Politischer Journalismus
Wie Medien Parteien am rechten Rand bezeichnen

Wer hat nun bei der Europawahl in Frankreich gewonnen – eine „Rechtsextreme“ oder eine „Rechtspopulistin“? Und was ist mit der AfD? Ein Gespräch mit dem Politologen Marcel Lewandowsky über die schwierige Suchen der Medien nach genauen Zuschreibungen.

Marcel Lewandowsky im Gespräch mit Isabelle Klein |
Marine Le Pen, umringt von Journalisten und ihren Mikrofonen
Marine Le Pen - seit 2011 Vorsitzende der als rechtspopulistisch bis rechtsextrem eingestuften Partei Rassemblement National (RN) (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Thomas Padilla)
Oftmals ist es ja so, dass diese Begriffe ein wenig synonym zueinander verwendet werden: ‚rechts‘, ‚rechtsextrem‘, ‚rechtsradikal‘ und teilweise ‚postfaschistisch‘. Die sind auch miteinander verwandt, das ist also nicht ganz falsch“, sagte Marcel Lewandowsky im Deutschlandfunk.
Auf der anderen Seite würden die Begriffe dadurch aber ihre Trennschärfe verlieren. „Und man sollte schon einigermaßen präzise bleiben, um zu verstehen, was da gerade passiert.“
Erst einmal gehe es um einen genauen Blick auf die Parteien, erklärt Lewandowsky, der zu Parteien, Parteiensystemen sowie Populismus im internationalen Vergleich forscht. Für ihn als Politikwissenschaftler deutet das Programm der AfD auf eine rechtspopulistische Partei.

Krah und Höcke? "Das sind keine Populisten"

Hinzu kämen aber auch innerhalb der Partei „Kräfte, Individuen, Strukturen, Netzwerke, auf die eindeutig auch der Begriff rechtsextrem passt, weil sie das System der Demokratie als solches insgesamt ablehnen und etwas anderes fordern“.
Wenn es beispielsweise um Maximilian Krah oder Björn Höcke gehe, müsse der Begriff „rechtsextrem“ verwendet werden, stellt Lewandowsky im Interview mit dem Medienmagazin @mediasres fest. „Das sind keine Populisten, sondern das sind Rechtsextreme.“
Aber bei der AfD als Ganzes würde er von Rechtspopulismus sprechen.

"Schwammig benutzte Begriffe stärker präzisieren"

„Ich halte es für wichtig, diese zumindest auch in den Medien schwammig benutzten Begriffe ein bisschen stärker zu präzisieren, weil es ja schon auch dazu beiträgt, zu verstehen, was wir überhaupt vor uns haben“, sagt der Politikwissenschaftler.
Wenn geschrieben werde, die AfD sei eine faschistische Partei, gehe es ja auch um die Frage, warum die Partei eigentlich erfolgreich sei. „Sie ist zum Beispiel bei vielen Menschen erfolgreich, die sich für die wahren Demokraten halten – und andere für die Faschisten.“
Und um das zu verstehen und ernst zu nehmen, müsse man mit diesen Begriffen klarer sein.