Der Geist von Spiez – das ist eine von vielen Legenden, die den WM Sieg der Deutschen 1954 umranken. Dieser besondere Teamgeist, der die Mannschaft von Sepp Herberger zum 3 zu 2 gegen Ungarn getragen haben soll – und der seitdem immer wieder versucht wird, zu kopieren.
2014 hat der DFB in Brasilien dafür sogar ein eigenes Ressort ausheben lassen: Campo Bahia. Deutschland wurde wieder Weltmeister. Bei der WM 2018 hausierte das Team dann auf einem alten Militärgelände. Die Stimmung war schlecht, die Mannschaft fliegt in der Vorrunde raus. Wohl auch ein Grund, warum der DFB diesmal das Campo Bahia in Herzogenaurach dupliziert hat.
Teamgeist beginnt lange vor dem Turnier
Aber nicht nur die Unterkunft entscheidet darüber, ob sie so etwas wie Teamgeist entwickelt. Für erfolgreiche Mannschaften sei es wichtig, dass sich eine bestimmte Haltung entwickle: "Wir, das Team, stehen zusammen, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen", erklärt Katja Kramaczyk, Verbandspsychologin beim Deutschen Handball-Bund. Dafür beginne die Arbeit nicht erst bei einem Turnier, so Kramaczyk: "Das fängt viel früher an."
Die ehemalige Handball-Nationaltorhüterin macht drei Phasen beim Teambuildung aus. Wenn eine Mannschaft neu zusammenkomme, müssten die Rollen geklärt werden: "Wer nimmt welche Rolle an, wer hat welche Persönlichkeit?" Sie nennt als Beispiel Mats Hummels und Thomas Müller, die nach längerer Zeit zurück in die deutsche Nationalmannschaft gekommen sind und wieder als Führungskräfte integriert werden müssen.
Ein Team muss gemeinsame Regeln finden
In einer zweiten Phase müsse sich das Team auf gemeinsame Normen, Regeln und Werte verständigen. Und in der dritten und letzten Phase gehe es darum, die Leistung abzurufen: Also etwa darum, ein gutes Turnier zu spielen.
Manchmal funktioniere es nicht mit dem Mannschaftsgeist, "weil ein Team aus Individuen besteht", so Kramaczyk. Es gebe mehrere Gründe für eine nicht funktionierende Mannschaft, beispielsweise Niederlagen und Konflikte, die nicht ausgesprochen werden. Es sei vor allem wichtig, dass kommuniziert wird, erklärte Kramaczyk. Es sei ein "Team-Killer", wenn Konflikte da sind, aber kein Raum, um diese anzusprechen.
Auch mangelnde Verantwortungsübernahme oder mangelnde Ziel-Orientierung könnten laut der Psychologin ein Grund für Misserfolg sein. Sie rät Mannschaften, individuelle Interessen zurückzustellen und zu klären: Wer wollen wir als Mannschaft sein?
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