Monika Seynsche: Gestern tagte in Berlin die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft. Und das Thema war die grüne Informationstechnologie. Dabei wurde unter anderem ein Gutachten vorgestellt. Es heißt "Green-IT Nachhaltigkeit" des Berliner Borderstepinstituts, in dem es um den Energiebedarf geht. Mein Kollege Jan Rähm war für uns vor Ort und ist uns jetzt aus Berlin zugeschaltet. Herr Rähm, wie hoch ist denn der Energiebedarf der Informations- und Kommunikationstechnik laut diesem Gutachten?
Jan Rähm: Das Gutachten geht von ungefähr 60 Terawattstunden im Jahr 2010 aus. Und das entspricht ungefähr elf Prozent des Gesamtenergiebedarfs von Deutschland. Um das einfach mal einzuordnen: Das ist ungefähr die Energie, die 20 mittlere Kohlekraftwerke erzeugen, oder - um da einen Zahlenwert reinzubringen: Die Stadt Berlin hat im Jahr 2006 gesamt, also Bürger und Gewerbe, 13 Terawattstunden verbraucht. Das ist ein Viertel des Gesamtbedarfs 2010 der IT. Bis zum Jahr 2020 rechnen die Experten mit einer Steigerung um bis zu 50 Prozent. Das heißt, dann wird die IKT, also die Informations- und Kommunikationstechnik, ungefähr 90 Terawattstunden verbrauchen. Und das sind dann 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Der starke Anstieg des Verbrauchs ist auch unter anderem auf den Verbrauch in den Kommunikationsnetzen zurückzuführen. Denn Internet und Mobilfunk sind stark ausgebaut worden und werden auch noch stärker ausgebaut werden. Rückblickend auf die letzten Jahre kann man aber auch schon positive Signale sehen, denn im Bereich der reinen IT, also Server, Rechenzentrum, da gibt es eine Stabilisierung, da ist der Energieverbrauch halbwegs konstant geblieben.
Seynsche: Sie haben gerade die Server und so weiter angesprochen: Gibt es denn sonst noch Möglichkeiten, Energie zu sparen? Diese Zahlen sind ja sehr beeindruckend.
Rähm: Also es gibt da zwei Bereiche, die man unterteilt. Das ist einmal die Energieeinsparung in der IT selbst, das nennst sich "Green in der IT" und die Energieeinsparung, die durch Einsatz von IT geschehen können, das ist dann "Green durch die IT". Und die Stabilisierung - das war also der Bereich "Green in der IT" - und hier waren es die Einsparungen durch effizientere Technik. Das heißt stromsparende Server, verbesserte Kühlung, die Peripherie wird immer sparsamer gestaltet, die Gebäude, die Rechenzentren werden immer effektiver geplant. Und hier ist theoretisch auch noch durchaus weiteres Potenzial da. Da zweite Bereich, die Einsparung durch den Einsatz von IT, das sind sowas wie smarte Gebäude, die dann ihren Energiebedarf selbstständig regeln können - smarte Stromnetze, die die Energie von dort, wo sie gerade erzeugt wird, nach dort leiten, wo sie gerade gebraucht wird. Oder auch die Logistik, die immer effektiver wird durch den Einsatz von IT.
Seynsche: Kann man denn einfach in diesem ganzen Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie Energie einfach so einsparen oder kann man dann auch wieder dadurch neue Probleme verursachen?
Rähm: Ja, das kann man. Und zwar nennt sich das Ganze der Rebound-Effekt. Der wird bisher kaum oder zu wenig berücksichtigt. Man kann ihn als eine Art Bumerangeffekt beschreiben, dass die Einsparungen auf der einen Seite zu einer verstärkten Nutzung auf der anderen Seite führen. Ich gebe Ihnen auch hier ein kleines Beispiel: zum Beispiel das Cloud-Computing. Hier können Unternehmen in der Cloud, also in der virtuellen Welt, Rechenleistung buchen und brauchen sich jetzt nicht mehr energiefressende Rechner unter die Schreibtische stellen, können hier also Energie einsparen. Aber weil diese Cloud-Rechenleistung oftmals relativ günstig ist und immer verfügbar ist, kann es sein, dass die Unternehmen verstärkt darauf zurückgreifen und dadurch dann diese ganzen Einsparungen eigentlich wieder zunichte machen.
Seynsche: Gibt es da konkrete Handlungsempfehlungen, was man machen kann, um das zu verhindern? Das klingt ja nicht sonderlich zielführend.
Rähm: Nein, also zu dem Rebound-Effekt gibt es im Moment sehr wenig zu lesen und auch in dieser Studie steht drin, dass es deutlich mehr beachtet werden muss und auch miteinbezogen werden muss in die gesamte Planung. Aber im Zwischenbericht der Enquete-Kommission ist davon wiederum so gut wie nichts mehr zu lesen. Denn die Handlungsempfehlung, die im Gutachten ganz konkret drinstehen, sind im Zwischenbericht der Kommission eher schwammig ausgedrückt. Zum Beispiel schlägt die Studie vor, hier ganz klar ein Monitoring des Green-IT-Sektors zu betreiben, also wirklich auch die Werte zu erfassen und auszuwerten. Das lehnt die Kommission mehr oder weniger ab. Und auch die weiteren Handlungsempfehlungen, die im Gutachten drin sind, finden sich dann im Zwischenbericht nicht mehr. Vor allen Dingen: Was ganz klar fehlt, sind die Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung. Da kann man sagen: klare Fehlanzeige.
