Gefühle
Wie Liebe das Gehirn zum Leuchten bringt

Liebe lässt das Gehirn einer Studie zufolge in unterschiedlichen Bereichen besonders aktiv werden - und am allerstärksten bei elterlicher Zuneigung den eigenen Kindern gegenüber. Ähnlich stark sei die Aktivität bei der romantischen Liebe, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Cerebral Cortex" über die Ergebnisse einer kleinen Versuchsreihe.

    Ein Scan eines menschlichen Gehirns ist auf einem Bildschirm zu sehen.
    Scan eines menschlichen Gehirns. (dpa / picture alliance / Andrew Brookes)
    Menschen verwenden das Wort "Liebe" in ganz verschiedenen Zusammenhängen - für sexuelle Anziehung ebenso wie für Elternliebe oder die Liebe zur Natur. Ein Team der Aalto Universität in Espoo, Finnland, nutzte nun die funktionelle Magnetresonanztomographie, um die Gehirnaktivität von Menschen für bestimmte Szenarien aufzuzeichnen.

    Szenen der Liebe aktivieren das Gehirn

    Die 55 einbezogenen Männer und Frauen im Alter von 28 bis 53 Jahren hatten demnach jeweils mindestens ein Kind und sagten von sich selbst, sie seien in einer Liebesbeziehung. 27 Probanden hatten ein Haustier. 
    Die Teilnehmer bekamen im Tomographen kurze Geschichten zu sechs verschiedenen Arten von Liebe - zu den eigenen Kindern, dem Partner, Freunden, Fremden, Haustieren und der Natur - zu hören, über die sie anschließend zehn Sekunden nachdenken sollten.
    Geschichten zur Liebe zur Natur aktivierten in den Versuchen das Belohnungssystem und visuelle Bereiche des Gehirns, nicht aber soziale Hirnbereiche. Die elterliche Liebe hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Nur bei ihr wurden bestimmte mit Belohnung verbundene Bereiche des sogenannten Striatums stärker aktiviert, wie die Forschenden erläutern. Die mitfühlende Liebe zu Fremden wiederum rief insgesamt eine vergleichsweise geringe Gehirnaktivierung hervor.
    Auffällig war dem Team zufolge, dass die aktivierten Hirnareale sich bei allen Formen zwischenmenschlicher Liebe stark ähnelten, lediglich die Intensität der Aktivierung unterschied sich. Alle hingen mit sozialer Wahrnehmung zusammen. Bei der Liebe zur Natur und zu Haustieren fand sich dieses Aktivierungsmuster nicht.

    Deutliche kulturelle Unterschiede möglich

    Einschränkend gibt das Team zu bedenken, dass sich die Ergebnisse aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht verallgemeinern lassen. "Die Liebe ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das biologisch begründet und kulturell modifiziert ist", wird erläutert. Weitere kulturübergreifende und demografische Faktoren berücksichtigende Forschung sei erforderlich. Vor allem das Gefühlslevel gegenüber Fremden, Tieren und Natur werde stark von gesellschaftlichen und subjektiv-psychologischen Einflüssen geprägt.
    Diese Nachricht wurde am 26.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.