Einige Künstler schrien die Wut förmlich aus sich heraus.
"Nieder mit den Machthabern der Muslimbruderschaft!"
Skandierten sie vor dem Sitz des ägyptischen Kulturministers. Dann gingen sie Allah Abdel Aziz, erst vor einem Monat von Präsident Mohamed Mursi neu ins Amt bestellt, persönlich an, voll bitterer Ironie.
"Säuber weiter, Allah. Befrei uns von den Seuchen, oh Minister. Dann wird das ganze ägyptische Volk endlich wieder schweigen."
Mit "Seuche" meinten die Demonstranten sarkastisch ihre künstlerische Freiheit, die sie massiv bedroht sehen. Von einer "Säuberung" im Ministerium und den zahlreichen staatlichen Kultureinrichtungen hatte Allah Abdel Aziz selbst gesprochen, gleich, als er seinen Posten antrat.
Schon diese Formulierung allein hatte in der ägyptischen Kulturszene erste Proteste ausgelöst. Allah Abdel Aziz, zuvor Dozent an der Filmakademie, Sohn eines bekannten Führungsmitgliedes der islamistischen Muslimbruderschaft, sei für den Ministerposten nicht qualifiziert, so schrieben Dutzende Künstler in einem Protestbrief bereits einen Tag nach dem Amtsantritt. Der 51-jährige Mursi-Schützling stehe nur für die so wörtlich "eingeschränkten, kulturellen Visionen des aktuellen Regimes".
Die Befürchtungen wurden wahr: Bereits fünf renommierte Führungskräfte des staatlichen Kulturbetriebs wurden von Abdel Aziz ohne weitere Nennung von Gründen entlassen, darunter der Chef der ägyptischen Buchvereinigung und zuletzt die auch international hoch angesehene Operndirektorin Ines Abdel Dajem.
Rana Hagag :
"Die wollen alle Führungspersönlichkeiten in Ägyptens Kultur von ihren Plätzen vertreiben und stattdessen Muslimbrüder installieren. Aber die wollen wir nicht."
So Rana Hagag, Violinistin im Kairoer Sinfonieorchester, bei der heutigen Demonstration vor dem Kulturministerium. Die gefeuerte Opernchefin habe hervorragende Arbeit geleistet, ihre Kündigung ein großer Verlust. Aber:
"Wir kämpfen hier nicht nur für unsere Musik. Sondern für die gesamte Kunst und Kultur Ägyptens. Was der Minister da macht, ist nicht akzeptabel. Wir werden das niemals hinnehmen."
Bereits vor acht Tagen traten die über 300 Mitarbeiter des Kairoer Opernhauses in Streik. Vor ausverkauftem Hause ließen sie die Premiere von Aida platzen und traten mit Protestplakaten vor das Publikum. Genauso machte es Ägyptens Starpianist Ramsi Yassa am vergangenen Wochenende bei einem Klavierkonzert, dass er demonstrativ absagte.
"Wir geben keine Auftritte mehr, wir proben nur noch, so Hassam Tajem, einer der Direktoren des Kairoer Opernhauses. Unser Streik geht weiter, bis das geklärt ist. Wir sind schon vor ein paar Tagen hier zum Ministerium gekommen, um mit dem Minister zu sprechen. Aber er hat das abgelehnt. Mein ganzes Leben lang, auch unter dem Mubarak-System hatten wir eine freie Kultur in Ägypten. Und was haben wir jetzt? Das macht uns wütend."
Wie man deutlich hören kannn.
Ägyptens Kulturszene ist aufgebracht. Auch zahlreiche andere bekannte Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle haben sich den Protestaktionen des Opernhauses inzwischen angeschlossen. Einer von ihnen ist der bekannte Maler Mohamed Abla, der einige Jahre in der Schweiz und in Deutschland gelebt hat.
Mohamed Abla:
"Ich bin sauer und man soll kämpfen kämpfen. Die sind gegen alles, was zivil ist, was modern, alles was mit Kunst ästhetisch... sie haben kein Gefühl für das. "
Bestes Beispiel sei die aktuelle Diskussion islamistischer Politiker über die Abschaffung des Balletts im Kairoer Opernhaus:
Mohamed Abla :
"Ein Abgeordneter im Schura-Rat hat gesagt: Ballett ist eine Schande und Ballett ist keine Kunst. Und Ballett ist eine sexuelle Bewegung, Sexuelles hat er gesehen. Ich glaub, er hat nie ein Ballett gesehen... "
Ägyptens Präsident Mursi scheinbar doch. Während er zum aktuellen Kulturstreit zwischen seinem neuen Minister und den Künstlern schweigt, holten die Redakteure eines ägyptischen Privatfernsehsenders ein acht Jahre altes Interview Mursis aus dem Archiv.
Mursi in einer Talkshow, Arabischer Wortwechsel
"Der Körper, der Frau, der sich bewegt, noch dazu nur halb bekleidet, hat eine Art erotische Wirkung,"
so Mohamed Mursi damals.
"Und es gibt Leute, die darauf sexuell reagieren. Menschen sind Menschen!"