Jan Rähm: Das Gutachten geht von ungefähr 60 Terawattstunden im Jahr 2010 aus. Und das entspricht ungefähr elf Prozent des Gesamtenergiebedarfs von Deutschland. Um das einfach mal einzuordnen: Das ist ungefähr die Energie, die 20 mittlere Kohlekraftwerke erzeugen, oder - um da einen Zahlenwert reinzubringen: Die Stadt Berlin hat im Jahr 2006 gesamt, also Bürger und Gewerbe, 13 Terawattstunden verbraucht. Das ist ein Viertel des Gesamtbedarfs 2010 der IT. Bis zum Jahr 2020 rechnen die Experten mit einer Steigerung um bis zu 50 Prozent. Das heißt, dann wird die IKT, also die Informations- und Kommunikationstechnik, ungefähr 90 Terawattstunden verbrauchen. Und das sind dann 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Der starke Anstieg des Verbrauchs ist auch unter anderem auf den Verbrauch in den Kommunikationsnetzen zurückzuführen. Denn Internet und Mobilfunk sind stark ausgebaut worden und werden auch noch stärker ausgebaut werden. Rückblickend auf die letzten Jahre kann man aber auch schon positive Signale sehen, denn im Bereich der reinen IT, also Server, Rechenzentrum, da gibt es eine Stabilisierung, da ist der Energieverbrauch halbwegs konstant geblieben.
Seynsche: Sie haben gerade die Server und so weiter angesprochen: Gibt es denn sonst noch Möglichkeiten, Energie zu sparen? Diese Zahlen sind ja sehr beeindruckend.
Rähm: Also es gibt da zwei Bereiche, die man unterteilt. Das ist einmal die Energieeinsparung in der IT selbst, das nennst sich "Green in der IT" und die Energieeinsparung, die durch Einsatz von IT geschehen können, das ist dann "Green durch die IT". Und die Stabilisierung - das war also der Bereich "Green in der IT" - und hier waren es die Einsparungen durch effizientere Technik. Das heißt stromsparende Server, verbesserte Kühlung, die Peripherie wird immer sparsamer gestaltet, die Gebäude, die Rechenzentren werden immer effektiver geplant. Und hier ist theoretisch auch noch durchaus weiteres Potenzial da. Da zweite Bereich, die Einsparung durch den Einsatz von IT, das sind sowas wie smarte Gebäude, die dann ihren Energiebedarf selbstständig regeln können - smarte Stromnetze, die die Energie von dort, wo sie gerade erzeugt wird, nach dort leiten, wo sie gerade gebraucht wird. Oder auch die Logistik, die immer effektiver wird durch den Einsatz von IT.
Seynsche: Kann man denn einfach in diesem ganzen Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie Energie einfach so einsparen oder kann man dann auch wieder dadurch neue Probleme verursachen?
Rähm: Ja, das kann man. Und zwar nennt sich das Ganze der Rebound-Effekt. Der wird bisher kaum oder zu wenig berücksichtigt. Man kann ihn als eine Art Bumerangeffekt beschreiben, dass die Einsparungen auf der einen Seite zu einer verstärkten Nutzung auf der anderen Seite führen. Ich gebe Ihnen auch hier ein kleines Beispiel: zum Beispiel das Cloud-Computing. Hier können Unternehmen in der Cloud, also in der virtuellen Welt, Rechenleistung buchen und brauchen sich jetzt nicht mehr energiefressende Rechner unter die Schreibtische stellen, können hier also Energie einsparen. Aber weil diese Cloud-Rechenleistung oftmals relativ günstig ist und immer verfügbar ist, kann es sein, dass die Unternehmen verstärkt darauf zurückgreifen und dadurch dann diese ganzen Einsparungen eigentlich wieder zunichte machen.
Seynsche: Gibt es da konkrete Handlungsempfehlungen, was man machen kann, um das zu verhindern? Das klingt ja nicht sonderlich zielführend.
Rähm: Nein, also zu dem Rebound-Effekt gibt es im Moment sehr wenig zu lesen und auch in dieser Studie steht drin, dass es deutlich mehr beachtet werden muss und auch miteinbezogen werden muss in die gesamte Planung. Aber im Zwischenbericht der Enquete-Kommission ist davon wiederum so gut wie nichts mehr zu lesen. Denn die Handlungsempfehlung, die im Gutachten ganz konkret drinstehen, sind im Zwischenbericht der Kommission eher schwammig ausgedrückt. Zum Beispiel schlägt die Studie vor, hier ganz klar ein Monitoring des Green-IT-Sektors zu betreiben, also wirklich auch die Werte zu erfassen und auszuwerten. Das lehnt die Kommission mehr oder weniger ab. Und auch die weiteren Handlungsempfehlungen, die im Gutachten drin sind, finden sich dann im Zwischenbericht nicht mehr. Vor allen Dingen: Was ganz klar fehlt, sind die Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung. Da kann man sagen: klare Fehlanzeige.