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Wie, bitte, geht’s zum Studienplatz?

"Wie, bitte, geht’s zum Studienplatz?" Das fragen sich viele Abiturienten, und so heißt eine Serie in "Campus & Karriere" in dieser Woche. Teil Eins beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Studienanfänger überhaupt auf ihre Studienplatzbewerbung vorbereiten können.

Hans-Werner Rückert im Gespräch mit Armin Himmelrath | 16.02.2009
    Wenn man die aktuelle Debatte um das Bewerberchaos an den Hochschulen und bei der ZVS, der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, betrachtet, dann ist klar: Wer sich um einen Studienplatz bewirbt, der sollte gut informiert sein über Fristen und Termine, über Ansprechpartner und Fallstricke in den Bewerbungsverfahren. Die notwendigen Informationen gibt es in dieser Woche hier bei "Campus & Karriere" und auch im Internet unter www.dradio.de. Der erste Teil der Serie beschäftigt sich heute mit der Frage, wie sich Studienanfänger überhaupt auf ihre Studienplatzbewerbung vorbereiten können. Kurz vor der Sendung habe ich Hans-Werner Rückert, den Leiter der Studienberatung an der FU in Berlin gefragt, welche Tipps er den angehenden Studentinnen und Studenten gibt.

    Hans-Werner Rückert: Wir wissen ja, dass es eine Reihe von Studierenden oder Studieninteressierten gibt, die schon wissen, was sie machen wollen. Die können sich dann auf die eher technischen, formalistischen Aspekte stürzen – bis wann muss ich mich bewerben, wo muss ich mich bewerben für meinen Studiengang. Wenn mehrere Orte infrage kommen, was ist vielleicht das unterschiedliche Profil an diesen Orten. Die anderen, die noch gar nicht genau wissen, was sie eigentlich machen wollen, müssten jetzt allmählich anfangen, über sich selber nachzudenken – was sind meine Interessen, meine Neigungen, meine Stärken – und dann dafür passende Studienrichtungen sich anschauen.

    Himmelrath: Gibt es irgendwelche Deadlines, irgendwelche Zeitpunkte, die man auf keinen Fall versäumen darf?

    Rückert: Also auf keinen Fall versäumen darf man den Zeitpunkt 15.07.2009, das ist für fast alle Studiengänge die Deadline, bis dahin muss man sich beworben haben. Es gibt davon abweichend manchmal regional andere Fristen, es gibt für Altabiturienten, die also das Abitur nicht jetzt erwerben, sondern es schon haben, eine Frist, die mehr mit dem März zu tun hat als mit dem Juli. Da muss man also sich seine Situation vergegenwärtigen und sich bei den Hochschulen auf den jeweiligen Web-Seiten über diese Rahmenbedingungen informieren.

    Himmelrath: Welche Rolle spielen solche Dienstzeiten wie die Bundeswehr oder der Zivildienst? Die könnten sich ja, zumindest bei den männlichen Abiturienten, noch anschließen jetzt ans Abitur.

    Rückert: Ja, man sollte sich auf jeden Fall bewerben, weil wenn man in dieser Zeit einen Studienplatz bekommt, den man aber wegen eines Dienstes nicht antreten kann, dann wird man nach Ablauf des Dienstes unter der Vorlage dieser Bescheinigung, dass man jetzt einen Studienplatz eigentlich bekommen hätte, bevorzugt zugelassen. Also auf jeden Fall bewerben.

    Himmelrath: Auf welche Probleme muss ich mich einstellen bei der Studienplatzbewerbung bzw. bei der Suche nach, ja, möglicherweise auch dem richtigen Fach für mich? Was sind da Kriterien, die wichtig sein könnten, was sind aber auch Probleme, die auftauchen können?

