Wie hat sich Trump genau ausgedrückt?
Das Kernzitat lautet: "Die USA werden den Gazastreifen übernehmen, und wir werden dort ganze Arbeit leisten." Im englischen Original: "The U.S. will take over the Gaza Strip, and we will do a job with it too." Zudem sagte er: "Wir werden ihn besitzen."
Wie konkret sind die Pläne?
Unter anderem wollen die USA nach den Worten Trumps die Blindgänger beseitigen, die zerstörten Gebäude abreißen, den Küstenstreifen einebnen und dann eine wirtschaftliche Entwicklung anstoßen, die eine "unbegrenzte Anzahl von Arbeitsplätzen und Wohnraum für die Menschen in diesem Gebiet" bieten werde. Dabei schloss Trump auch den Einsatz von US-Truppen nicht aus. Der Küstenstreifen habe das Potenzial, "die Riviera des Nahen Ostens" zu werden, meinte Trump. Später könnten sich dort Menschen aus aller Welt niederlassen.
Was soll mit den dort lebenden Palästinensern geschehen?
Trump zufolge werden die USA die Nachbarländer bitten, Palästinenser aufzunehmen. Viele der Staaten wollten dies, sagte Trump, ohne sie zu nennen. Man könne jetzt nicht in Gaza leben. Wenn man Jahrzehnte zurückschaue, gebe es nur Tod in Gaza. Trump sprach von 1,8 Millionen Menschen im Gazastreifen, andere Schätzungen gehen von 2,2 Millionen vor dem Krieg aus.
Wer soll künftig im Gazastreifen leben?
"Die Menschen der Welt", sagte Trump (engl. "the world's people"). Ausdrücklich spricht er davon, dass auch Palästinenser dazugehören würden.
Was ist wirklich neu an den Plänen?
Die Idee, dass die Palästinenser künftig in anderen arabischen Staaten der Region leben sollen, vertritt Trump bereits seit einer Weile und stößt damit auf Kritik. Jetzt hat er die Überlegungen zu einer Art Geschäftsidee weiterentwickelt.
Wie realistisch ist es, dass Trumps Idee auch umgesetzt wird?
Der Nahost-Experte Peter Lintl von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte im Deutschlandfunk, die Pläne seien so radikal (Audio-Link), dass man sich das gar nicht vorstellen könne. Lintl betonte, auch Saudi-Arabien spiele eine besondere Rolle, weil es sich gegen die Pläne stemme. Er könne sich nicht vorstellen, dass Saudi-Arabien nicht mehr auf einen palästinensischen Staat bestehen werde.
Die Palästinenser sehen den Gazastreifen als Teil eines von ihnen angestrebten eigenen Staates. Viele Bewohner haben erklärt, dass sie trotz der weitreichenden Zerstörung des Küstengebiets bleiben und sich am Wiederaufbau beteiligen wollen.
Ein weiterer Faktor ist die Finanzierung. Die Vereinten Nationen schätzten im Januar, dass 50 Millionen Tonnen Schutt beseitigt werden müssen, was 21 Jahre dauern und bis zu 1,2 Milliarden Dollar kosten könnte. Die Frage der Finanzierung ließ Trump offen.
Einige Experten bescheinigen Trump, zunächst extreme Positionen einzunehmen, um einen Rahmen für spätere Verhandlungen abzustecken. Während seiner ersten Amtszeit hatte der Geschäftsmann wiederholt außenpolitische Erklärungen abgegeben, die damals als übertrieben eingestuft wurden. Viele davon griff er nicht auf.
Wie reagieren die arabischen Staaten?
Trumps Ankündigung fand in der Nacht europäischer Zeit statt. Eine der ersten Reaktionen kam von einem Vertreter der radikal-islamischen Hamas, der erklärte, die Bevölkerung des Gazastreifens werde die Pläne nicht akzeptieren. Saudi-Arabien schloss erneut eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel aus, sollte es keine Zwei-Staaten-Lösung geben. Auch Ägypten und Jordanien lehnten die Pläne umgehend ab.
Was hat Israels Premierminister Netanjahu zu den Plänen gesagt?
Netanjahu ging während der Pressekonferenz nicht im Detail auf den Vorschlag ein. Er lobte Trump dafür, "frische Ideen" aufzubringen und eine Bereitschaft zu zeigen, mit konventionellen Denkmustern zu brechen.
Wie fallen die Reaktionen in den USA aus?
Der demokratische Senator Van Hollen wertete den Plan als Ankündigung eines schweren Völkerrechtsbruchs. Trump habe gerade gesagt, dass es die Politik der Vereinigten Staaten sein werde, zwei Millionen Palästinenser gewaltsam aus dem Gazastreifen zu vertreiben – so etwas nenne man auch ethnische Säuberung. Der demokratische US-Senator Chris Murphy erklärte, Trump habe "völlig den Verstand verloren".
Der einflussreiche republikanische Senator Graham aus South Carolina äußerte sich zurückhaltend. "Wir werden sehen, was unsere arabischen Freunde dazu sagen", sagte er dem Sender CNN. Die meisten Bürger seines Bundesstaates wären wahrscheinlich nicht begeistert, Amerikaner zur Übernahme des Gazastreifens zu entsenden.
Welche Äußerungen gibt es noch?
Australien und China verwiesen erneut auf die Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung. In Deutschland bezeichnete der außenpolitische Sprecher der SPD, Schmid, Trumps Vorschlag als "völlig inakzeptabel".
Diese Nachricht wurde am 06.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.