ihn die Strafe treffen werde, er sagt aber nicht welche:
" Das Problem der Eremitage besteht tatsächlich vor allem in der Methode der Registrierung der Kunstgegenstände. Darüber, dass in der Eremitage sowohl die Instruktionen des ehemaligen Kulturministeriums von 1997 und auch die eigenen Richtlinien verletzt wurden, ist offensichtlich. Wir werden als Kontrollorgan über die Kultur die Leitung der Eremitage dafür so bestrafen, wie das notwendig ist."
Fast vier Millionen Euro beträgt der geschätzte Wert der gestohlenen Gegenstände, Experten gehen von viel mehr aus. Bereits 1993, so Schwydkoj, habe man, bei einer Überprüfung der Eremitage gravierende Mängel entdeckt, und deren Leitung darauf aufmerksam gemacht. Ohne Konsequenzen offenbar. Boris Bojarskow:
" In der Eremitage wurde 1999 eine Verordnung über den Übergang zur elektronischen Datenverarbeitung unterschrieben. In den vergangenen sieben Jahren wurden 153.000 Kunstgegenstände auf diese Weise registriert. Von insgesamt zwei Millionen und 800.000 der gesamten Museumskollektion. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann wird es in der Eremitage erst in 70 Jahren eine moderne Registrierung aller vorhandenen Gegenstände geben."
Michail Schwidkoj spricht von einer chronischen Unterfinanzierung russischer Museen, die zum großen Teil in provisorischen Gebäuden untergebracht seien. 270 Millionen Euro bräuchte man, um sie auf den nötigen materiellen und technischen Stand zu bringen, Geld das nicht da sei. Nicht gefährdet dagegen seien die Stars der Kollektionen, so auch der Eremitage, die regelmäßig zu Ausstellungen ins Ausland ausgeliehen würden. Diese würden regelmäßig von Experten begutachtet. Das seien im Fall der Eremitage ein paar Zehntausend Kunstwerke. Aber der Teil der Kollektion, der nicht ausgeführt werde, sei zum Teil seit 1949 nicht mehr begutachtet worden, deshalb habe man im Jahr 2000 mit einer Generalrevision begonnen. In guten Händen sei auch, so weiß Schwidkoj, die Sammlung deutscher Beutekunst in der Eremitage. Dass dort Original-Gemälde etwa van Goghs gegen Kopien vertauscht wurden, dementiert er:
" Glauben Sie mir, wenn etwas gibt, was in der Eremitage gut aufbewahrt und untersucht wird, dann ist das die Beutekunst. Es gibt keinen Grund etwa, darüber nachzudenken, dass da etwas ausgetauscht wurde. Mit den Kunstgegenstände, die in den Besitz der Russischen Föderation als Folge des Zweiten Weltkrieges gelangt sind, ist alles in bester Ordnung. Beunruhigen sie sich nicht - sie sind in hoffnungsvollen Händen."
" Das was in der Eremitage passiert ist, ist für uns kein Zufall, sondern eine Gesetzmäßigkeit. Wir registrieren jährlich fünfzig bis einhundert Fälle des Verschwindens von Kunstgegenständen aus unseren Museen. Wir beobachten eine steigende Kriminalität, des Verrats der Elite unserer Museen, der Konservatoren. Das sind alles die Glieder ein und derselben Kette, die eine ganz andere Herangehensweise an die Registrierung der Gegenstände, eine andere Arbeit mit dem Personal der Museen sowie andere Forderungen an die Konservatoren von Seiten der Museumsleitung notwendig macht."
Aufgeflogen ist das Ganze nur per Zufall, bei einer regulären Bestands-Überprüfung. Drei Verdächtige sind mittlerweile festgenommen, die Rede ist von einem Familien-Coup. In der Kritik steht jetzt vor allem die Leitung der Eremitage, mit deren Direktor Michail Piotrowski an der Spitze. Der Leiter der föderalen Kulturagentur Russlands, Michail Schwydkoj, deutete am Mittag vor der Presse in Moskau an, dass auch ihn die Strafe treffen werde, er sagt aber nicht welche:
" Das Problem der Eremitage besteht tatsächlich vor allem in der Methode der Registrierung der Kunstgegenstände. Darüber, dass in der Eremitage sowohl die Instruktionen des ehemaligen Kulturministeriums von 1997 und auch die eigenen Richtlinien verletzt wurden, ist offensichtlich. Wir werden als Kontrollorgan über die Kultur die Leitung der Eremitage dafür so bestrafen, wie das notwendig ist."
Fast vier Millionen Euro beträgt der geschätzte Wert der gestohlenen Gegenstände, Experten gehen von viel mehr aus. Bereits 1993, so Schwydkoj, habe man, bei einer Überprüfung der Eremitage gravierende Mängel entdeckt, und deren Leitung darauf aufmerksam gemacht. Ohne Konsequenzen offenbar. Boris Bojarskow:
" In der Eremitage wurde 1999 eine Verordnung über den Übergang zur elektronischen Datenverarbeitung unterschrieben. In den vergangenen sieben Jahren wurden 153.000 Kunstgegenstände auf diese Weise registriert. Von insgesamt zwei Millionen und 800.000 der gesamten Museumskollektion. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann wird es in der Eremitage erst in 70 Jahren eine moderne Registrierung aller vorhandenen Gegenstände geben."
Michail Schwidkoj spricht von einer chronischen Unterfinanzierung russischer Museen, die zum großen Teil in provisorischen Gebäuden untergebracht seien. 270 Millionen Euro bräuchte man, um sie auf den nötigen materiellen und technischen Stand zu bringen, Geld das nicht da sei. Nicht gefährdet dagegen seien die Stars der Kollektionen, so auch der Eremitage, die regelmäßig zu Ausstellungen ins Ausland ausgeliehen würden. Diese würden regelmäßig von Experten begutachtet. Das seien im Fall der Eremitage ein paar Zehntausend Kunstwerke. Aber der Teil der Kollektion, der nicht ausgeführt werde, sei zum Teil seit 1949 nicht mehr begutachtet worden, deshalb habe man im Jahr 2000 mit einer Generalrevision begonnen. In guten Händen sei auch, so weiß Schwidkoj, die Sammlung deutscher Beutekunst in der Eremitage. Dass dort Original-Gemälde etwa van Goghs gegen Kopien vertauscht wurden, dementiert er:
" Glauben Sie mir, wenn etwas gibt, was in der Eremitage gut aufbewahrt und untersucht wird, dann ist das die Beutekunst. Es gibt keinen Grund etwa, darüber nachzudenken, dass da etwas ausgetauscht wurde. Mit den Kunstgegenstände, die in den Besitz der Russischen Föderation als Folge des Zweiten Weltkrieges gelangt sind, ist alles in bester Ordnung. Beunruhigen sie sich nicht - sie sind in hoffnungsvollen Händen."