    Rückert: Also das Wichtigste, um gut durchs Studium zu kommen und ein erfolgreiches Studium abzuschließen, ist natürlich, dass man sich über seine Motivation, sprich seine Interessen klar ist, dass man sich über den Inhalt und den Aufbau der infrage kommenden Studiengänge informiert hat und dass man auf dieser Basis eine gute Zuordnung getroffen hat. Das heißt, ich muss was über mich selber wissen – was interessiert mich, was fasziniert mich, was bringt mich zum Brennen, was raten mir meine Eltern, was raten meine Lehrer. Das ist ja meistens etwas, was ein Spannungsfeld oft darstellt. Eltern neigen dazu zu sagen, mach was Sicheres. Ich bin natürlich dort gut bedient, wenn ich weiß, das und das ist mein Interesse, sind meine Neigungen, das habe ich schon seit Jahren auf dem Schirm und beschäftige mich damit. Und wenn ich dann ein Studienfach suche, das in dieser Richtung liegt, möglichst mir auch vielleicht verschiedene Studiengänge an verschiedenen Hochschulen angucke, die, sagen wir mal, wenn ich literarisch interessiert bin, alle etwas mit Literaturwissenschaft zu tun haben, sich aber doch auch voneinander unterscheiden, dann kann ich eine gute Zuordnung treffen. Dann kann ich mir etwas aussuchen, was meinen Interessen und Neigungen entspricht, und dann werde ich jeden Tag, wenn ich in die Uni gehe, Spaß haben.

    Himmelrath: Jetzt sind aber möglicherweise die Tipps und Ratschläge der Eltern, die Sie angesprochen haben, vielleicht auch der Lehrer, nur von begrenzter Brauchbarkeit, denn das Studiensystem ist ja umgekrempelt worden, wir haben das Bachelor-Master-System. Das ist natürlich eine Studienstruktur, die ja viele vorherige Studentengenerationen gar nicht kennen. Das heißt, Eltern können möglicherweise auch gar keine so konkreten Tipps geben?

    Rückert: Da haben Sie völlig recht, Herr Himmelrath, und es ist auch wichtig, sich klarzumachen, dass die Reichweite elterlicher Empfehlungen möglicherweise begrenzt ist. Begrenzt, weil die Eltern, wenn sie denn studiert haben, unter einem anderen System studiert haben, begrenzt aber auch, weil Eltern häufig natürlich einen bestimmten Blickwinkel auf ihre Kinder haben. Also wenn eine Apotheke in der Familie ist, die vererbt werden soll, dann kommt es schon mal vor, dass Eltern sagen, mach doch Pharmazie, obwohl die Tochter oder der Sohn vielleicht leidenschaftlich für Physik orientiert ist und schwärmt. Da muss man vorsichtig sein, solchen Empfehlungen einfach blindlings zu folgen.

    Himmelrath: Zum Schluss noch mal zurück in die Situation der jetzt Schulabsolventen, der Abiturienten, der angehenden. Was machen bei denen denn viele falsch? Gibt es da so Standardfehler, die man eigentlich relativ leicht vermeiden kann?

    Rückert: Also der größte Fehler ist, sich mit dieser Frage einfach gar nicht zu beschäftigen. Wir sehen Jahr für Jahr an den Befragungen von Studienanfängern, dass es nur ungefähr die Hälfte derjenigen, die dann an der Hochschule landen, diesen Prozess, über den wir gerade gesprochen haben, durchlaufen haben. Also viele, 50 Prozent, kommen eigentlich unreflektiert hin. Sie haben weder sich mit sich selbst auseinandergesetzt hinreichend, noch haben sie die verschiedenen Studienmöglichkeiten oder den Aufbau der Studiengänge sich angeschaut, und deswegen sind dann viele zu Beginn schon frustriert oder überrascht oder geraten gleich in Schwierigkeiten. Deswegen meine Empfehlung: Man sollte sich jetzt dringend darum kümmern, seine eigenen Interessen herauszufinden und zu konkretisieren, und man sollte halt die Web-Seiten der Hochschulen besuchen, die etwas anbieten, was die zukünftigen Studierenden interessiert.

    Himmelrath: Hans-Werner Rückert war das, der Leiter der Studienberatung an der Freien Universität in Berlin. Und wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind in unserer Serie "Wie, bitte, geht’s zum Studienplatz?", bekommen Sie hier bei "Campus & Karriere" in den kommenden Tagen alle notwendigen Informationen zur Studienplatzwahl, jeden Tag ab 14 Uhr 35.

    Gelaufene Beiträge:

    Teil 2: Eine wichtige Entscheidung: die Studienwahl
    Teil 3: Die persönliche Eignung
    Teil 4: Ratgeber Studiumsfinanzierung