Bruckner-Gesamtaufnahme
Wie viel Orgel steckt in Bruckners 1. Sinfonie?

Anton Bruckner schrieb seine erste Sinfonie in Linz, damals war er noch Domorganist dort. Lässt sich diese Sinfonie darum besonders leicht auf die Orgel übertragen? Organist Eberhard Klotz hat alle Bruckner-Sinfonien bearbeitet und kommt zu einer überraschenden Erkenntnis.

Am Mikrofon: Maria Gnann | 13.05.2024
Die Vorderansicht eine Orgel, man sieht die großen silbernen Pfeifen. Die Orgel steht in einer großen Kirche in Linz.
An der Orgel im Alten Dom in Linz hat Anton Bruckner 13 Jahre lang gespielt. Heute heißt sie darum Brucknerorgel. (imago images / chromorange / Weingartner-Foto)
"Die erste Sinfonie ist ein gigantischer Wurf", sagt Organist Hansjörg Albrecht. Er hat zum Bruckner-Jubiläumsjahr alle Sinfonien in Transkriptionen für die Orgel aufgenommen. Dabei ist er auf verschiedene Bearbeitungen gestoßen, hat die von Erwin Horn und von Eberhard Klotz.

Schon als Teenager Bruckner-Fan

Organist Eberhard Klotz hat alle Bruckner Sinfonien für sein Instrument bearbeitet, schon als Jugendlicher hat er sich in die Klangmassen der Bruckner-Werke verliebt. Die erste Sinfonie zeichnet sich durch jugendliche Frische aus, meint Klotz.
„Man merkt, dass Bruckner jung ist, er will was machen, probiert aus, er experimentiert. Er bringt auch was ganz Neues. Der Anfang ist schon fast so ein Mahler-artiger Marsch. Es gab es ja vorher nie, dass eine Sinfonie so anfängt.“

Anderthalb Jahrzehnte für Bruckner

Die Arbeit an den Orgel-Transkriptionen hat 14 Jahre gedauert, zum Jubiläumsjahr 2024 konnte Eberhard Klotz sie abschließen. Sein Anspruch an die Transkriptionen war nicht eine quasi fotografische Übersetzung, er versteht es als eigene Kunstform, die versucht der Sinfonie mit den Mitteln der Orgel gerecht zu werden.
„Man darf sich nicht einfach so vorstellen, dass Bruckner beim Orchester einfach die Orgel-Register gezogen hat", erklärt Klotz. "Er kannte sich schon sehr gut aus mit Orchestration auch und schreibt auch wirklich für das Orchester. Das ist ein bisschen eine volkstümliche Vorstellung: Weil er Organist war, hat er jetzt einfach das Orchester als Riesenorgel gesehen. So darf man das, glaube ich, nicht sehen."

Von Sinfonie zu Sinfonie

"Es ist komisch, dass er später eigentlich mehr diese breitflächigen Themen und diese Harmonien auch diese Choräle hatte in den späteren Sinfonien. Er wird auch immer langsamer mit der Zeit von dem ganzen Duktus, es ist ja immer feierlicher, getragener, was dann der Orgel vielleicht auch mehr entspricht."
Und weiter sagt Klotz: "Deswegen war die erste auch besonders schwer zu bearbeiten, fand ich, weil sie eben noch relativ weit weg ist von der Orgel.“

Originaler Klang gegenübergestellt

In der Sendung werden Orgelfassung und das Orchesteroriginal gegenüber gestellt. Diese Aufnahmen stammen vom Gürzenich-Orchester Köln, das alle Sinfonien von Anton Bruckner in Co-Produktion mit dem Dlf aufgenommen hat. In dieser Sendung wird die 1. Sinfonie in der Linzer Erstfassung vorgestellt. Wieviel Orgel steckt in diesem Sinfonie-Erstling?