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Wie Mannschaften erfolgreich werden
"Wichtig ist, dass kommuniziert wird"

Wer Fußball-Europameister werden möchte, muss vorher ein gutes Team werden. Der Prozess dazu fängt schon weit vor einem Turnier an, erklärt DHB-Verbandspsychologin Katja Kramaczyk im Dlf. Mannschaften müssten dafür einen Prozess durchleben, beim dem eigene Interessen zurücktreten müssten.

Katja Kramaczyk im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Matteo Pessina feiert mit seinen Teamkollegen sein Tor zum 1 zu 0 beim Spiel gegen Wales bei der Europameisterschaft 2020 am 20.06.20 in Rom.
Ein echtes Team: Italiens Nationalmannschaft nach dem Tor zum 1:0 beim EM-Vorrundenspiel gegen Wales. (IMAGO / Insidefoto)
Der Geist von Spiez – das ist eine von vielen Legenden, die den WM Sieg der Deutschen 1954 umranken. Dieser besondere Teamgeist, der die Mannschaft von Sepp Herberger zum 3 zu 2 gegen Ungarn getragen haben soll – und der seitdem immer wieder versucht wird, zu kopieren.
2014 hat der DFB in Brasilien dafür sogar ein eigenes Ressort ausheben lassen: Campo Bahia. Deutschland wurde wieder Weltmeister. Bei der WM 2018 hausierte das Team dann auf einem alten Militärgelände. Die Stimmung war schlecht, die Mannschaft fliegt in der Vorrunde raus. Wohl auch ein Grund, warum der DFB diesmal das Campo Bahia in Herzogenaurach dupliziert hat.

Teamgeist beginnt lange vor dem Turnier

Aber nicht nur die Unterkunft entscheidet darüber, ob sie so etwas wie Teamgeist entwickelt. Für erfolgreiche Mannschaften sei es wichtig, dass sich eine bestimmte Haltung entwickle: "Wir, das Team, stehen zusammen, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen", erklärt Katja Kramaczyk, Verbandspsychologin beim Deutschen Handball-Bund. Dafür beginne die Arbeit nicht erst bei einem Turnier, so Kramaczyk: "Das fängt viel früher an."
Die ehemalige Handball-Nationaltorhüterin macht drei Phasen beim Teambuildung aus. Wenn eine Mannschaft neu zusammenkomme, müssten die Rollen geklärt werden: "Wer nimmt welche Rolle an, wer hat welche Persönlichkeit?" Sie nennt als Beispiel Mats Hummels und Thomas Müller, die nach längerer Zeit zurück in die deutsche Nationalmannschaft gekommen sind und wieder als Führungskräfte integriert werden müssen.

Ein Team muss gemeinsame Regeln finden

In einer zweiten Phase müsse sich das Team auf gemeinsame Normen, Regeln und Werte verständigen. Und in der dritten und letzten Phase gehe es darum, die Leistung abzurufen: Also etwa darum, ein gutes Turnier zu spielen.
Players - der Sportpodcast So eine EM gab es noch nie: Spiele in elf Ländern quer über den Kontinent und darüber hinaus. Wie kam es zu so einem paneuropäischen Turnier? Wer profitiert von der EM in Pandemie-Zeiten? Spielt Klimaschutz überhaupt eine Rolle? Funktioniert das Corona-Schutzkonzept? "Players – der Podcast zur EM" beantwortet diese und viele weitere spannende Fragen zur Europameisterschaft.
Manchmal funktioniere es nicht mit dem Mannschaftsgeist, "weil ein Team aus Individuen besteht", so Kramaczyk. Es gebe mehrere Gründe für eine nicht funktionierende Mannschaft, beispielsweise Niederlagen und Konflikte, die nicht ausgesprochen werden. Es sei vor allem wichtig, dass kommuniziert wird, erklärte Kramaczyk. Es sei ein "Team-Killer", wenn Konflikte da sind, aber kein Raum, um diese anzusprechen.
Auch mangelnde Verantwortungsübernahme oder mangelnde Ziel-Orientierung könnten laut der Psychologin ein Grund für Misserfolg sein. Sie rät Mannschaften, individuelle Interessen zurückzustellen und zu klären: Wer wollen wir als Mannschaft sein?
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.