Spannungen um Grönland
Wie USA, Russland und China um Einfluss in der Arktis ringen

Der inoffizielle Besuch von US-Vizepräsident Vance auf einer amerikanischen Militärbasis auf Grönland wirft ein Schlaglicht auf die geopolitische Bedeutung der Region und auf die angrenzende Arktis. Nicht nur die USA zeigen Interesse an der rohstoffreichen Region und an den wichtigen Schifffahrtsrouten. Auch Russland und China erheben Ansprüche.

    Der russische Präsident Wladimir Putin spricht auf dem Internationalen Arktisforum in Murmansk.
    Russlands Präsident Putin auf dem Internationalen Arktisforum (Alexey Nikolskiy / Pool Sputnik Kremlin / AP / dpa)
    Die Spannungen rund um Grönland sorgen seit Wochen international für Schlagzeilen. Die strategisch wichtige Insel liegt zwischen Nordamerika und Europa. Da aufgrund des Klimawandels nach und nach mehr Seewege in der Arktis zugänglich werden, ist Grönland und die gesamte Region noch stärker in den Fokus der USA, Russlands und Chinas geraten.
    Bereits 2024 zeigte China mit drei Eisbrechern Präsenz in der Arktis, wie es in einem Bericht für die Stiftung Wissenschaft und Politik heißt. Nach Einschätzung des Autors signalisierte die Führung in Peking damit weitergehende Absichten wie zum Beispiel eine ständige Präsenz im Nordpolarmeer. 2013 erhielt China einen Beobachterstatus beim Arktischen Rat, ein Jahr später formulierte Staats- und Parteichef Xi Jinping für China Ambitionen einer „polaren Großmacht“ im Rahmen der sogenannten Belt and Road Initiative.

    „Weißbuch der Arktis“

    Peking hat dem Bericht zufolge seine diplomatische Präsenz in Ländern des Nordens seit 2014 verstärkt; im isländischen Reykjavik verfüge die Volksrepublik über die größte aller Botschaften. Im chinesischen Weißbuch zur Arktis, in dem sich China als „Near Arctic State“ bezeichnet, würden die Grundlagen arktischer Ordnungspolitik wie Arktischer Rat, Seerechtsübereinkommen und Polarkodex betont.

    Russisch-chinesische Militärkooperation

    In dem Bericht wird auf eine US-Studie aus dem Jahr 2023 verwiesen. Demnach haben im Juli 2024 patrouillierten chinesische und russische Langstreckenbomber im Nordpolarmeer nahe dem US-Bundesstaat Alaska. Die US-Marine erwarte „zunehmende Einsätze der chinesischen Marine in, unter und über arktischen Gewässern“, heißt es. So könnte Peking mit Unterseebooten im arktisch-nordatlantischen Raum seine Position als globale Militärmacht absichern und die USA aus der Arktis heraus direkt bedrohen.

    Russland sieht eigene Interesse durch US-Grönlandpolitik bedroht

    Nach Ansicht des russischen Präsidenten Putin meinen es die USA mit ihren Übernahmeplänen für Grönland „ernst“. Es sei „ein tiefer Fehler zu denken, dies sei eine Art extravagantes Gerede“ Washingtons, sagte Putin beim russischen Arktis-Forum in Murmansk. Moskau wirft den NATO-Staaten vor, das Gebiet als „Sprungbrett für mögliche Konflikte“ zu betrachten. Russland will deshalb seine militärische Präsenz dort ausbauen. Zugleich zeigte sich Putin offen dafür, gemeinsam mit westlichen Firmen die Bodenschätze der Arktis auszubeuten. Unter dem Eis der Arktis werden riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet. Russland hat Ansprüche auf mehrere Gebiete angemeldet, die es als unterseeische Verlängerung seiner Küste betrachtet.

    Unerschlossene Bodenschätze in Grönland

    Grönland ist mit einer Fläche von rund 2,16 Millionen Quadratkilometern die größte Insel der Welt. Geografisch ist die Insel ein Teil Nordamerikas. Die grönländische Hauptstadt Nuuk liegt näher an New York als an Kopenhagen. Der Hauptstadtflughafen wurde zuletzt ausgebaut, es starten und landen dort nun auch Langstreckenflüge, unter anderem nach New York.
    Derzeit lebt Grönland hauptsächlich von der Fischerei. Doch im Boden lagern wertvolle Rohstoffe, die bisher kaum genutzt werden. Laut dem staatlichen Geologischen Dienst Dänemarks und Grönlands verfügt die Insel über 36,1 Millionen Tonnen Seltener Erden. Allerdings sind davon laut dem United States Geological Survey (USGS) nur etwa 1,5 Millionen Tonnen tatsächlich abbaubar. Neben Seltenen Erden gibt es in Grönland auch Vorkommen von Lithium, Grafit und Kupfer.

    Trump droht mit Annexion Grönlands

    Trump hatte die Idee, Grönland zu kaufen, bereits während seiner ersten Präsidentschaft aufgebracht. Seit seinem erneuten Amtsantritt im Januar erklärte er mehrfach, Grönland unter US-Kontrolle bringen zu wollen. Die USA benötigten die strategisch günstig gelegene Insel für die nationale und internationale Sicherheit. „Ich denke, wir werden so weit gehen, wie wir gehen müssen. Wir brauchen Grönland und die Welt braucht Grönland, einschließlich Dänemark“, fügte Trump hinzu.
    Grönland und Dänemark lehnen eine Annexion entschieden ab. Die Regierung in Kopenhagen kündigte bereits Milliardeninvestitionen in die militärische Präsenz im Norden an. Die EU bemüht sich ebenfalls um den Zugang zu den grönländischen Bodenschätzen. International nehme das Bewusstsein zu, „dass eine Diversifizierung der Bezugsquellen nötig ist, insbesondere wenn es um die Abhängigkeit von China bei seltenen Erden geht“, sagt Ditte Brasso Sorense vom Think Tank Europe.
    Diese Nachricht wurde am 28.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.