"Nieder mit den Machthabern der Muslimbruderschaft!"
Skandierten sie vor dem Sitz des ägyptischen Kulturministers. Dann gingen sie Allah Abdel Aziz, erst vor einem Monat von Präsident Mohamed Mursi neu ins Amt bestellt, persönlich an, voll bitterer Ironie.
"Säuber weiter, Allah. Befrei uns von den Seuchen, oh Minister. Dann wird das ganze ägyptische Volk endlich wieder schweigen."
Mit "Seuche" meinten die Demonstranten sarkastisch ihre künstlerische Freiheit, die sie massiv bedroht sehen. Von einer "Säuberung" im Ministerium und den zahlreichen staatlichen Kultureinrichtungen hatte Allah Abdel Aziz selbst gesprochen, gleich, als er seinen Posten antrat.
Schon diese Formulierung allein hatte in der ägyptischen Kulturszene erste Proteste ausgelöst. Allah Abdel Aziz, zuvor Dozent an der Filmakademie, Sohn eines bekannten Führungsmitgliedes der islamistischen Muslimbruderschaft, sei für den Ministerposten nicht qualifiziert, so schrieben Dutzende Künstler in einem Protestbrief bereits einen Tag nach dem Amtsantritt. Der 51-jährige Mursi-Schützling stehe nur für die so wörtlich "eingeschränkten, kulturellen Visionen des aktuellen Regimes".
Die Befürchtungen wurden wahr: Bereits fünf renommierte Führungskräfte des staatlichen Kulturbetriebs wurden von Abdel Aziz ohne weitere Nennung von Gründen entlassen, darunter der Chef der ägyptischen Buchvereinigung und zuletzt die auch international hoch angesehene Operndirektorin Ines Abdel Dajem.
Rana Hagag :
"Die wollen alle Führungspersönlichkeiten in Ägyptens Kultur von ihren Plätzen vertreiben und stattdessen Muslimbrüder installieren. Aber die wollen wir nicht."
So Rana Hagag, Violinistin im Kairoer Sinfonieorchester, bei der heutigen Demonstration vor dem Kulturministerium. Die gefeuerte Opernchefin habe hervorragende Arbeit geleistet, ihre Kündigung ein großer Verlust. Aber:
"Wir kämpfen hier nicht nur für unsere Musik. Sondern für die gesamte Kunst und Kultur Ägyptens. Was der Minister da macht, ist nicht akzeptabel. Wir werden das niemals hinnehmen."
Bereits vor acht Tagen traten die über 300 Mitarbeiter des Kairoer Opernhauses in Streik. Vor ausverkauftem Hause ließen sie die Premiere von Aida platzen und traten mit Protestplakaten vor das Publikum. Genauso machte es Ägyptens Starpianist Ramsi Yassa am vergangenen Wochenende bei einem Klavierkonzert, dass er demonstrativ absagte.
"Wir geben keine Auftritte mehr, wir proben nur noch, so Hassam Tajem, einer der Direktoren des Kairoer Opernhauses. Unser Streik geht weiter, bis das geklärt ist. Wir sind schon vor ein paar Tagen hier zum Ministerium gekommen, um mit dem Minister zu sprechen. Aber er hat das abgelehnt. Mein ganzes Leben lang, auch unter dem Mubarak-System hatten wir eine freie Kultur in Ägypten. Und was haben wir jetzt? Das macht uns wütend."
Wie man deutlich hören kannn.
Ägyptens Kulturszene ist aufgebracht. Auch zahlreiche andere bekannte Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle haben sich den Protestaktionen des Opernhauses inzwischen angeschlossen. Einer von ihnen ist der bekannte Maler Mohamed Abla, der einige Jahre in der Schweiz und in Deutschland gelebt hat.
Mohamed Abla:
"Ich bin sauer und man soll kämpfen kämpfen. Die sind gegen alles, was zivil ist, was modern, alles was mit Kunst ästhetisch... sie haben kein Gefühl für das. "
Bestes Beispiel sei die aktuelle Diskussion islamistischer Politiker über die Abschaffung des Balletts im Kairoer Opernhaus:
Mohamed Abla :
"Ein Abgeordneter im Schura-Rat hat gesagt: Ballett ist eine Schande und Ballett ist keine Kunst. Und Ballett ist eine sexuelle Bewegung, Sexuelles hat er gesehen. Ich glaub, er hat nie ein Ballett gesehen... "
Ägyptens Präsident Mursi scheinbar doch. Während er zum aktuellen Kulturstreit zwischen seinem neuen Minister und den Künstlern schweigt, holten die Redakteure eines ägyptischen Privatfernsehsenders ein acht Jahre altes Interview Mursis aus dem Archiv.
Mursi in einer Talkshow, Arabischer Wortwechsel
"Der Körper, der Frau, der sich bewegt, noch dazu nur halb bekleidet, hat eine Art erotische Wirkung,"
so Mohamed Mursi damals.
"Und es gibt Leute, die darauf sexuell reagieren. Menschen sind Menschen!"